2008-03:Gentech News

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News Gentechnik & Gentechnik-Widerstand

von FeldbefreierInnen & friends
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401/903283
saasen ÄTT projektwerkstatt.de[1], http://www.gendreck-giessen.de.vu


Gießener Gengersteversuch geht weiter - in Groß Lüsewitz (20 km östlich Rostock)

Sie können es nicht lassen, auch wenn ihnen der Widerstand in Hessen alle Standorte genommen hat. Der Gießener Gerstenversuch soll 2009 und 2010 in Mecklenburg-Vorpommern weitergehen. Das hat die Universität Gießen jetzt beantragt und das Geld erneut aus dem Biosicherheitsforschungsprogramm bewilligt bekommen. Offenbar interessiert sich dort niemand für die massive Kritik an dem Versuch und die Enthüllungen, dass die Biosicherheitsforschung nur ein Deckmantel war und ist, um Fördergelder zu erhalten. Tatsächlich ist der Versuchsleiter, Prof. Kogel, ein Global Player in Sachen Gentechnik und entwickelt neue Methoden für gentechnische Manipulationen.

Zu hoffen ist, dass der Wind am Standort Groß Lüsewitz den dortigen Gentechnik-Fans ins Gesicht weht. Der Wechsel nach Mecklenburg-Vorpommern auf die Flächen des dortigen Agro-Biotechnikums kommt einer Flucht gleich, denn in Gießen und auf anderen Versuchsflächen der Uni Gießen in Hessen hatten die Versuchsbetreiber keine Chance gegen FeldbefreierInnen und -besetzerInnen. 2008 konnte erstmals ganz Hessen freigekämpft werden von agrogentechnischen Experimenten.

Das nun verlegte Versuchsfeld transgener Gerste ist aber ein echtes Pannenfeld. Die Akteneinsicht (durchsetzbar bei allen Genversuchen nach Umweltinformationsgesetz) hat deutlich zutagegefördert, was die unabhängigen KritikerInnen des Feldes immer schon gesagt haben: Das Feld ist ein einziger Skandal. Die Wirklichkeit sieht noch schlimmer aus als alle Befürchtungen. So ist im Juli 2006 unkontrolliert Gerste auf dem Acker gewachsen – und der vorgeschriebene Mäuseschutz war nicht vorhanden. Als die Überwachungsbehörde anmerkte, dass der gebaute Zaun zu große Löcher aufweise, antwortete die Uni dreist, das sei egal, weil die Mäuse ohnehin auch über den Zaun klettern könnten. So gehen Kogel & Co. mit Sicherheitsauflagen bei einer riskanten Technik um.

In Groß Lüsewitz ist Trickspieler Kogel in guter Gesellschaft. Gerade ist eine interessante Studie von Christoph Then erschienen, die den MacherInnen des AgroBiotechnikums, insbesondere der Leiterin Prof. Inge Broers und der an vielen dort ansässigen Firmen beteiligten Kerstin Schmidt üble Verfilzungen nachweist.


Ein Blick auf 2009

Es tut sich was. Der massive Widerstand gegen die Agrogentechnik zeigt Wirkung. Im Jahr 2008 sind wichtige Gentechnikfirmen bankrott gegangen. Das Vorzeigeprojekt "AgroBiotechnikum" (Gründerzentrum für GenmanipulatorInnen in Groß Lüsewitz) steht großenteils leer. Nur massive staatliche Förderung hält den Laden am Leben. Nach der Serie von Feldbefreiungen und -besetzungen im Frühjahr 2008 titelten gentechnikbefürwortende Blätter wie FAZ und Welt Untergangsszenarien für die deutsche Forschung. So weit ist es leider noch nicht gekommen - wünschenswert wäre das Ende der profitorientierten Forschung zugunsten einer selbstbestimmten Wissenschaft, die frei von Macht- und Profitzwang für ein besseres Leben experimentiert, aber schon.

