2006-02:Verschlusssache Tschernobyl

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Verschlußsache Tschernobyl

fb Die ukrainische Journalistin Alla Jaroshinskaja hat hier eine Vielzahl von Dokumenten, ZeitzeugInnen-Gesprächen und eigenen Erfahrungen zur Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zusammengetragen. Darunter diverse lange Zeit geheimgehaltene Unterlagen, die sie nun ausführlich wiedergibt. Es gelingt der Autorin eine Atmosphäre zu schaffen, die es leicht macht, sich in die Menschen und ihre Situation hineinzuversetzen. Jaroshinskaja zeigt auf, wie durch die Vertuschungspolitik der sowjetischen Regierung die ohnehin katastrophale Lage der Menschen weiter verschlechtert wurde: Zu späte Evakuierungen oder die Umsiedlung von praktisch der einen Seite "des Zaunes" auf die andere - obwohl die radioaktive Belastung damit nicht wesentlich besser wurde.

In seinem Vorwort zu diesem Buch warnt Sebastian Pflugbeil, selbst Aktiver bei der Enthüllung von geheimgehaltenen Informationen in der damaligen DDR: "Wer Angst hat, Verantwortung zu tragen, sollte dieses Buch verschenken, bevor er es gelesen hat. Wir können unseren Kindern nicht mehr sagen, wir hätten nicht genug gewußt; wir können nicht mehr sagen, die da oben sind zu mächtig..." - Wer einen Einblick in die Lage der Opfer von Tschernobyl sucht, sollte dieses Buch lesen. Schade ist, dass der umfassende politische Bogen, den Pflugbeil in seinem Vorwort so passend formuliert, im restlichen Buch nicht wieder gelingt. Neben dem authentischen Wiedergeben von Geheimdokumenten und Betroffenenberichten wären eine klare politische Positionierung und die Formulierung von Konsequenzen aus den Erkenntnissen über die Lügen und anderen Machtpraktiken im Zusammenhang mit der Atomkatastrophe nützlich gewesen.

  • Verschlußsache Tschernobyl. Die geheimen Dokumente aus dem Kreml
  • BasisDruck Verlag, Berlin 1994
  • 370 Seiten, 9,80 EUR
  • ISBN 3-86163-062-1