2007-02:Entschwörungstheorie

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Daniel Kulla: Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt

sb Mit diesem Buch versucht der Autor „aufzuräumen“ mit politischen Verschwörungstheorien aller Art, welche vor allem wieder nach dem Anschlag auf das WTC im Jahr 2001 große Popularität erlangten. In insgesamt acht Kapiteln nähert er sich dem Thema zunächst mit einer historischen Betrachtungsweise über die Entstehung von Verschwörungstheorien an. Diese siedelt er im 18. Jh. zur Zeit des französischen Absolutismus an, welcher, so der Autor, das Aufkommen von Verschwörungsdenken selbst gefördert hat. An zahlreichen historischen Beispielen, wie der Illuminaten-Hysterie des 18. Jahrhunderts oder des Antisemitismus des 20.Jh. verdeutlicht Kulla, dass die Funktion von Verschwörungstheorien in der einfachen (wenn auch falschen, aber wen stört das schon, wenn es sich nur leicht verdaut) Erklärung komplexer Zusammenhänge in der Welt (z.B. durch eindeutige Feindbilder - „die Juden“, die „Islamisten“, ...) sowie dem Schutz und Erhalt des eigenen Weltbildes dient. Das „Eigene“ wird dabei grundsätzlich als konfliktfrei und gut, das „Fremde“ als spalterisch und schlecht empfunden. So eignen sich Verschwörungstheorien auch prima zur Förderung eines nationalen Bewusstseins sowie dem Ablenken bzw. Abwälzen der eigenen Schuld auf andere. Auch die politische Linke bekommt bei Kulla ihr Fett weg; denn auch sie sind seiner Ansicht nach mit ihren „Lieblingsfeinden“ „Bush“, „USA“ oder „Kapitalismus“ konspirationistischem Denken verfallen oder zumindest dafür anfällig.

Außerdem setzt er sich mit der Frage auseinander, welche gesellschaftlichen Voraussetzungen die Neigung zum Verschwörungsdenken fördern bzw. welchen Einfluss Verschwörungstheorien auf eine Gesellschaft ausüben können.

Der Autor arbeitet mit etlichen Beispielen, die jedoch nicht immer zur Erhellung seiner Gedankengänge beitragen, sondern z.T. viel mehr verwirren, da viel Vorwissen vorausgesetzt wird. Trotzdem ein empfehlenswertes Buch für alle, die etwaige Weltverschwörungsideen vielleicht auch mal von der „anderen“ Seite betrachten wollen. Der Perspektivenwechsel lohnt sich auf jeden Fall.

Daniel Kulla: Entschwörungstheorie. Niemand regiert die Welt. Verlag Systemausfall ´90, Berlin