2013-03:Gladio - NATO-Terror in Europa

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Gladio - NATO-Terror in Europa

kardan Dass die North Atlantic Treaty Organization (NATO) kein Friedensbündnis ist und niemals war, zeigt ein Blick auf ihre Anfänge. Seitdem wurde die zivile Welt militarisiert und ihr militärischer Apparat ist explodiert. Wenn Merkel von der Notwendigkeit eines "europäischen Rettungsschirms" spricht, ist das Vokabular aus der Zeit des atomaren Wettrüstens und deutet den zivil-militärischen Charakter internationaler Wirtschaftspolitik an.

Wie auf der Teheran-Konferenz im November 1943 und im Februar 1945 in Yalta angekündigt, erklärte Stalin exakt drei Monate nach der Kapitulation von Nazi-Deutschland Japan am 8. August 1945 den Krieg. Eine Stunde später begannen seine Truppen an drei Fronten mit dem Einmarsch in die Manschurei im Nordosten Chinas, die 1931 in Folge des ersten japanisch-chinesischen Krieges von Japan annektiert worden war. Es ging damit um lang umkämpftes Gebiet und jeder Tag der Überraschungsoffensive brachte territoriale Vorteile für die Sowjetunion. Bereits 1939 hatte diese Japan bei Grenzkonflikten um Khalkhin Gol unterworfen und 1941 in einen Neutralitätspakt gezwungen, welcher im April 1946 ausgelaufen und laut Stalin nicht erneuert worden wäre. Da 1948 in Folge des kommunistischen Februarumsturzes in der Tschechoslowakei und der Berlin-Blockade im April die im September 1948 gegründete Westeuropäische Union ohne die USA als nicht handlungsfähig genug erschien, wurde am 4. April 1949 in Washington der Nordatlantikpakt zur Gründung der NATO unterzeichnet. Laut deren ersten Generalsekretär Genernal Ismay galt es, "die Russen draußen zu halten, die Amerikaner rein zu holen und die Deutschen unten zu halten.". Der erste Stellvertreterkrieg der beiden Besatzermächte unter UN-Beteiligung in Korea 1950 verstärkte die Angst vor einer sowjetischen Invasion, sodass Europa massiv aufgerüstet werden sollte. Dies gelang trotz umfangreicher Militärhilfe der boomenden US-Industrie nur stockend, doch die finanzielle Unterstützung des Marschall-Plans schweißte Europa langfristig an das Militärbündnis.

Während GB und USA stritten, wie sie Griechenland und die Türkei langfristig unter militärische Abhängigkeit bringen könnten, forcierte Konrad Adenauer heimlich die Gründung einer westdeutschen Armee und bekräftigte öffentlich die Notwendigkeit von 50.000 (Polizei-) Truppen in Deutschland. Seit 1952 wurden von der CIA Nazigrößen zum Aufbau des späteren BND angeworben (Operation Gehlen). Ein Beitrittsgesuch zur NATO seitens der SU zur Stärkung des Friedens in Europa von 1954 wurde aus Angst vor der Unterhölung des Bündnisses abgelehnt und statt dessen 1955 mit dem Beitritt der BRD beantwortet. Zwei Jahre nach der Stationierung von 16 "Atom-Anni" in Mainz, Nürnberg, Bamberg-Breitenberg und Grafenwöhr konnten damit Wehrmachtoffiziere neben den neu gegründeten Bundesnachrichtendienst und Bundesamt für Verfassungsschutz nun auch in der NATO Karriere machen.

Mit der 1952 eingeführten Strategie der "Vorwärtsverteidigung" sollte die Unterlegenheit bei konventionellen Waffen gegenüber der SU mit Atomwaffen ausgeglichen werden, 1957 konkretisiert durch das Abschreckungskonzept der "Massiven Vergeltung". Weil sich Kennedy gegen eine selbstständige europäische NATO-Atomstreitkraft aussprach, legte General Norstad, der als Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) - NATO-Kommandeur in Europa - wiederholt auf einen stärkeren Aufbau der NATO-Truppen mit Langstreckenraketen gedrängt hatte, ein Rücktrittsgesuch ein und wurde nach der Kubakrise im Oktober 1962, bei der die SU den Abzug der 26 1960 dort stationierten Jupiter-Langstreckenraketen erwirkte, am 1. Januar 1963 von Lyman Lemnitzer abgelöst.

Lemnitzer als SACEUR

Als Mitglied der faschistischen John-Birch-Gesellschaft war Lemnitzer fasziniert von der Präzison des Aufseherstaates in Nazi-Deutschland. Von ihm stammt der Plan für die nicht ausgeführte “false flag”-Operation Northwoods, um Amerika in den (Atom-) Krieg gegen Kuba und damit Rußland zu zwingen. Der Autor und Historiker Richard Cottrell sagt in einem Interview: "Eisenhower kam ihm zur Hilfe durch Erhebung ins Pentagon. Er behandelte Lemnitzer wie seinen eigenen Sohn und machte ihn zum Kommandeur der Armee und später des Pentagon. Eisenhower ermöglichte das Wiedererstarken des militärisch-industriellen Komplexes und leitete das Wettrüsten ein, um die Verbreitung von Atomwaffen auf der ganzen Welt voran zu treiben. Er gehörte damit zu den Verfechtern “künstlicher Angst”, welche der Bevölkerung einhämmerten, es wäre unsicher, dass sie am nächsten Morgen wieder aufwachen würden. Er machte damit nicht Rußland oder den Kommunismus, sonden die Bevölkerung zum eigentlichen Feind, den es auf die Seite des Staates zu zwingen galt."

Als NATO-Befehlshaber in Europa gründete Lemnitzer gemäß der Strategie der Angst militärische Schläferzellen für die als real angesehene Möglichkeit, dass sowjetische Truppen Europa überrennen würden. Ahnlich der Nazi-Strategie “Operation Werwolf" sollten diese bei einer militärischen Niederlage hinter den Linien Attentate und Sabotageaktionen auf Infrastruktureinrichtungen wie Bahnlinien, Bahnhöfe und Brücken verübt werden.

Nach dem Vorbild der britischen Special Operations Executive wurden seit den 1950er Jahren Agenten ausgebildet und europaweit illegale Waffendepots angelegt. Im Raum Fulda wurden entlang der Grenze 141 sogenannte Zebra-Pakete, Nuklearsprengkörper gelagert, um damit kurzfristig neuralgische Punkte sprengen zu können.

Als die sowjetische Invasion ausblieb, sollte analog zu Lemnitzers Strategiekonzept gegenüber Kuba mit gezielten Anschlägen auf die Zivilbevölkerung Angst vor dem Kommunismus geschürt werden.

Gladio

Als erste der bei der NATO intern "stay behind" genannten Geheimarmeen wurde 1990 der italienische Zweig mit dem Codenamen Gladio aufgedeckt. Der Begriff entwickelte sich in Folge zu einer Bezeichnung für alle europäischen Geheimarmeen, obwohl diese unter unterschiedlichen Decknamen agierten, zum Beispiel SDRA8 in Belgien, BDJ-TD in Deutschland, Red Sheepskin in Griechenland, Absalon in Dänemark, O bzw. I in den Niederlanden und Counter-Guerilla in der Türkei.

Die deutlichsten Belege lieferte der italienische Neofaschist Vinciguerra mit seinem Geständnis, bei seinen Anschlägen durch staatliche Strukturen gedeckt worden zu sein. Der Untersuchungsrichter Casson ermittelte zum Bombenattentat von 1972 "dass Mitglieder des italienischen Militärgeheimdienstes SISMI, Neofaschisten und Teile des von NATO und CIA betriebenen Gladio-Netzwerks von den 1960ern bis in die 1980er Jahre zahlreiche politisch motivierte Terroranschläge und Morde in Italien begangen hatten".

Die darauf folgende italienische Staatskrise Anfang der 1990er Jahre nahm Hermann Scheer zum Anlass für Anfragen bei deutschen Behörden, die pauschal und unglaubwürdig dementiert wurden und kaum medialen Wiederhall fanden.

