2009-01:Schweinezuchtanlage

Aus grünes blatt
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In Mecklenburg-Vorpommern soll Europas größte Ferkelzuchtanlage gebaut werden. Let’s start some global resistance!

Lemor Alkersleben: 22 000 Schweine. Mahlwinkel: 80 000. Hassleben 84 300. Immenrode: 14 000. Über ganz Ostdeutschland verteilt liegen die Baustellen für neue Massentierhaltungsanlagen. Die größte: Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern. Dort wartet der Investor Straathof auf die Genehmigung für die größte Ferkelzuchtanlage Europas. Eine viertel Million Tiere sollen pro Jahr „produziert“ werden – das sind 600 bis 700 Geburten am Tag.

Was bedeutet das...

  • für die Tiere? Die Schweine werden auf Gitterstäben ohne Streu so eng eingezäunt, dass sie sich nicht umdrehen können. Ihnen werden nach der Geburt die Schwänze abgeschnitten, die Zähne abgeschliffen und die männlichen Schweine werden kastriert. Das alles geschieht ohne Betäubung. Die Belüftung ist dort so schlecht, dass viele schon frühzeitig aufgrund der grausamen Haltungsbedingungen sterben (Es wird von 5% „Kadaververlust“ gesprochen). Für die Tiere, die dort nicht ein einziges Mal in ihrem Leben das Tageslicht zu Gesicht bekommen werden, bedeutet das ein kurzes, leidvolles Leben bis zu ihrer brutalen Schlachtung.
  • … für die bäuerliche Landwirtschaft? In vielen ähnlichen Betrieben solcher InvestorInnen erhalten die MitarbeiterInnen nur Arbeitsverträge von bis zu zwei Jahren, da viele nach dieser Zeit so stark erkranken, dass sie nicht mehr arbeiten können (und ein abgelaufener Vertrag sich schöner macht als eine Kündigung nach auftreten einer Betriebskrankheit). In manchen Krankenhäusern in den Niederlanden sind MitarbeiterInnen solcher Betriebe generell unerwünscht oder müssen wegen „Seuchengefahr“ getrennte Eingänge benutzen. In vielen Fällen ist das Gehalt nicht viel mehr als ein Hartz IV-Einkommen – das häufig genannte Argument Arbeitsplätze zieht hier nicht: Während selbst in großen Anlagen aufgrund computergesteuerter, rationalisierter Arbeit maximal 40 Stellen geschaffen werden, gehen ein vielfaches an Arbeitsplätzen in der Region (Tourismus, Kleinbauern, etc.) verloren.
  • … für das Klima? Weil Regenwald für mehr Sojaanbau abgebrannt wird und massive Treibhausgase durch Gülle, Dünger und Soja- sowie Viehtransporte entstehen, ist die industrielle Landwirtschaft für um die 30% der Klimabelastung verantwortlich. Tierhaltung ist damit ein noch größerer Klimakiller als die gesamte Personenverkehrsindustrie (samt Flugverkehr!). Biologische Landwirtschaft dagegen bindet CO2 im Boden und reduziert bei regionalen Kreisläufen die Klimaproblematik.
  • … in Südamerika? GroßgrundbesitzerInnen produzieren in Südamerika Gen-Soja als Futter für Massentierhaltungsfabriken gegen den Willen der örtlichen Bevölkerung. Denn Pestizidsprühungen bringen große gesundheitliche Schäden für Einheimische mit sich, sie zerstören Natur und Lebensgrundlage der dortigen Bevölkerung. Oft geschieht dies in direkter Nähe zu öffentlichen Gebäuden wie z.B. Schulen: Übelkeit, Schwindel und Erbrechen, aber auch chronische Krankheiten sind die Folge. Doch dort regt sich Widerstand – der mit massiver Repression beantwortet wird. Allein im letzten Jahr sind vier Erschießungen und einige Misshandlungsfälle nach Landbesetzungen oder Demonstrationen im Kampf um Land bekannt.
  • … für die Menschen in der Region? Lärm (am Beispiel Alt Tellin etwa 36 LKW pro Tag), extremer Gestank, einen enormen Verlust an Lebensqualität. Die Grundstücke in der Umgebung verlieren bis zu 70 % an Wert. AnwohnerInnen bereits gebauter Anlagen berichten von Tagen, an denen sie vor Gestank weder ihre Fenster öffnen, noch ihre Wäsche draußen zum Trocknen aufhängen können. Während in Südamerika die Menschen von ihren Feldern vertrieben werden, entsteht hier eine Landflucht, weil keine mehr neben einer stinkigen Schweineindustrie leben will.
  • … für die Natur? Böden, Wälder und Gewässer werden durch Gülleausbringungen verseucht, während Sojamonokulturen (die für die Mengen an Futter benötigt werden) die Böden Südamerikas über die Jahre unbrauchbar machen.

