2005-03:Attacke auf Giessener Gerichtsgebäude

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Attacke auf Giessener Gerichtsgebäude

ProWe „Bescherung mal anders“ – so stand es geschrieben auf der Wand eines der Gerichtsgebäude in Gießen. Und so gestaltete sich die Nacht vom 24. auf den 25.12. auch für einige Projektwerkstättler und einen Haufen von PolizeibeamtInnen aus Gießen. Grund: Unbekannte hatten die Gerichtsgebäude attackiert – bis heute scheint nicht richtig geklärt, was alles genau passiert ist. Die Polizei löste aber eine eindeutige Fahndung aus: Richtung Projektwerkstatt kontrollierte sie die Wege. Und fanden: Zwei Leute, unterwegs mit Fahrrädern und Anhänger, voll beladen mit Bananen, Äpfeln, Käse, Lauch und vielem mehr – offensichtlich auf der Rücktour vom „Containern“...

Um 9.00 Uhr am 25.12.05 war erst wieder Ruhe eingekehrt. Die im religiösen und Konsumrausch als Heiligabend vermarktete Nacht davor verlief abwechslungsreicher: Nach einer Containertour (Gemüse, Obst, Käse & Co. aus Supermarktcontainern holen) wurden zwei Projektwerkstättler gegen 1 Uhr nachts in Lindenstruth (2 km westlich von Saasen, aber 17 km östlich von Gießen) von einem Streifenwagen gestoppt. Es kam schnell noch ein weiterer und es wirkte so, als würden gezielt Fahrradverbindungen von Gießen nach Saasen überprüft. Recht schnell entstand zwischen einem Teil der Beamten und den Projektwerkstättlern ein ziemlich gutes Gesprächsklima. Hilfreich waren die großen Mengen an Lebensmitteln in Fahrradtaschen und auf dem Hänger, die einen Gesprächseinstieg über Utopien, gesellschaftliche Logiken, Lebensstile und - wie üblich - über Sinn und Unsinn von Polizei boten. Die Uniformierten durchsuchten unter diesem ständigen Gesprächs“druck“ Personen und die Fahrräder. Sie fanden dabei eine gewöhnliche Sprühdose (... mensch kann ja nie wissen, ob nicht ein nettes Werbe- oder Wahlplakat im Weg steht...) und Kleinkram, der fürs Containern halt üblich ist.

Die Polizei ließ zwei Polizeiwannen holen – Projektwerkstättler und die Fahrräder sind dann nach Gießen in die Ferniestraße 8 gefahren und dort vernommen, untersucht usw. worden. Spezielle Staatsschützer und Kripo-Beamte wurden aus dem Weihnachtsfest zusammengetrommelt, um Vernehmungen zu machen. Der deutliche Eindruck war, dass die Abläufe nicht erst in diesem Moment festgelegt wurden, sondern die Gießener Polizei einen Plan in der Schublade hatte für den nächsten politischen Anschlag in der Stadt... und offenbar gehörte zu diesem Plan, nicht nach TäterInnen zu suchen, sondern gleich die Projektwerkstatt aufs Korn zu nehmen.

Erst Stück für Stück bekamen die beiden Festgenommenen mit, dass die Justizgebäude in Gießen wohl wieder derbe erwischt worden sein müssen (zwei Uniformierte, die wohl vor Ort die Beweissicherung durchgeführt hatten, kamen irgendwann ins Zimmer und präsentierten den Staatsschützern ihre Fundstücke und Unterlagen: Farbproben und offenbar irgendein Schreiben zu der Attacke). Es folgten dann lauter einzelne Vorgänge und schließlich eine Einigung zwischen Polizei und Festgenommenen, dass alle von der Polizei mitgenommenen Sachen wieder rausgerückt werden und auch die Festgenommenen rauskönnen, wenn sie zustimmten, dass die Polizei die Projektwerkstatt einmal durchsucht nach irgendwas, was wie der Zettel aussieht, den sie wohl zu der Attacke gefunden hatten (eventuell war es ein Bekennischreiben, so jedenfalls äußerten sich die Polizisten).

So geschah es dann auch - mit kleinen Abweichungen, dass die Polizei bei der Durchsuchung auch Briefe durchgelesen hat, die keinerlei Ähnlichkeit hatten mit dem fraglichen Zettel, den ein Festgenommener ja bei der Vernehmung sehen konnte. Gefunden haben sie ansonsten nix - jedenfalls nichts, was sie suchten. Aber sie haben alle Druckschablonen für T-Shirt-Angebote mitgenommen - was ein bißchen frech ist, denn danach sollten sie nicht suchen.

Quellen