2006-02:Soziale Gemeinschaften

Aus grünes blatt
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Soziale Gemeinschaften

fb Einen bisher in der soziologischen Forschung vernachlässigten Bereich will dieses Buch anreißen und zu stärkerer Beachtung verhelfen: Soziale Gemeinschaften. Dabei gibt der gleichnamige Band der Reihe "Beiträge zur Sozialisations- und Gemeinschaftsforschung" einen guten Ein- und Überblick in die Soziologie des Gemeinschaftsbegriffs. Verschiedene Aspekte werden in einzelnen Beiträgen überblicksartig behandelt. Solche Blickwinkel beziehen sich u.a. auf die Organisationsstrukturen, Ökologie, Generationenprobleme oder auf die Abgrenzung nach außen.

Ein Beitrag setzt sich basierend auf drei Kommuneprojekte mit der Frage auseinander, wie nachhaltig diese Gemeinschaften leben. Auch hier hat also die Promotion des Nachhaltigkeitsbegriffs in den letzten zehn Jahren Wirkung gezeigt. Nachhaltigkeit macht sich hier besonders an den drei Grundsäulen Ökologie, Ökonomie und Soziales fest. Es wird untersucht, wie die behandelten Gemeinschaften sich diesbezüglich organisieren. Wie meistens, wenn sich auf den Nachhaltigkeitsbegriff bezogen wird, fällt kein kritisches Wort darüber, aus welchem Kontext dieser stammt. Er hat seine massive Verbreitung über die "Agenda21" erfahren, die u.a. zu einer Annäherung von Industrie und UmweltschützerInnen, von Staat und politisch Aktiven bewirkte. Dabei ist der Nachhaltigkeitsbegriff so schwammig, dass er von den AkteurInnen aus NGOs, Politik und Wirtschaft nahezu beliebig ausgelegt werden kann und wird. So verschwindet mit den Konfliktlinien auch das Druckpotential gesellschaftspolitischer Bewegungen.

Die Texte lassen an Tiefe zu wünschen übrig, was bei der Breite des anvisierten Themas und der Kürze des Buches verständlich ist. Als Überblick zur soziologischen Gemeinschaftsforschung ist es jedenfalls lesenswert.

Matthias Grundmann, Thomas Dierschke, Stephan Drucks, Iris Kunze (Hg.): Soziale Gemeinschaften. Experimentierfelder für kollektive Lebensformen. Lit verlag, Berlin 2006. 202 Seiten. ISBN 3-8258-8210-1