Globale Folgen. Globaler Widerstand?

Es gab Zeiten, zu denen Straathof nicht ohne Bodyguard in die Ortschaft seiner Betriebe kommen wollte. Während in Südamerika um Land gekämpft wird, engagieren sich zeitgleich Bürgerinitiativen gegen solche Anlagen. Leider wissen die meisten Aktiven schlichtweg nichts voneinander. Und viele Aktivitäten beschränken sich auf regionale Aspekte a là Bürgerinitiativen, die nicht generell gegen Tierhaltung sind, aber keine Entwertung ihrer Grundstücke wollen. Dazu kommen vereinzelt nationalistische Argumentationen – viele der InvestorInnen sind NiederländerInnen.

Doch die Sojakette ist global, und es gilt einen globalen, solidarischen Widerstand aufzubauen. Es geht nicht um einzelne Betriebe, es geht um das globale Konzept kapitalistischer, industrieller Vermarktung jedes Quadratmeters unserer Erde. Dabei kann es jedoch eine Strategie sein, einzelne Baustellen anzugreifen, und sie in den globalen Kontext zu stellen. Es ist dabei sinnvoll, die einzelnen Widerstandsgruppen zu vernetzen, auch wenn sie verschiedene Schwerpunkte setzen. Dabei ist die Antispe-/Tierrechtsszene noch wenig involviert, auch das soll Ziel der Offensive werden - auch um zu thematisieren, dass Biotierhaltung keine Lösung ist. Schließlich ist das Thema Ansatzpunkt zur Vermittlung radikaler Kapitalismus- und Demokratiekritik: Hier werden Mensch, Tier und Umwelt global ausgebeutet, um Profit zu machen. Die Betroffenen werden nicht gefragt.

  • Verzichtet auf Fleisch. Es ist ein direkter Schritt, sich diesen speziellen Auswirkungen eines globalen Ausbeutungssystems entgegenzustellen. Punkt.
  • Verbreitet die Debatte. Massentierhaltungspläne sind, im Gegensatz zu Pelzhandel und Tierversuchen, bisher wenig in radikalen Gruppen thematisiert worden. Gerne kommen wir für Infoabende /Aktionsausarbeitungworkshops zu euch.
  • Vernetzt euch. Macht Aktionen. Helft, einen radikalen, emanzipatorischen Widerstand aufzubauen. Wie?

Aktionsbox

Für das Baugelände in Alt Tellin gibt es noch keinen Kaufvertrag, sondern eine Absichtserklärung, an den Investor Straathof zu verkaufen, sobald das Umweltamt die Genehmigung erteilt. Dies kann jede Woche geschehen. Und dann wird gebaut! Denn im Mai nächsten Jahres soll Europas größte Anlage in Betrieb gehen. Deswegen: Ruft beim Grundstückseigentümer, der Daberkower Landhof AG und dessen Vorsitzenden, Wilfried Kosalla an und fordert ihn auf, nicht zu verkaufen. (Viele Anrufe und Faxe können auch sehr nervig sein!)

Daberkower Landhof AG
Telefonnummer: 039999 7540
Telefax: 039999 7 5440
und  039999 70305	
Vorsitzender und Unterzeichner der Verkaufsabsichtserklärung: Wilfried Kosalla 039999 70498