2011-01:Unbedenklicher Konsum

Aus grünes blatt
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Floh Eine schon ein paar Wochen alte Meldung: “90 Protzent der Verbraucher_innen wünschen sich ein Produkteübergreifendes Label für unbedenklichen Konsum.” Grund sei, so wurde mancherorts ausgeführt, dass die vielen verschiedenen (Bio-) Etiketten verunsichern. Es wird also unbedenklicher Konsum gefordert. Was soll bitteschön unbedenklich sein? Dass der Konsum nicht bedacht werden muss? Und was soll damit gewonnen sein? Richtig: Mensch muss sich kein schlechtes Gewissen mehr machen. Dass auch die industrielle Bio-Landwirtschaft umweltzerstörerisch ist, dass weiterhin Menschen unter sklavenähnlichen Verhältnissen auf den Bio-Bananenplantagen arbeiten, dass weiterhin Kinder 20 Stunden am Tag Bio-Klamotten nähen, dass weiterhin Tiere zusammengepfercht in Bio-Massentierhaltungsanlagen dahinvegetieren. Was solls, wenn nicht mehr drüber nachgedacht werden muss, weil andere einem das denken abnehmen?

Dass bei Bio- /Öko-Zertifikaten regelmäßig geschummelt und verarscht wird ist klar, das eigentliche Problem aber nicht. Das eigentliche Problem ist, dass diese Zertifikate innerhalb von Rahmenbedingungen, die diese Ansprüche per se verunmöglichen eine ökologische /soziale Verträglichkeit suggerieren. Wo das Problem ist, dass ein über den Markt vermittelter Austausch zwischen Produzent_innen und Konsument_innen zu einer Entfremdung führt, die es den Konsument_innen unmöglich macht den Produktionsprozess zu beobachten und mit zu beeinflussen, und die es den Produzent_innen unmöglich macht, nach dem eigenen Gewissen, oder den eigenen Vorstellungen zu produzieren, weil mensch den Markdynamiken unterworfen ist, soll nun eine weitere Entfremdung die Lösung sein? Die Entfremdung vom eigenen Gewissen und dem eigenen Urteilungsvermögen. Sich selber Gedanken darüber zu machen nach welchen Kriterien mensch Produkte bewertet in der Frage der Vertretbarkeit.

Es müsste sich genau in die andere Richtung bewegt werden. Weniger Entfremdung: Produktionsverhältnisse aufbauen, in denen ein persönlicher Kontakt zwischen Produzent_innen und Konsument_innen besteht, oder sich beides im besten Fall sogar überschneidet. Konsequent kann die Entfremdung aber nur außer Kraft gesetzt werden, wenn die warenförmige Produktion außer Kraft gesetzt wird. Sprich, wenn nicht dafür produziert wird, dass eine Ware auf dem Markt einen gewissen Preis erzielt, sondern dafür, dass das Produzierte von Menschen (zu denen im Idealfall ein Kontakt besteht) gebraucht wird. Soziale Beziehungen treten an die stelle des Geldes und alles gehört allen.