2008-02:Skandalprozess gegen Feldbefreier

Aus grünes blatt
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Schlechte Verlierer!

Warum in Gießen FeldbefreierInnen wegen einer Attacke auf ein Genfeld angeklagt wurden - aber über das Genfeld nicht gesprochen werden durfte ...

jb Alle drei Gentechnikfelder, die es 2007 in Hessen gab, wurden aus der Uni Gießen gesteuert. Während sich andernorts viele Menschen wehrten, blieb der Protest hier klein, aber effektiv. Wirkte einerseits die Macht der Uni und ihr Filz in Politik und Medien bremsend auf einen breiten Protest, so zerstörten Unbekannte trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen sowohl 2006 wie auch 2007 alle Felder auf Stadtgebiet. 2008 verhinderten dann spektakuläre Besetzungen jegliche Aussaat. Die Zeit der Genfelder in Gießen, ja in ganz Hessen war vorbei - ein deutliches Zeichen, wie effektiv direkte Aktionen sind. Na klar: Das konnten sich die Machthaber dieser Stadt nicht gefallen lassen. Parteifunktionäre, Uni, Polizei und Justiz schritten ein und eröffneten das Verfahren gegen die, die sich nicht an ihre Regeln hielten und am Image des Wirtschaftsstandortes und der Möchte-gern-Elite-Uni kratzten. Wo nur Profit und Prestige zählen, wo Behörden und Regierungen offensichtlich mit den Konzernen kungeln, wo Recht dem Stärkeren dient - was bleibt dem Mensch da außer der direkten Aktion? Bestrafen - dachten sich die Mächtigen und zettelten einen Prozess gegen die AktivistInnen an. Doch risikolos war auch der Spaß nicht.

Denn vor Gericht hätte die Frage in den Vordergrund treten können, ob das Versuchsfeld überhaupt legal war. Ob die Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden oder die Genehmigungsbehörden nicht korrupt waren. Die Strafprozessordnung schreibt vor, dass die Angeklagten Fragen an die ZeugInnen stellen dürfen (nicht umgekehrt). Die Angeklagten aber waren die Feldbefreier, die Zeugen die Versuchsleiter. So standen Anklägerin und Richter vor einem Problem: Sie sollten und wollten bestrafen - hart, wie sich herausstellte. Um aber unangenehme Ergebnisse zu vermeiden, agierten sie mit schmutzigen Tricks. An allen Verhandlungstagen verboten sie einfach Angeklagten und ihrem Verteidiger, Fragen zur Gentechnik und zum Genversuch zu stellen. Als ZuschauerInnen protestierten, zeigten die Arroganz der Macht ihre Fratze: Rauswürfe, Hausverbote, kinderfeindliche und sexistische Sprüche und Handlungen am laufenden Band. Und als das auch noch nicht reichte, wurde sogar ein Angeklager aus dem Verfahren rausgeworfen. Als Plädoyers und Urteil verkündet wurden, war kein Angeklagter und kein Verteidiger mehr da. 6 Monate ohne Bewährung verkündete Richter Dr. Frank Oehm „im Namen des Volkes“, die konkreten Menschen hatte er drei Tage lang beschimpft.


Infotext

Gießen ist die „Hauptstadt der Gentechnik“ in Hessen:

Hier werden landesweit die Genehmigungsverfahren vom Regierungspräsidium (RP Gießen) abgewickelt. Hier haben die Institute der Universtität ihren Sitz und ihre Versuchsanlagen, die für alle hessischen Gentechnikfelder in 2006 und 2007 verantwortlich waren und auch für 2008 wieder drei Versuche planten. Hier befand sich mit dem Versuchsfeld voll transgener Gerste eines der riskantesten und wichtigsten Felder in Deutschland. Eine völlig neue Pflanze sollte erprobt und marktfähig gemacht werden. Zudem ging es um die Entwicklung neuer Methoden gentechnischer Manipulation, die Agrar-Gentechnik schneller und effizienter machen sollten. Dieser Versuch spielte dadurch sogar international eine bedeutende Rolle für die Weiterentwicklung der Gentechnik in der Landwirtschaft. Grund genug also, den Protest genau in der Stadt zu zeigen, in der die profitgierige Manipulation an Organismen vorangetrieben wird.