2008-02:Feldbesetzungen - geschichtlicher Abriss

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Feldbesetzungen - geschichtlicher Abriss

Artikel vom 1. Juni 2008

myz Dieses Jahr wurden 7 Genfelder besetzt und schon 3 Felder zerstört, sabotiert oder durch öffentlichen Protest verhindert.

Nach einigen Feldbesetzungen in den 90er Jahren und einem Brandanschlag gegen das rollende Gentech-Labor livescience im Jahr 2000 blieben direkte Aktionen gegen Gentechnik bis 2005 aus. Seit diesem Jahr muss jeglicher GVO-Anbau im Standortregister angemeldet werden. Die Initiative "Gendreck weg!" rief öffentlich dazu auf, ein Genmais-Feld in Straußberg bei Berlin zu zerstören. Die sogenannte "Freiwillige Feldbefreiung" schlug fehl, aber sie war der Beginn eines Wiederauflebens von Feldzerstörungen in den folgenden Jahren. Viele heimliche, nächtliche Feldzerstörungen folgten. Der Imker Achim Schultheiß kündigte öffentlich an, drei Pflanzen von einem Versuchsfeld in Oberboihingen bei Stuttgart zu zerstören. Andere AktivistInnen taten es ihm gleich und verursachten 30.000 Euro Schaden. 2007 scheiterte dann der erste Feldbesetzungsversuch seit 8 Jahren... doch er wurde gefolgt von 7 neuen Versuchen im Jahr 2008.

Drei erfolgreiche Feldbesetzungen fanden auf Universitäts-Versuchsfeldern statt: Zwei in Hessen, eins bei Stuttgart. Die Tests wurden für dieses Jahr abgesagt, in einem Fall sogar für die nächsten fünf Jahre. Ein Versuchsfeld der Firma KWS Saatgut AG in Northeim bei Göttingen, auf dem roundup-ready-Zuckerrüben angepflanzt werden sollten, wurde besetzt. Die Besetzer gaben nach zweiwöchiger Besetzung auf, als die Monsanto-Zuckerrüben ausgebracht wurden. Ein besetztes Genfeld bei Karlsruhe wurde nach nur eineinhalb Tagen friedlich geräumt, dann wurde dort gentechnisch veränderter Mais ausgesät. Zwölf der AktivistInnen bekamen einen Gerichtsbeschluss, der ihnen das Wiederbetreten des Feldes bei 25.000 Euro Strafe verbietet und ihnen die Verfahrenskosten von 50.000 Euro auferlegt. Die AktivistInnen haben Widerspruch eingelegt. Ein anderer Besetzungsversuch 100km nördlich von Berlin wurde nach nur ein paar Stunden geräumt. Obwohl manche der AktivistInnen an die Spitze von Holztripods angeketten waren, begann die Polizei, die Stämme anzusägen. Ein Tripod war Teil von jeder Besetzung, aber dieses war das erste Mal, dass eine der 10 bis 15m hohen Holzkonstruktionen geräumt wurde.

Die letzte Feldbesetzung fand an der Elbe statt: Das kommerzielle Feld, das von den regelmäßigen Überflutungen des Flusses bedroht ist, wurde seit zwei Wochen von einer Mahnwache beobachtet als zwei AktivistInnen ein 6m Tripod aufstellten auf dem sie bleiben wollen, bis der Bauer aufgibt. Der Bauer versuchte auszusäen, aber die Traktoren wurden von entschlossenen Menschen aufgehalten. Später beteiligten sich ca. 100 AnwohnerInnen am Aufsammeln der ausgesäten Samen. Die Mahnwache und die Besetzung werden weiter bestehen, bis es zu spät sein wird, den Mais auszusäen.

Andere Anti-Gentech-Aktionen, die bisher in Deutschland dieses Jahr stattfanden:

  • öffentliche Proteste gegen ein Versuchsfeld in Hessen, der zum Absagen den Versuchs führte
  • Pflanzen von gentechfreien Kartoffeln auf einem BASF-Kartoffel-Versuchsfeld vor der eigentlichen Aussaat. Es wurde angekündigt, dass das Feld von nun an ein öffentliches gentechnikfreies Feld sein soll, von dem jedeR die Kartoffeln im Herbst ernten kann
  • die Zerstörung eines Weizen-Versuchsfeldes neben der Gendatenbank in Gatersleben bei Magdeburg. Ihrer Philosophie entsprechend ergaben sich die AktivistInnen der Polizei.

Weiterhin ist in diesem Jahr die öffentliche "freiwillige Feldbefreiung" von "Gendreck weg!" bei Würzburg Ende Juni geplant und viele geheime Feldbefreiungen in den kommenden Sommernächten... immerhin sind noch mehr als 4.000 Hektar übrig!

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