2020-01:Tar Sands: Unterschied zwischen den Versionen

Aus grünes blatt
Zur Navigation springenZur Suche springen
(aktualisiert)
K
Zeile 13: Zeile 13:
 
Die Bestandteile des kanadischen Genozids an den nordamerikanischen Ureinwohner*innen umfassten "physische, biologische und kulturelle Mittel" ''(Kanadisches Museum für Menschenrechte)'' zur Zerstörung der Basis indigener Lebensweisen. Dazu gehörten die die Unterdrückung der indigenen Sprachen, kultureller Praktiken, politischer Traditionen sowie die Trennung der Kinder von ihren Eltern. Es handelte sich um ein planvolles Vorgehen, das durch eine Vielzahl verschiedener Politiken und Praktiken umgesetzt wurde. Großen Teilen der nicht-indigenen kanadischen Öffentlichkeit fehlt das Bewusstsein für diese menschenverachtende Geschichte des eigenen Landes. Den Prozess der Aufarbeitung dieser von der europäisch verwurzelten kanadischen Mehrheitsgesellschaft ausgeblendeten Geschehnisse umschreibt das Museum für Menschenrechte als "Teil einer langen nationalen Reise von der Verleugnung über Kleinreden hin zum Eingeständnis". Erst nach der Jahrtausendwende gelang es Menschenrechtsaktivist*innen, das Thema auf die nationale Tagesordnung zu setzen.<ref name="genocide" />
 
Die Bestandteile des kanadischen Genozids an den nordamerikanischen Ureinwohner*innen umfassten "physische, biologische und kulturelle Mittel" ''(Kanadisches Museum für Menschenrechte)'' zur Zerstörung der Basis indigener Lebensweisen. Dazu gehörten die die Unterdrückung der indigenen Sprachen, kultureller Praktiken, politischer Traditionen sowie die Trennung der Kinder von ihren Eltern. Es handelte sich um ein planvolles Vorgehen, das durch eine Vielzahl verschiedener Politiken und Praktiken umgesetzt wurde. Großen Teilen der nicht-indigenen kanadischen Öffentlichkeit fehlt das Bewusstsein für diese menschenverachtende Geschichte des eigenen Landes. Den Prozess der Aufarbeitung dieser von der europäisch verwurzelten kanadischen Mehrheitsgesellschaft ausgeblendeten Geschehnisse umschreibt das Museum für Menschenrechte als "Teil einer langen nationalen Reise von der Verleugnung über Kleinreden hin zum Eingeständnis". Erst nach der Jahrtausendwende gelang es Menschenrechtsaktivist*innen, das Thema auf die nationale Tagesordnung zu setzen.<ref name="genocide" />
  
In diesem Zusammenhang sollte die "Truth and Reconciliation Commission (TRC)" erwähnt werden. Im Jahr 2015 veröffentlichte die TRC ihren Abschlussbericht mit eine Liste von 94 Maßnahmen für alle Teile der kanadischen Gesellschaft zur Aufarbeitung des Kapitels "Residential Schools", die dringend umzusetzen wären.<ref name="genocide" />
+
In diesem Zusammenhang sollte die "Truth and Reconciliation Commission (TRC)" erwähnt werden. Im Jahr 2015 veröffentlichte die TRC ihren Abschlussbericht mit einer Forderungsliste über 94 Maßnahmen für alle Teile der kanadischen Gesellschaft zur Aufarbeitung des Kapitels "Residential Schools", die dringend umzusetzen wären.<ref name="genocide" />
  
  

Version vom 13:59, 6. Sep 2020

Teil 15

"Tar Sands":
Nachhaltige Zerstörung von Urwäldern und Feuchtgebieten, Enteignung indigener Menschen und größter Einzelverursacher des Treibhauseffekts