Derweil bereiten sich die GentechnikerInnen auf ein neues Jahr vor. Die vergangenen Monate scheinen Spuren hinterlassen zu haben. So zeichnet sich momentan eine Zusammenlegung vieler (aller?) Versuchsflächen auf zwei - dann hoch gesicherten - Standorten ab: Das AgroBiotechnikum in Groß Lüsewitz (www.agrobiotechnikum.de) und die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (inzwischen umbenannt, www.fal.de) im Westen von Braunschweig (Bundesallee). In beiden Fällen zeigt der Staat seine Funktion: Die Profit- und Karrieregier von Konzernen und ForscherInnen schützen gegenüber der Bevölkerung, die mehrheitslich keine Lust auf diese Experimente hat. Nun baut der Staat Festungen für die ungewollte, riskante und machtförmige Technik.

Neu ist auch die Entscheidung des Bundessortenamtes (ebenfalls staatlich!), die Sortenversuche mit genmanipulierten und nicht-genmanipulierten Pflanzen zu treffen. Auch hier ist nun zu erwarten, dass es weniger Genfelder gibt - die aber hochbewacht sind. Schon 2008 wurde diese Bewachung vom BSA selbst finanziert.

Neu ist seit Sommer 2008 die Biotechfarm - ein Propagandagarten für die Gentechnik. Die Fläche liegt in Üplingen (westliche Landesgrenze von Sachsen-Anhalt). Hier zelebrieren die Gentechnik-Filzkreise um Kersten Schmidt (Groß Lüsewitz) und den Lobbyverband InnoPlanta eine widerliche Schau unter politisch schon immer zur Tarnung macht- und profitorientierter Ziele genutzten Begriffen wie Sicherheit und Nachhaltigkeit (www.biotechfarm.de).

Über kommerzielle Felder und eventuell neue Zulassungen (Inverkehrbringen) von Pflanzen liegen zur Zeit noch keine Erkenntnisse vor. Damit fehlt auch eine Einschätzung, wieweit der massive Protest auch und gerade LandwirtInnen dazu bringt, von ihren Vorhaben abzulassen. Wieweit das vergangene Jahr (2008) zu neuem Widerstand motiviert, ob auch die zaghaften Umweltverbände, Kirchen, Parteien usw. sich endlich mehr bewegen - das alles ist offen. Die Initiative "Gendreck weg!" will auch jeden Fall im Sommer wieder zu einem großen gemeinsamen Aktionswochenende laden (www.gendreck-weg.de). Bis dahin sollte aber schon viel mehr passiert sein ...


Endlich: Eine Broschüre mit Tipps gegen Genfelder

Warum auch immer, aber es ist so: Seit Jahren wird um die Agrogentechnik gestritten - und nirgends findet sich ein brauchbarer Leitfaden, wie Menschen vor Ort herausfinden können, ob bei ihnen ein Genfeld geplant ist, was dort geschieht, wo es genau liegt usw. Zwar gibt es einige wenige Institutionen, die auf Nachfrage helfen, aber dass von dort mal in einer Broschüre oder Internetseite zusammengestellt wird, wie mensch vorgehen kann, darauf kommen die FunktionärInnen offenbar nicht. Bei den Apparaten von Grünen, BUND & Co. ist mensch ohnehin meist verloren - die reden mit Basis meist gar nicht. Also haben AktivistInnen aus Gießen jetzt verschiedene Informationen zusammengetragen und eine Broschüre erstellt, in der alles Wichtige enthalten ist. Ergänzende Ideen und Informationsquellen werden ständig aktuell nachgetragen oder im Internet hinzugefügt. Die Broschüre heißt "Upps - ein Genfeld! Was jetzt?" und ist über www.aktionsversand.de.vu zu bestellen und auch als Download (PDF) zu bekommen. Die Broschüre darf frei weiterkopiert und verteilt werden - sollte auch geschehen! Die AutorInnen nehmen gern weitere Hinweise entgegen, um nachfolgende Auflage weiter verbessern zu können.


