2008-02:Dalai Lama

Aus grünes blatt
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Warum haben Sie eigentlich nichts gegen den DALAI LAMA?

Ulrich Wickert bringt es in einem Kommentar zu den zahlreichen Solidaritätsbekundungen für den Dalai-Lama auf den Punkt: "Demonstrieren ist gut - wissen wofür ist besser"

"Free-Tibet" heißt der Slogan der Hobbytibetologen in aller Welt, aber wissen sie auch, was die Forderung nach der Restauration der Verhältnisse im "Alten" Tibet der fünfziger Jahre, als der Dalai Lama noch regierte, bedeutet?

Das alte Tibet war eine Feudalgesellschaft, beherrscht von einer Mönchssekte, die nicht einmal drei Prozent der Bevölkerung ausmachte. Die große Masse waren Leibeigene und unfreie Bauern, die jenseits des Existenzminimums ihr Dasein fristeten. Schuldknechtschaft und Sklaverei waren im alten Tibet gang und gäbe. Die Säuglingssterblichkeit lag bei 50%, die Lebenserwartung bei gerade mal 35 Jahren. Die gesamte politische, justizielle und polizeiliche Macht lag beim lamaistischen Klerus. Das Strafrecht des Priesterstaats zeichnete sich durch Willkür und Grausamkeit aus. Drakonische Strafen und körperliche Verstümmelung, wie z.B. Abhacken der Hände oder Ausstechen der Augen waren an der Tagesordnung. Der Missbrauch minderjähriger Mädchen durch die Priester bei der Inszenierung buddhistischer Rituale war akzeptiert.

"Heute wird zu Recht beklagt, dass die tibetische Kultur von den Chinesen unterdrückt wird. Darüber sollte man aber nicht vergessen, dass die tibetische Kultur aus einer Religion hervorgeht, die noch sehr viel brutaler war und die Menschen in Tibet wie in der schlimmsten Diktatur unterdrückte. Deshalb verbietet sich jede unkritische Gefühlsduselei für den Dalai Lama und die tibetischen Mönche." (Ulrich Wickert, 12.10.1997)


Innige Zuneigung: "Gottkönig" und Hetzer gegen "Ausländer". Der Dalai Lama und der CDU-Rechtsaußen Roland Koch verstehen sich prächtig.

Belegt ist auch die Nähe des Dalai Lama zu rassistischen, esoterischen und antisemitischen Strömungen. Die freundschaftlichen Kontakte der buddhistischen Herrscher Tibets zu den Nationalsozialisten (siehe u.a. http://www.trimondi.de/Lamaismus/NS-Tibet-Index.htm ), z.B. mit Heinrich Harrer, fanden auch später in Person des Dalai Lama ihre Fortsetzung. Zu nennen wäre hier u.A. Shoko Asahara, Gründer der japanischen AUM-Sekte und Hauptverantwortlicher für den tödlichen Giftgasanschlag auf die U-Bahn von Tokio im März 1995. Noch Wochen nach den Tokioter Terroranschlägen ergriff er ausdrücklich Partei für seinen spirituellen Freund.

Im Übrigen ist die Begründung, mit der sich der Dalai Lama das Recht herausnimmt, im Namen aller Tibeter zu sprechen, äußerst fragwürdig. Grundlage für die Legitimation seiner Heiligkeit ist ein absurdes und obskures Auswahlritual, das aus einem kleinen Jungen die Wiedergeburt eines menschgewordenen Buddhawesens macht. Da herrscht ja im Vatikan fast schon mehr Demokratie.

Unverständlich ist, dass der Dalai Lama 1989 den Friedensnobelpreis erhielt. Offizielle Begründung war die Würdigung seines Engagements für eine gewaltfreie Lösung des Tibet-Konflikts. Nun sprechen auch hier die Tatsachen eine andere Sprache. Bis die CIA in der Ära Nixon/Kissinger ihre Unterstützung des tibetischen Untergrundkampfes einstellte, hat der Dalai Lama den bewaffneten Kampf ausdrücklich gut geheißen. Die traditionelle Rede zum "Jahrestag des Volksaufstands von 1959" am 11. März d. J. hat er genutzt, um zu eskalieren. Noch am selben Tag kam es im nepalesischen Katmandu mit dem Angriff auf die chinesische Botschaft zu den ersten gewalttätigen Ausschreitungen. Die Verleihung des Nobelpreises ist wohl eher der politischen Konkurrenz zwischen dem Westen und China geschuldet. Im Juni 1989 beendete die Chinesische Armee gewaltsam die Demokratiebewegung, im Oktober folgte postwendend der Friedensnobelpreis für den Dalai Lama.

Das alles soll natürlich nicht die Politik der VR China legitimieren. Allein dass fast 90% aller weltweiten Hinrichtungen in China stattfinden, dokumentiert ein massives Problem mit den Menschenrechten. Es hinterlässt allerdings einen schalen Nachgeschmack, wenn die weltlichen Machtansprüche einer Mönchssekte zum Politikum gemacht werden, gleichzeitig sich aber Menschen und Medien wenig um die 200 Millionen chinesischen Wanderarbeiter scheren, die unter ärmlichsten Bedingungen um ihr Überleben kämpfen. So sterben allein in Peking jährlich 2000 Menschen auf den zahlreichen Baustellen der Stadt. Wen juckt's? Wo waren eigentlich die Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen und aufgeregten Leserbriefe, als vor wenigen Monaten in Burma/Myanmar hunderttausende gegen das dortige Regime aufstanden? Angeführt von buddhistischen Mönchen übrigens und gegen ein Regime, das von China gestützt wird. Es wäre reichlich Gelegenheit gewesen, sich für unterdrückte Menschen und gegen brutale Regime zu engagieren. Bleibt zu fragen, was die Anziehungskraft der tibetischen Religion und ihres Oberpriesters in diesem Land ausmacht. Es scheinen die einfachen Antworten auf die Krisen zu sein, die die Weltgesellschaft immer wieder produziert. Seien es Kriege, Umweltverschmutzung, Ressourcenverschwendung, Armut oder Arbeitslosigkeit. Dass "etwas mit dieser Welt nicht stimmt" merken viele Menschen. Sich mit den Zusammenhängen, Ursachen und - wenn überhaupt vorhanden - kollektiven Handlungsmöglichkeiten auseinander zusetzen ist ein mühevolles Unterfangen. Die "Denk-Faulen" greifen zu Instant-Ideologien. Beispielsweise zum Dalai-Lama-Kult.


Links und Literatur

Stuttgarter Friedensinitiative
Gegen Militarismus, Rassismus, Antisemitismus und Antizionismus
Für einen wirklichen Frieden, aus dem kein Krieg mehr erwächst
stuttgarter-fi ÄT t-online.de[1]
V.i.S.d.P: B.Illi, Willi-Bleicher-Str. 20, 70174 Stuttgart
Mai 2008


Quelle, Bilder

Text von der Stuttgarter Friedensini, hab wegen Abdruck nachgefragt, sind mit Einverstanden. --Hanno 13:35, 12. Jun 2008 (CEST)

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