Gladio in Deutschland

In Deutschland wird der Anschlag auf das Oktoberfest 1980 durch eine Metallsplitterbombe in einem Papierkorb in Verbindung zu Gladio gesehen. Nach kurzen Ermittlungen stand die Einzeltäterthese schnell fest, auch wenn diese von einigen Seiten u.a. auf Grund staatsanwaltschaftlich festgestellter Verbindungen des mutmaßlichen Täters zur neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann angezweifelt wurde (vgl. die Dokumentation "Gladio - Geheimarmeen in Europa" von 2010).

Zur damaligen Praxis von Geheimdiensten, Terroranschläge unter falscher Flagge zu verüben und militante Gruppen zu unterstützen passt auch der unter dem Titel "Aktion Feuerzauber" 1986 durch das Bundesamt für Verfassungsschutz durchgeführte Sprengstoffanschlag auf eine Außenmauer des Celler Gefängnisses, bekannt als Celler Loch. Die Tat wurde medial der Rote Armee Fraktion zugeschrieben und sollte Ressentiments der Bevölkerung gegen deren ohnehin offenkundige Militanz stärken.

Der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt antwortete auf die Frage, ob es mit Blick auf die RAF eine besondere Form des Terrorismus in Deutschland gegeben habe: "Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus." und auf weitere Nachfrage "Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage".

Im Mai 2013 erklärte der "Koordinator der Bundesregierung für Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung" Eckart von Klaeden: "Infolge der weltpolitischen Veränderungen hat der Bundesnachrichtendienst in Abstimmung mit seinen alliierten Partnern zum Ende des 3. Quartals 1991 die Stay-behind-Organisation vollständig aufgelöst."

Während es in anderen Ländern Europas Untersuchungsausschüse zu Gladio gab, halten die Widerstände gegen eine öffentliche Aufklärungen über Gladio in der BRD bis heute an. Fakt ist jedoch, dass mit Gladio eine Geheimdienststruktur geschaffen wurde, die bis heute weder restlos aufgeklärt wurde und die Mentalität von Beamten nachhaltig geprägt hat.


Daniele Ganser

Der schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser legt im 2008 auf deutsch (englisch 2005) erschienen Buch "NATO-Geheimarmeen in Europa" dar, dass die NATO niemals nur ein defensives Bündnis zum Schutz vor Angriffen gedacht war. Im Klappentext heißt es: "Es geht dabei um antikommunistische verdeckte Einheiten, welche nach dem Zweiten Weltkrieg von CIA und MI6 aufgebaut wurden und sich darauf vorbereiteten, im Falle einer sowjetischen Invasion von Westeuropa hinter den feindlichen Linien als Guerilla zu kämpfen um die besetzten Länder wieder zu befreien.". Zu einem Sammelband über den 11. September 2011 steuerte er das Kapitel „Verdeckte Kriegsführung“ bei, in welchem er drei Haupt-Theorien zu den WTC-Aschlägen ausmacht: 1) SURPRISE, 2) LIHOP (Let It Happen On Purpose) 3) MIHOP (Make It Happen On Purpose).

Im Einklang mit der Truther-Bewegung zweifelt Ganser die offizielle Version der Ereignisse an und fordert eine "unabhängige wissenschaftliche Untersuchung" bezüglich des 11. Septembers.

In "Peak Oil: Erdöl im Spannungsfeld von Krieg und Frieden" schreibt er: „Vieles deutet indes darauf hin, dass der Irakkrieg ein klassischer Ressourcenkrieg ist, welcher es den USA erlaubt, vor Erreichen des Peak Oil und dem globalen Förderrückgang wichtige Erdölquellen zu besetzen, um dadurch gegenüber den Konkurrenten China, Europa und Russland eine Machtposition aufzubauen. Alan Greenspan, der frühere Direktor der US Federal Reserve, meinte in diesem Kontext: ‚Ich finde es bedauerlich, dass es politisch unkorrekt ist, zuzugeben, was alle schon wissen: Beim Irakkrieg geht es um das Erdöl.‘“ Das Schweizer Institut für Friedensforschung und Energie (Swiss Institute for Peace and Energy Research), SIPER, "untersucht unter der Leitung von Dr. Daniele Ganser aus geostrategischer Perspektive den globalen Kampf ums Erdöl und das Potential von erneuerbaren Energien." Sein zweistündiger Vortrag über die Geschichte der Geheimarmeen der NATO ist im Internet veröffentlicht.