2016-01:Das Lausitzer Revier besetzen: LAUtonomia als Teil einer dynamischen Klimabewegung

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Das Lausitzer Revier besetzen

LAUtonomia als Teil einer dynamischen Klimabewegung

LAUtonomia Seit März 2016 besetzen wir ein Waldstück am Tagebau Nochten – und sind damit die zweite momentan aktuelle langfristige Waldbesetzung in der BRD, neben dem Hambacher Forst.

Das Lausitzer Revier ist das zweitgrößte Kohleförderungsgebiet in der BRD, mit etwa zwei Drittel der Kapazität des Rheinischen Reviers. Wir sind nicht zufällig im ersten Halbjahr 2016 gekommen (auch wenn wir uns manchmal wünschen, wir wären schon vor 5 Jahren hier gewesen), denn gerade jetzt gerät die politische Lage der Lausitzer Braunkohle in Bewegung.

Realpolitisch interessant war und ist der Verkauf der Lausitzer Braunkohlesparte an den tschechischen Investor EPH durch den bisherigen Besitzer Vattenfall, einen schwedischen Staatskonzern. Bewegungspolitisch inspiriert wurden wir durch die Entscheidung des Ende Gelände-Bündnisses, Mitte Mai 2016 mit einer Massenaktion die Braunkohleinfrastruktur hier zu blockieren. Das ist nun bereits Geschichte.

Für Ende Gelände kam eine Vielzahl an Menschen in die Lausitz – Menschen, die das Bedürfnis haben, mit direkten Aktionen dem Kohleabbau Einhalt zu gebieten. Ende Gelände aber ist notwendigerweise darauf angelegt, ein Kurzevent zu sein, nur wenige Tage dauernd. Das ist uns nicht genug – und vielen anderen sicher auch nicht. Vor diesem Hintergrund finden wir es besonders wichtig, die Möglichkeiten zu schaffen, langfristig in der Region aktiv zu sein und gegen die Braunkohle zu arbeiten.

Die Klimabewegung ist im Umbruch – seit Jahren wächst sie kontinuierlich, und gehört unbestritten zu den dynamischsten Bewegungen, die es im deutschsprachigen Raum momentan gibt, unabhängig von der tagespolitischen Lage. Seit 2011 gibt es im Hambacher Forst endlich wieder eine langfristige, große Waldbesetzung innerhalb der BRD. Im Rheinland wurden über die Jahre Erfahrungen in der Blockade von Schwerlastbahnen und Großgeräten gesammelt und die Grenzen der Kohleinfrastruktur kontinuierlich ausgetestet.

Diese Erfahrung machte sich die Bewegung nun zunutze, als 2015 die erste Massenblockade im rheinischen Revier organisiert wurde. Mehr als 1500 Menschen stürmten den Tagebau Garzweiler und besetzten den Schaufelradbagger. Polizei und Betreiber RWE waren machtlos. Daran wurde im Mai 2016 im Lausitzer Revier angeknüpft. Aber schon bei den Planung für diesen Schritt war klar, dass man den nächsten bereits im Blick hat. Für 2017 will die Klimabewegung zu weiteren Massenaktionen ins Rheinland mobilisieren, um endlich aus eigener Kraft ein Großkraftwerk abzuschalten.

LAUtonomia versteht sich als aktiver Beitrag zu dieser Bewegung. Wenn wir den Anspruch haben, der globalen Erwärmung und damit der Kohleverstromung ernstzunehmend entgegenzutreten, darf Ende Gelände 2016 in der Lausitz kein Gastspiel bleiben. Wir brauchen dauerhafte Stand- und Stützpunkte in allen Braunkohlerevieren, Orte des Widerstands, in denen wir uns organisieren und die Energiekonzerne das Fürchten lehren können. LAUtonomia soll das perspektivisch für die Lausitz leisten.

Klar ist, dass der Weg dorthin lang ist und wir noch im Aufbau sind. Momentan sind wir vollauf damit beschäftigt, das Projekt zu etablieren und die Besetzung aufrechtzuhalten. Dabei wollen wir aber nicht stehenbleiben, und dafür werden wir Unterstützung benötigen. LAUtonomia soll auch eine Brücke zu anderen Kampffeldern schlagen. Mit dem Truppenübungsplatz Oberlausitz und den vielen Tierfabriken in der Region gibt es dafür reichlich Ansatzpunkte. Das Schaffen von linken Projekten in der Peripherie ist zudem ein aktiver Schritt gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft.

Und wie geht es weiter?

Nach Ende Gelände und der Waldwoche blicken wir der Rodungssaison im Herbst entgegen, die höchstwahrscheinlich eine Räumung bringen wird – was uns natürlich auch vorher jederzeit blühen kann, vor allem im Hinblick auf den Eigentümerwechsel. Über den Sommer muss es darum gehen, das Projekt in der Region und die Besetzung im Wald so stark zu verankern, dass wir nicht einfach hinausgeworfen werden können. Wir sind nicht gekommen, um passiv im Wald zu sitzen. Wir wollen zum einen direkt mit den Anwohner*innen zusammenarbeiten, und zum anderen die Betriebsabläufe der Kohleförderung immer wieder direkt stören, wie es im Hambacher Forst seit Jahren vorgemacht wird.

Größtes Hindernis auf dem Weg dorthin ist immer noch, dass wir wenige sind. Damit beantwortet sich auch die Frage, was am dringendsten gebraucht wird. Zum einen Menschen, die für Tage, Wochen, Monate kommen, um uns zu unterstützen. Die Anwesenheit weniger Menschen kann im Umgang mit dem Sicherheitsdienst bereits einen großen Unterschied machen. Zum anderen Menschen, die dauerhaft kommen, und dieses Projekt zu ihrem Projekt machen! Egal ob ihr eure Stärken im Klettern und Leben im Wald oder in der Hintergrund-, Internet- und Pressearbeit seht – kommt her, macht mit uns die Lausitz unsicher! Wenn ihr Fragen habt oder vorbeikommen wollt, meldet euch bei uns einfach per Mail: lautonomia@riseup.net. Wichtige Infos und Updates findet ihr auf unserer Website (lautonomia.blogsport.eu), oder in unserem Twitter-Feed (twitter.com/LAUtonomia)

[Update 19.5.: Die Besetzung wurde geräumt und 21 Menschen zur Wache nach Weisswasser gebracht.]