Zahnlose Bündnisse und Parteien

Wenig bissig zeigen sich weiterhin Zusammenschlüsse von Organisationen, die eigentlich den Umweltschutz auf ihre Fahnen geschrieben haben. Trostlos werden auf Bundesebene Lobbygespräche geführt, Postkartenverschickungen lanciert und – immerhin ein Stück weit wirksame Arbeit – gentechnikfreie Regionen unterstützt. Darüber hinaus sind BUND, Grüne & Co. mehr damit beschäftigt, sich von denen fernzuhalten oder sogar zu distanzieren, die mit Feldbesetzungen, Blockaden und Feldbefreiungen für das Ende vieler Genfelder gesorgt haben. So ist auch das Bundesland Hessen komplett genfeldfrei geworden – doch in Gießen und hessenweit haben Grüne, BUND & Co. jeglichen Kontakt zu AkteurInnen gemieden oder wieder abgebrochen (ganz im Gegensatz im übrigen örtlichen AkteurInnen in Groß Gerau).

Klassischer Fall für diese Schwäche war die Koalitionsvereinbarung von SPD und Grünen in Hessen, die dann bekanntlich aber nicht zu einer Regierungsübernahme führte. Um die eigenen WählerInnen zu beruhigen, wurde da schwulstig reingeschrieben, dass es in der hessischen Landwirtschaft keine Gentechnik geben solle. Der Passus ist unbedeutend, denn darauf haben die Parteien keinen Einfluss. Wo sie aber wirksam hätten agieren können, sind die hessischen Universitäten und alles Land, was dem Land gehört. Dazu findet sich nichts. Das wird auch nicht besser, denn der neue Spitzenkandidat der SPD für die Neuwahlen, Thorsten Schäfer-Gümbel, ist ein guter Bekannter des Giessener Gersteversuchsleiters Kogel und klarer Befürworter solcher heiklen Experimente. Er forderte 2006 den Hessischen Rundfunk auf, FeldbefreierInnen und FeldbesetzerInnen nicht in der Berichterstattung zu erwähnen.


Zum Stand im Prozess gegen Feldbefreier

Am 4. September entfernte Richter Oehm in einem ungewöhnlichen Akt von Rechtsbeugung und Machtmissbrauch den Angeklagten aus dem Prozess und verhandelte wenig später vor gänzlich leerer Angeklagtenbank weiter. So vor jeglichem Widerspruch gefeit, verurteilte Oehm zwei der vier Feldbefreier von 2006 zu 6 Monaten Haftstrafe ohne Bewährung – ein völlig ungewöhnliches Urteil in einem ungewöhnlichen Prozess. Selbstverständlich war Oehm und der peinlichen Staatsanwältig Sehlbach-Schellenberg klar, dass hier Recht gebeugt wurde. Daher schrieb Oehm in das spätere schriftliche Urteil eine Menge Lügen, zudem legte die Staatsanwältin, weil auch das nicht gereicht hätte, selbst Berufung ein. Einziges Ziel: Eine Revision, d.h. eine Überprüfung der Rechtsfehler in der ersten Instanz, sollte verhindert werden. Hier ist offensichtlich wieder die längst berühmte kriminelle Mafia Gießener Justiz am Werke.

Gegen den miesen Trick der Staatsanwältin erhob der Verteidiger Dienstaufsichtsbeschwerde, gegen Strafvereitelung und Rechtsbeugung durch Richter und Staatsanwältin sollen zudem Strafanzeigen eingereicht werden. Zu Erwarten ist allerdings, dass sich die Justiz gegenseitig decken wird.

Über die Fortführung des Verfahrens in der zweiten Instanz ist noch nichts weiter bekannt.


  1. Zum Schutz vor automatischen Mailadressen-Robots, die nach Adressen suchen und diese dann mit Spam-Mails überfluten, ist diese Mailadresse für diese Robots unleserlich formatiert. Um eine korrekte Mailadresse zu erhalten muss ÄTT durch das @-Symbol ersetzt werden.