2012-01:...den sofortigen Braunkohleausstieg

Aus grünes blatt
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...den sofortigen Braunkohleausstieg

Floh Ein Interview über die neue Anti-Kohle-Kampagne "ausgeCO2hlt", mit Tina, die dort aktiv ist.

Frage: Im Dezember wurde die Kampagne "ausgeco2hlt" gegründet, die sich gegen den Braunkohleabbau und die Braunkohleverbrennung speziell im rheinischen Braunkohlerevier richtet. Auf dem Gründungstreffen waren über 50 Aktivist_innen. Kannst du erklären woher auf einmal soviel Interesse kommt, und ob es bereits Vorläufer der Kampagne gab, oder ob das Alles aus dem Nichts entstanden ist.

Antwort: Die Idee zu einer dauerhaften Kampagne für den sofortigen Braunkohleausstieg ist im Nachbereitungsprozess zum Klimacamp 2011 im Rheinischen Revier entstanden. Im Oktober 2011 sind Personen aus dem Orgakreis, Teilnehmer_innen, Vertreter_innen aus Bürger_inneninitiativen und Unterstützer_innen zusammen gekommen um zum einen das Camp „auszuwerten“ und zum anderen zu sehen, wie es weiter gehen kann...schnell war klar, dass es auf jeden Fall gemeinsam weitergehen soll! Das Klimacamp 2011 selbst ist auch aufgrund vorangegangener Aktivitäten und dem Wunsch einen spektrenübergreifenden Vernetzungs-, Bildungs- und Aktionsort zu schaffen ins Leben gerufen worden. Nach den Klimacamps in Borschemich und Bonn sowie der Grube Gräbt Kampagne 2010 haben sich verschiedene Initiativen, und Einzelpersonen getroffen und der Kreis ist von da an stetig gewachsen. Die Teilnehmer_innenzahl beim Gründungstreffen von ausgeCO2hlt im Oktober hat uns absolut positiv überrascht! Das Wochenende war voller Antriebskraft, Ideen, Diskussionen und einem ziemlich eindeutigen Ziel.

F: Wie sieht dieses Ziel aus, und was sind geplante Aktivitäten für 2012?

A: Die Kampagne fordert den sofortigen Braunkohleausstieg zu Gunsten einer sozialen, von unten verwalteten, dezentralen und ökologischen Energieversorgung auf Basis der Erneuerbaren. Angesichts des fortschreitenden menschgemachten Klimawandel und dessen verheerenden Folgen weltweit, müssen wir jetzt handeln und auch die bereits arbeitenden Kraftwerke und Tagebaue vor ihrem offiziellen Stilllegungsterminen schließen._ In diesem Jahr sind zahlreiche Aktionen geplant oder bereits gelaufen: Nach der Auftaktaktion beim Braunkohleausschuss in Grevenbroich im Dezember 2012 haben wir eine ähnliche Aktion vorm Regionalrat in Köln Ende März gemacht – mit Redebeiträgen, Bannern, Flyern und Musik haben wir den Politiker_innen gezeigt, dass wir die Kraftwerksneubaupläne von RWE in Niederaußem nicht hinnehmen. ausgeCO2hlt unterstützt das „Wald statt Kohle“ Fest im Hambacher Forst am 14.April, bei dem Anwohner_innen, Klimaaktivist_innen und Umweltbewegte zusammen kommen um für den Erhalt dieses wichtigen Ökosystems zu streiten. Kurz darauf findet die Jahreshauptversammlung von RWE in der Grugahalle in Essen statt. ausgeCO2hlt beteiligt sich auch da und unterstützt „RWE unplugged“ – vom 18. auf den 19.04. wird es ein Protestcamp vor der Halle geben und am Morgen der Hauptversammlung wird sich mittels vielfältiger und bunter Aktionen den Aktionär_innen quer gestellt. Der Aktionsrahmen wird sich an den Protesten des letzten Jahres orientieren. Vom 03. bis 12. August wird es auch in diesem Jahr ein Klimacamp im Rheinischen Braunkohlerevier geben, welches ausgeCO2hlt mit weiteren Freund_innen organisiert – dabei wird das Camp den Anfang machen und 2 Weitere in Deutschland werden folgen: das Lausitzer Klimacamp und ein Camp bei Leipzig. Damit gibt es dieses Jahr in allen 3 Braunkohleabbaugebieten aufeinanderfolgende Klimacamps! Danach heißt es durchatmen und weitere Aktionen planen!! Ein Termin im Oktober steht auch schon fest: Es wird erneut eine Energiekämpfekonferenz geben, bei der sich national weiter vernetzt und gemeinsame Aktivitäten geplant werden.

F: Es gibt sowohl Bürgerinititativen die lokal gegen die Braunkohle arbeiten, als auch Bündnisse wie die Klima Allianz die überregional zu dem Thema aktiv sind. Was unterscheidet die Strategie von ausgeCO2hlt von diesen?

A: Die langjährigen und erfolgreichen Proteste von Bürger_innen-ini-tiativen, Umweltverbänden und der Klimaallianz sehen wir als absolut notwen-diges Mittel um gegen den weiteren Ausbau von Kohlekraftwerken und Tagebaue vorzugehen. Wir sehen aber den voranschreitenden menschengemachten Klimawandel, die_ Zerstörung von Lebensgrundlagen weltweit, den damit einhergehenden_ Hunger und Flucht aber auch die Abbaggerung von Dörfern und die_ Gesundheitsbelastung durch z.B. Feinstaub und Radioaktivität vor Ort als_so gravierend, dass wir einen Schritt weiter gehen und einen sofortigen Ausstieg aus der Braunkohle fordern. Schon die jetzigen Folgen des Klimawandels_ und des Abbaus und Verstromung von Braunkohle sind verheerend, wir_ können nicht zulassen, dass sie noch weiter voranschreiten! ausgeCO2hlt unterstützt dabei die Widerstandsform der direkten Aktionen und des Zivilen Ungehorsams in der Anti-Kohle- und im Generellen in der Klima- und Energiekämpfebewegung; angelehnt am Aktionsrahmen der Anti-Atom-Bewegung, von der wir sehr viel lernen und mit der wir gemeinsam streiten wollen. Ähnlich wie das Wendland möchten wir das Rheinische Braunkohlerevier zu einem Kristalisationsort der Anti-Kohle-Bewegung machen, weil hier all diese Punkte zusammenkommen: Zerstörung in der Region und größte CO2 Quelle Europas mit weltweiten Auswirkungen. Neben diesen beiden strategischen Mitteln setzt ausgeCO2hlt vor allem auf 2 weitere Säulen: dem 'grassroot lobbying' durch welches mittels Öffentlichkeitsarbeit und Protesten, Mahnwachen etc. auf politische Entscheidungen auf regionaler Ebene eingewirkt wird und der Stärkung und Vernetzung von regionalen Widerstandsgruppen. Wir möchten _durch einen Plattformcharakter dazu beitragen dass die Klimabewegung wächst und Energiekämpfe zusammen gedacht und geführt werden. Auf allen Ebenen ist das Zusammenspiel von BIs, Umweltverbänden und aktivistischeren Zusammenhängen dabei wichtig für den erfolgreichen Widerstand!

F: Wurde denn von der Anti-Atom-Bewegung auch schon Interesse gezeigt für gemeinsamen Aktivitäten in Richtung "Energiekämpfe"? Und: Wie könntest du dir gemeinsame Aktivitäten vorstellen, oder geht es mehr um ein "aufeinander beziehen"?

A: Bereits beim Klimacamp 2011 waren einige Anti-Atom-Aktivist_innen und -initiativen zu Gast. Außerdem kommen sehr viele Menschen, die in der Klimabewegung aktiv sind aus dem Atomwiderstand. So gesehen gibt es schon lange nicht nur eine theoretische sondern auch faktische Verknüpfung der Energiekämpfe. Diese Dynamik allerdings soll weitergeführt und intensiviert werden. Im Zuge unserer Gründung haben wir beim Castortransport im vergangenen November ein Flugblatt verteilt, welches aktiv auf die Anti-Atom-Bewegung zugeht und die Parallelen aufzeigt. ausgeCO2hlt ist dabei jedoch keinesfalls der einzige Akteur. Im Januar hat es eine Strategiekonferenz in Berlin gegeben, zu der Menschen aus verschiedenen Energiekämpfen und der Klimabewegung zusammen gekommen sind um über gemeinsame Problemlagen, Aktionen und Strategien zu beraten; im Oktober wird es davon ein nächstes Treffen mit konkreten Ideen für kommendes Jahr geben. Ganz deutlich wurde, dass sowohl die Anti-Atom-, als auch die Klimabewegung mindestens ein gemeinsames Ziel haben: eine dezentrale, soziale und ökologische Energieversorgung. Bei den bevorstehenden Aktionen zur RWE Hauptversammlung unter dem Namen „RWE unplugged – dem Energieriesen des Stecker ziehen“ arbeiten Anti-Atom-Initiativen und Klimaaktivist_innen Hand in Hand zusammen. Das wird nicht nur bei der Liste der Unterstützer_innen deutlich sondern zeigt sich auch bei den Vorbereitungstreffen oder Mobilisierungsveranstaltungen. Das ist auch die Vorstellung für die Zukunft: gemeinsame Aktionen und Kampagnen; ein auch in der Öffentlichkeit erkennbares Zusammenführen der Themen: Atom und Kohle sind Sinnbilder für eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, die Profitinteressen von Wenigen über die vitalen Lebensinteressen von Mensch und Natur weltweit setzt und der wir gemeinsam Alternativen entgegenstellen wollen und werden.