2015-03:rez39

Aus grünes blatt
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Melanie Pichler
Umkämpfte Natur
(2014, Westfälisches Dampfboot in Münster, 248 S.)
Es kommt nicht besonders häufig vor, dass sozialpolitische Studien an Umweltfragen aufgezogen werden. Umso wertvoller der Versuch in diesem Buch: Die Frage der Palmöl- und Agrartreibstoffproduktion wird, an Beispielen von Südostasien, weniger als ökologisches Problem, sondern als Ausdruck von Herrschaftsverhältnissen erörtert. Vertreibung, Kämpfe um Land und politische Steuerung, innen- und außenpolitische Interessen und die Asymmetrie im Ringen zwischen Nationalstaaten, Konzernen und betroffener Bevölkerung werden ebenso behandelt wie Versuche, z.B. durch Zertifizierungen das Schlimmste zu verhindern oder zu verschleiern. Die Autorin nimmt einen kritischen Blickwinkel ein, lässt durch das abgehobene Niveau in Sprache und theoretischem Zugang aber mitunter vermissen, dass es nicht nur um abstrakte Gesellschaftsteile, sondern vor allem um reale Menschen geht, die betroffen sind.

Bertram Verhaag und Eva Linke
Vom Wert der Tiere
(2015, www.denkmalfilm.tv in München, 25min)
Ein kurzer Film, in dem drei Positionen gegenübergestellt werden: Die des Versuchs, rücksichtsvoll Tiere zu halten und auch zu töten, dann eine theologisch-moralische Ablehnung von Tiertötung und schließlich Statements von der Straße, die überwiegend für das Recht auf Tötung plädieren. Die Letzteren wirken schlüssig, wenn auch zum Teil krass: Das Recht des Stärkeren sei halt natürlich. Alle anderen Positionen leiden darunter, dass gar keine tierrechtliche Denkrichtung im Film gezeigt wird. Daher muss auch niemand darauf eingehen. Warum der Film trotz seines Titels keine konsequenten Gegner_innen jeder Tierunterdrückung zu Wort kommen lässt, erschließt sich nicht. Diese Lücke macht ihn weitgehend unbrauchbar.

Bertram Verhaag
Samen in die Herzen säen
(2015, www.denkmalfilm.tv in München, 38min)
Ein Reisebericht mit viel Inhalt: Die Kamera verfolgt Referent_innen, Expert_innen, Interessierte und Mitreisende auf einer Zugfahrt durch Österreich und Slowenien nach Kroatien. Im Zug, unterwegs und am Zielort kommt es zu Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen über die Frage der Herkunft und des Erhalts vielfältigen Saatguts. Die Themen gehen in die lange Geschichte der Züchtung, berühren wissenschaftliche, philosophische und mitunter schräg wirkende, esoterische Sichtweisen. Durch den roten Faden der Tour werden sie zu einer Perlenschnur voller Anregungen, die sich unterhaltsam und aufklärend aneinander reihen.