2014-02:Gentechnikticker

Aus grünes blatt
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Ticker: Agrogentechnik und ihre Seilschaften

Neues vom Acker (machen)!

jb Kampagne „Monsanto auf Deutsch“
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401/903283
saasen ÄTT projektwerkstatt.de[1], http://www.biotech-seilschaften.de.vu

Die Aussaatphase 2014 ist durch – und kein Feld mit GVO wurde in Deutschland angemeldet. Das zweite Jahr in Folge ohne gentechnisch veränderte Pflanzen läuft. Da auch der Pferdeversuch in Mecklenburg-Vorpommern beendet wurde, gibt es wohl nichts - außer den unbekannten Sequenzen in Pflanzen von den Auskreuzungen und dem Durchwuchs aus vergangenen Versuchen (siehe „grünes blatt“ 1/2014). Dass es zur Zeit keine Felder gibt, verschafft etwas Luft für andere, genauso wichtige Themen. Und für den Protest gegen die konkreten Orte, von denen aus die Agrogentechnik vorangetrieben wird. Ob das Patentamt (wo „Kein Patent auf Leben“ bereits unterwegs ist), die Jahreshauptversammlungen oder Niederlassungen der Konzerne, Institute an Universitäten und vieles mehr – überall lauert das noch. Sie alle wollen ein Comeback der Agrogentechnik und es wäre schlau, die Hintergrundinfrastruktur weiter zurückzudrängen. Sonst bleiben die immer in den Startlöchern. Denn dass es zur Zeit keine Felder mehr gibt in Deutschland, wäre nur von begrenztem Nutzen, wenn die Infrastruktur erhalten geblieben wäre. Zum Glück hat der Widerstand aber AgroBioTechnikum, BioTechFarm, das Biosicherheitsprogramm und einiges mehr selbst geschliffen, d.h. es ist mehr passiert als nur Felder zu verhindern.


1.200 wissenschaftlich fundierte Studien zeigen negative Auswirkungen von GVO

Der glühende GVO-Befürworter David Tribe hat eine vielzitierte Liste (http://gmopundit.blogspot.co.uk/p/450-published-safety-assessments.html) von mehr als 600 Studien publiziert, die seiner Meinung nach „die allgemeine Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit“ von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln unter Beweis stellen. GMO Free USA hat daraufhin eine Aufstellung (http://gmofreeusa.org/gmos-are-top/gmo-science/) mit mehr als 1.200 Studien veröffentlicht, in der negative oder potenziell negative Auswirkungen von GVO und den entsprechenden Pestiziden aufgeführt sind.


Applaus: AbL auf politisch spannenden Pfaden

Gentechnikfrei ist nicht genug (oder sind wir zufrieden, wenn Regenwälder in Zukunft für gv-freies Soja umgenietet werden?). „Bio“ auch nicht, wenn ungespritzte Äcker ausgeräumte Landschaften schaffen oder die zertifizierten Kartoffeln aus Ägypten kommen. Öko- und soziale bzw. Machtfragen gehören zusammen. Die neue Ausgabe der „Unabhängigen Bauernstimme“ macht da Mut. Aus der Ecke bäuerlicher Landwirtschaft wird der Anspruch formuliert, ökologisch anzubauen. Und die Idee solidarischer Landwirtschaft, also der Verzicht auf Marktwirtschaft und Konkurrenzkämpfe, findet immer mehr Platz. Das ist die richtige Richtung. Denn Gentechnikfreiheit ist wichtig, aber viel zu wenig!


Passendes Buch: „Höfe der Zukunft“

Trauger Groh und Steven McFadden nehmen die Leser_innen mit auf den Weg durch Geschichte, Ideen, Möglichkeiten und praktische Umsetzung solidarischer Landwirtschaft. Ihre Kritik richtet sich gegen den technokratischen Ansatz einer profitorientierten Agrarwissenschaft, die aus Boden, Tier und Pflanzen nur noch rauszuholen versucht, was geht und profitabel ist. Sie stellen dem ein Bild einer organischen, vernetzten Landwirtschaft entgegen und werben dafür, praktisch zu werden. Dazu enthält das Buch etliche Tipps, die auch soziale Fragen (z.B. die Einbindung einkommensschwacher Menschen) einschließt (2013, Verlag Lebendige Erde in Darmstadt, 24 €).


Wer hat Kontakte nach Rumänien oder sucht Kooperation?

Es liegt eine Anfrage von jemand vor, die aus Rumänien kommt und dort noch viele Kontakte hat. Fracking, Gentechnik und mehr sind da heiße Themen. Gibt es Kontakte oder mögliche Unterstützer_innen? Kennt jemand wen oder hat Lust, da was zu machen? Dann bitte melden (Adresse siehe Einleitung).


Neues Buch „Gentechnik und Macht“

Nummer 5 und 6 der kleinen Bücher aus der Projektwerkstatt zu Theoriethemen sind erschienen – und eines heißt „Gentechnik und Macht“. Es ist ein kleines Büchlein mit Texten und Zitaten zum Zusammenhang von Herrschaft und gentechnischer Manipulation an Nutztieren und -pflanzen. Im Mittelpunkt steht die Kritik an Saatgutkontrolle, Patenten und Ingenieursmethoden im Sozialen. Ebenso beleuchtet werden die spendenorientierten Strategien von Umweltverbänden, Grünen und anderen, die auf Herrschaftsanalyse verzichten und deshalb in gefährliche Argumentationen abrutschen. Das Büchlein hat 64 Seiten und kostet 3 Euro.

Unter den ersten vier der Buchreihe waren zudem schon zwei zu Themen, die eng mit dem Thema Agrogentechnik verbunden sind und auch jeweils 3 Euro kosten, nämlich

  • Den Kopf entlasten. Sog. Verschwörungstheorien: Woher kommen sie? Was bewirken sie? Und was ist von ihnen zu halten? 11.9., Bilderberger, BRD GmbH, das böse Finanzkapital, Chemtrails, Zinsen: Das Büchlein erklärt die Funktionsweise solcher Mythen, was an ihnen nützlich und was gefährlich ist. Etliche vereinfachte Welterklärungen werden vorgestellt. Gegenbelege sind aufgeführt.
  • Macht und Umwelt: Über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung. Texte und Thesen zur Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung. Es zeigt sich, dass machtförmige Verhältnisse gleichzeitig die Voraussetzung wie auch das Mittel der rücksichtslosen Aneignung von Rohstoffen, Land und allen anderen Lebensgrundlagen sind.


Datenbank: GVO in Europa

Nur wenige gentechnisch veränderte Pflanzen dürfen in Europa angebaut werden - und das auch nicht in allen Ländern. Ganz anders sieht es bei der Zulassung für den sonstigen Handel oder von Lebensmitteln und Futtermitteln aus. Da gibt es jede Menge zugelassene Sorten, nicht nur landwirtschaftliche Pflanzen, sondern z.B. auch Zierblumen. Eine Propagandaseite pro Agrogentechnik (ursprünglich mal von kritischen Verbraucher_innenverbänden gegründet, aber dann sanft eingekauft) namens „Transgen“ bietet ein Abfrageformular, mit dem sich herausfinden lässt, was alles zugelassen ist oder war. Die Datenbank findet sich unter http://www.transgen.de/zulassung/gvo/.


DVD und Vortrag zu Widerstandsstrategien: „Die Mischung macht's!“

Die neue DVD bietet den professionellen Mitschnitt der Veranstaltung „Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik“ (3.4.2014 in Bayreuth, Referent: Jörg Bergstedt ). Sie enthält gut 1,5 Stunden spannende Rückblicke auf den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland. Seit 2013 gibt es kein Feld mit GVO mehr: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Und was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder Schlachthöfe, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre. Am Ende folgen Thesen für eine entschlossenere Protestkultur auch zu anderen Themen.

Die DVD kann auch öffentlich vorgeführt werden. Der Kaufpreis von 7 € beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen. ISBN beim SeitenHieb-Verlag 978-3-86747-068-1 (108min). Der Vortrag ist auch live möglich als Ton-Bilder-Schau (siehe http://www.vortragsangebote.de.vu).


Freispruch: Feldbefreiung

Es stand bei Zeit-Online am 14.5.2014: "Im Berufungsprozess um die Zerstörung von 70 gentechnisch veränderten Rebstöcken auf einem Versuchsfeld im Elsass hat das Berufungsgericht in Colmar alle 54 Angeklagten freigesprochen. Die Genehmigung für dieses Versuchsfeld durch die Pariser Regierung sei "illegal" gewesen, stellte das Gericht am Mittwoch fest. Daher sei die Zerstörung der Rebstöcke im August 2008 kein Delikt gewesen (siehe hier).


  1. Zum Schutz vor automatischen Mailadressen-Robots, die nach Adressen suchen und diese dann mit Spam-Mails überfluten, ist diese Mailadresse für diese Robots unleserlich formatiert. Um eine korrekte Mailadresse zu erhalten muss ÄTT durch das @-Symbol ersetzt werden.