fb Die bisherigen Teile dieses Artikels gaben einen Überblick über die Tar Sands-Vorkommen und die Ölindustrie in Alberta. Weiterer Fokus waren die ökologischen Auswirkungen der Tar Sands-Industrie, die Technologie der Rohölerzeugung aus den Tar Sands von der Konditionierung bis zum Upgrading sowie die Abbauverfahren und Probleme der Renaturierung. In den letzten Teilen (12, 13, 14) wurde versucht, Geschichte und Hintergründe des Landraubs an den indigenen Gemeinschaften Nordamerikas einzuordnen. Ein weiteres "dunkles Kapitel der Geschichte Kanadas" behandelt dieser Beitrag: die "Indian Residential Schools (IRS)" – Zwangsinternate für indigene Kinder und Jugendliche, die einen Teil des bis in die 1990er Jahre versuchten (praktizierten) Genozids an den nordamerikanischen indigenen Gemeinschaften bildeten[1]. Diese Schulen beeinträchtigten das Leben und die Kultur der ursprünglichen Bewohner*innen nicht nur in den damaligen und heutigen Tar Sands-Abbaugebieten und zielten darauf ab die indigene Identität und damit auch deren Widerstandsgeist zu brechen. Somit sind sie auch für die Bearbeitung der Auswirkungen dieser Industrie als moderne Ausprägung von Kolonialismus und Rassismus von Bedeutung



Residential Schools

Die "Residential Schools" waren vom Staatssystem der europäischen Eroberer in Kanada eingeführt worden, um eine totale Assimilation der indigenen Kultur und Identität zu bewirken. Sie waren Teil eines gezielten Bestrebens "die eingeborene Kultur von der kanadischen Landkarte auszumerzen" (Stuart Murray, Kanadisches Museum für Menschrechte, 2011) [2]. Aus "Indianern" sollten "Kanadier" gemacht werden. "Entferne den Indianer aus dem Kind" (take the Indian out of the child) war das offizielle Ziel dieser Einrichtungen[3]. Die sogenannten "Indianeragenten" (siehe Teil 14, Heft Sommer 2019) versuchten durchzusetzen, dass die Kinder der indigenen Gemeinschaften in diese internatsartigen Schulen gebracht wurden, was auf heftigen Widerstand stieß.[4] Das Kanadische Museum für Menschenrechte bezeichnet das Residential Schools-System als kulturellen Völkermord: "From the 1880s to the 1990s, thousands of Indigenous children were torn from their homes and sent to Indian Residential Schools. These schools were intended to destroy Indigenous families, communities and ways of life".[5]

Die Bestandteile des kanadischen Genozids an den nordamerikanischen Ureinwohner*innen umfassten "physische, biologische und kulturelle Mittel" (Kanadisches Museum für Menschenrechte) zur Zerstörung der Basis indigener Lebensweisen. Dazu gehörten die die Unterdrückung der indigenen Sprachen, kultureller Praktiken, politischer Traditionen sowie die Trennung der Kinder von ihren Eltern. Es handelte sich um ein planvolles Vorgehen, das durch eine Vielzahl verschiedener Politiken und Praktiken umgesetzt wurde. Großen Teilen der nicht-indigenen kanadischen Öffentlichkeit fehlt das Bewusstsein für diese menschenverachtende Geschichte des eigenen Landes. Den Prozess der Aufarbeitung dieser von der europäisch verwurzelten kanadischen Mehrheitsgesellschaft ausgeblendeten Geschehnisse umschreibt das Museum für Menschenrechte als "Teil einer langen nationalen Reise von der Verleugnung über Kleinreden hin zum Eingeständnis". Erst nach der Jahrtausendwende gelang es Menschenrechtsaktivist*innen, das Thema auf die nationale Tagesordnung zu setzen.[1]

In diesem Zusammenhang sollte die "Truth and Reconciliation Commission (TRC)" erwähnt werden. Im Jahr 2015 veröffentlichte die TRC ihren Abschlussbericht mit einer Forderungsliste über 94 Maßnahmen für alle Teile der kanadischen Gesellschaft zur Aufarbeitung des Kapitels "Residential Schools", die dringend umzusetzen wären.[1]


Fortsetzung folgt! Weiter geht es mit diesem Hintergrundbericht in der nächsten Ausgabe. Oder, wer nicht so lange warten will, kann auf der Internetseite des grünen blatts bereits weiterlesen.

Dieser Artikel basiert auf Vorort-Recherchen in Alberta, Interviews mit Vertreter*innen von kanadischen Umwelt-NGOs, First Nations, aus Ölindustrie und Politik sowie auf Internet-Recherchen.


<= Teil 14 | Teil 16 =>


Weiterführende Informationen

Tar Sands-Pipelines:

First Nations:

Initiativen, Gruppen, NGOs:

Fort McMurray:

Tar Sands-Lobby: