2018-01:Hambacher Forst - Gedanken zur Situation: Unterschied zwischen den Versionen

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== Hambacher Forst - Gedanken zur Situation ==
 
== Hambacher Forst - Gedanken zur Situation ==
'''Eichhörnchen''' A
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'''Eichhörnchen''' Eichhörnchen vom 21. September 2018
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Ich spiegele heute die Mitteilteilung der Menschen im Hambacher Forst zu den Ereignissen der vergangenen Tage mit dem Tod eines Journalisten (siehe voriger Beitrag). Das Geschehen wühlt mich auf, ich habe das Bedürfnis Dinge zu äußern, das ist heute ein Versuch. Die Mitteilung aus dem Forst drückt an einigen Punkten genau das was ich denke. Damit meine ich die äußerem Umstände.  Um Räumungen selbst erlebt zu haben, weiß ich was der psychische Druck wochenlanger Polizeibelagerung mit Lärm, Flutlicht und gefährlichen Räumungen bewirkt.
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Das tut man sich nicht freiwillig an, sondern nur weil es ums Ganze geht. Um einen über Tausende von Jahren gewachsenen Mischwald, um den Kampf gegen die Braunkohle, gegen den Klimawandel.
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Aber ja, es gibt Umstände die Unfälle (auch ohne direkte Fremdeinwirkung) wahrscheinlicher machen. Und wenn Menschen ständig das Klettermaterial abgenommen wird, trägt dies auch zu Gefahren bei. Ein Unfall kann auch unter normalen Umstände passieren. Klettern ist nicht ohne Risiko. Aber Autofahren auch nicht... Klettern sollte nur wer eine vollständige Ausbildung erhalten hat. Ist wie der Führerschein beim Autofahren. Mir sind schon Menschen begegnet, die ohne ausgebildet zu sein, klettern (Sowohl beim Felsklettern als auch beim Baumklettern) und Unfälle sind mir in diesem Zusammenhang auch bekannt, leider. Aber darum geht es heute gar nicht. Berichte zu Folge war der abgestützte Journalist erfahrener Kletterer.
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Was zu bedenken ist, ist dass es Umstände gibt, die das Risiko eines Unfalls erhöhen. Ablenkung und  Dauerstress zählen dazu.
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Darum versuchen wir uns bei Kletteraktionen daran zu halten, mit der Polizei unten (oder oben wenn man sich von einer Brücke abgeseilt hat) nicht zu kommunizieren und auf Klettern zu konzentrieren. Die Kletter*innen kommunizieren nur mit ihren Vertrauenspersonen, die sicherheitstechnisch den richtigen Zeitpunkt zu wählen wissen um Informationen zu kommunizieren.  In der Regel  übernehmen Menschen, die die Ankerpunkte bewachen (Seilwache) oder am Boden unterstützen den Kontakt. Oft will die Polizei nicht verstehen, dass indem sie diese Vertrauenspersonen festnimmt, Menschen gefährdet. Sie macht auch so tolle Kampagnen gegen Handy am Steuer, will aber nicht einsehen, dass Ablenkung beim Klettern genauso gefährlich ist.
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Hinzu kommen dann die abenteuerlichen gefährlichen Räumungen an sich - Wie heute in Lorien in Hambach. Denn die Polizei lässt entgegen ihrer öffentlichen Ankündigungen nach dem Tod des Journalisten die Menschen leider nicht zur Ruhe kommen.
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Gestern wurde eine Kletterin festgesetzt, als sie sich von ihrem Baumhaus abseilte um an der Gedenkstätte für den Verstorbenen trauern zu können. Parlamentarische Beobachter konnten ihre Ingewahrsamnahme verhindern, sie erhielt aber einen Platzverweis und ihr Klettergurt wurde beschlagnahmt. Heute werden in Lorien Mono- und Tripods geräumt, in gewaltsamer und gefährlicher Art und Weise. (inzwischen wurde der Versuch abgebrochen, die Menschen haben sich erfolgreich dagegen gewehrt)
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Angeblich geht es um Rettungswege. Aber das ist wie schon vor dem offiziellen Beginn der Räumung, es geht in Wirklichkeit um Zermürbungstaktik und Vorbereitung der Räumung der Baumhäuser, die Konstruktionen stehen diesem Vorhaben in dem Weg.Die Feuerwehr an inzwischen erklärt, das die Räumungen der Konstruktionen zu dem von der Polizei angegebenen Zweck nicht notwendig ist.
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Die Räumung wegen angeblichem Brandschutz war behördenintern schon Ende August beschlossene Sache.
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Aber anstatt zu diesem Zeitpunkt Auflagen zu erteilen, wurde den Menschen dann vergangene Woche 30 Minuten Zeit gelassen ihre Baumhäuser zu verlassen. Was sie natürlich nicht taten. Einige zeigten stattdessen ihre Feuerlöscher!
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Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, hätte die Polizei zahlreiche Feuerlöscher die Woche davor nicht als "Waffe" beschlagnahmt.
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Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, hätte die Polizei nicht ständig Kletterausrüstungen "zur Gefahrenabwehr" beschlagnahmt (Beispiel eines Fotografen). Diese werden eben im Notfall selbst in einem sicheren Baumhaus benötigt, um sich abzuseilen. Die Menschen in den Bäumen haben mehrere Rettungsseile. Aber diese können nur mit entsprechender Ausrüstung genutzt werden.
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Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, wäre die Gefahr für jede Konstruktion Einzel begutachtet worden und Auflagen zur Erfüllung von Sicherheitsstandards erteilt worden. Räumung nur wenn dies nicht geschieht.
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Landwirtschaftministerin Klöckner hat am ersten offiziellen Tag der Räumung zynischerweise die Waldtage 2018 eröffnet und einer Schülerin für ihren Beitrag bei einem Waldfotowettbewerb ein Wochenende in einem Baumhaus geschenkt!? Also geht ein Baumhaus nach Vorschrift wohl! Ich hätte gern die Baugenehmigung gesehen, was es da für Vorschrift gibt und so.
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Im hambacher Forst ging es aber um  vorgeschobene Begründung für eine Räumung. Damit der Steuerzahler und nicht RWE für die Kosten aufkommt. Wenn Gefahr im Verzug besteht und es offiziell nicht mit den Rodungen zu tun hat, muss RWE ja nicht zahlen.
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Einige Menschen haben nach dem tödlichen Sturz des Journalisten gesagt, die Räumung erfolge zurecht, es zeige doch dass Gefahr drohe. Interessant, dass plötzlich nach sechs Jahren und einem extrem trockenen Sommer "Gefahr im Verzug" herrscht, ausgerechnet wenn der Regen wieder kommt. Ich kann nicht sagen, dass der Hambacher Wald nicht abbrennen kann. Ein alter Mischwald ist allerdings viel besser geschützt als ein aus Monokultur bestehender Forst, wie der Wald, der in Brandenburg diesen Sommer lange gebrannt hat.
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Kleiner Seitenhieb:
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Brandgefährlich sind die Übungen der Bundeswehr. Seit Wochen brennt es bei Meppen. Ich bin dafür die Bundeswehr umgehend stillzulegen. Es besteht Gefahr im Verzug wenn die Uni(n)formierten nicht kapieren, dass man in einen trockenen Moor keine Raketen rein ballern darf, insbesondere nicht wenn die Löschanlagen nicht zur Verfügung stehen. Das Interview  hier ist entlarvend. Aber gut der Staat darf mit dem Feuer spielen. Nebenbei ist die Umweltbelastung ganz schön beträchtlich: Der Naturschutzbund (NABU) Emsland rechnet mit 500.000 bis 900.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid, die bislang in die Luft gelangt sind. Diese Menge würden 50.000 Bundesbürger im Schnitt pro Jahr verursachen.
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Im Fall Hambach ist anzumerken, dass der Unfall erstmals mit Brand nicht zu tun hatte. Brandgefährlich ist viel mehr der Einsatz im Wald. ein Brand kann durch Fahrzeuge ausgelöst werden, die Polizisten und RWE-Mitarbeitern wurden bei den Einsätzen häufig mit Zigarette im Mund beobachtet. Am Dienstag stecke die Polizei eine Wiese selbst in Brand um diese dann mit ihrem Wasserwerfer zu löschen. 
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Und was "Baumängel" angeht: Selbst in einer bürgerlichen Behausung können Unfälle passieren. Die Dritte Dimension hat ihre eigenen Regel. An der Schwerkraft kommt niemand vorbei. Als Kletteraktivistin gilt für mich: Auf Plattform immer gesichert bleiben, auf Hängebrücken auch. In meiner Hängematte übernachte ich auch gesichert. Ich kenne einen Fall indem passiert ist, dass die Hängematte gerissen ist. War unangenehm mitten in der Nacht plötzlich in der Sicherung zu hängen. Aber eben die Sicherung hat ihre Rolle erfüllt und es wäre Absurd die Hängematte-Firma zu verklagen, weil eins gerissen ist.  
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Bei einer Hängebrücke weiß ich, dass da ohne Sicherung an den Seilen ein Risiko besteht. Es muss kein Brett brechen, ich kann durch Schaukelbewegungen das Gleichgewicht verlieren. Dieses Risiko reicht für mich aus, dass ich sage: immer schön gesichert bleiben. Ich weiß nicht weshalb es am Mittwoch anders gekommen ist. Ob der Mensch ungesichert war, oder dabei war sich (um) zu sichern, ob Material versagt hat.... das weiß ich nicht. Ich war nicht vor Ort.
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Und ich weiß, dass ich mich selbst nicht immer 100% an Sicherheitsstandart halte. Sei es weil Material fehlt (zb. durch Polizei beschlagnahmt oder wenn ich dieses Risiko nicht eingehen will, dann nehme ich mal wenige Material mit als eigentlich notwendig wäre), sei es weil es irgendwie bequemer ohne aufwändigem Sicherheitsprotokoll ist. Auch weiß ich von mir, dass es mir mehr als ein mal passiert ist, einfach Fehler zu machen. Falsche Schlaufe beim Umsichern am Gurt erwischen zum Beispiel.Nicht überprüfen ob ein Knoten greift beim Abseilen. Diese Überprüfung ist A und O vom sicheren klettern (BOB: Binden Ordnen Belasten bevor Mensch sich umsichert), aber Unaufmerksamkeit, ja passiert Jedem, würde ich behaupten. Gut ist es nicht, ist aber eine Realität.
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Oder früher beim Bergsteigen, da gab es häufig Umstände, die eine Sicherung nach Vorschrift (welche auch immer) unmöglich machten. Oder was mache ich wenn im Kletterführer steht, Mensch brauche ein 50 Meter Zwillingsseil, ein Steinschlag mein Seil aber durchtrennt hat? Dann muss ich mich eben mit der Situation arrangieren. Wichtig ist es das Risiko zu kennen, einschätzen zu können und wenn es eingegangen wird, dass dies Bewusst geschieht, dass man weiß was Sache ist. Es gibt viele Sportarten oder Aktivitäten, die man als gefährlich ansehen könnte. Muss man sie deshalb untersagen? Ich mag die Herausforderungen des Bergsteigens, des Kletterns. Ich wende gern unkonventionelle Techniken an. Aber ich überlege es mir immer genau. Ein guter Kletterer klettert nicht nach Lehrbuch, sondern weiß seine Sicherheit einzuschätzen und ist flexibel bei unvorhergesehenen Ereignissen.
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Was nicht geht ist, ist wenn durch Fremdeinwirkungen bewusst Gefahren erhöht werden.
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Und im Hambi wurden solche Gefahren ausgerechnet unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr geschaffen!  Einige Vorfälle wurden dokumentiert. Ich mache mich schon seit Tagen Sorgen und denke, dass es Glücksache ist, dass es bei den Räumungen selbst irgendwie gut gegangen ist. Menschen wurden durch Polizeigewalt verletzt (Armbruch zum Beispiel) und ständig gefährdet. Ihnen wurde durch Flutlicht und wahlweise Kettensäge- oder Affengeräusche aus Lautsprecher von Polizeifahrzeuge der Schlaf geraubt.
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Wer vom Klettern Ahnung hat, braucht sich nur die Bilder anzugucken, um zu sehen wie fahrlässig - oder gar kriminell? - der Einsatz in manchen Fällen ist. Und dies nicht nur bei den Kletteraktivist*innen. Die  eine Tunnelräumung war auch sehr gefährlich, weil die Polizei zum Beispiel die Stromversorgung der Sauerstoffpumpe kappte, um dann die Feuerwehr zu rufen, die einen lebensgefährlichen CO2-Gehalt feststellte und in aller Not eine Ersatzversorgung errichten musste.
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Nach dem Motto, wir bringen dein Leben in Gefahr bis du mit uns kooperierst und freiwillig raus kommst.
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Weiteres aktuelles Beispiel:
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Unsere Räumung bei der Moseltalbrücke bei der Uranzugblockade am 1. September war auch gefährlich. Die Feuerwehr war zur Amtshilfe nicht verpflichtet, weil es kein Notfall war. Die Freiwillige Feuerwehr hat sich geweigert zu räumen. Die Berufsfeuerwehr hat es übernommen. Sie darf (muss nicht) Amtshilfe leisten, aber sie darf wenn es kein Notfall ist, keine Situation schaffen, die Gefahren bringt. Und genau das hat sie durch ihre unfachgerechte Räumung getan. Sie hat versucht uns von der 140 Meter hohen Brücke hoch zu ziehen, hat uns dann Abgelassen damit wir mit der Drehleiter herunter geholt werden. Sie hat dabei keinen Kantenschutz bei den Sicherungsseilen an der Brückenkante genutzt, obwohl jede-r kletterer-in weiß, dass es das A und O von Sicherheit ist.
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Wir haben unsere Seile wieder bekommen, sie sind an der stelle wo die Feuerwehr gezogen hat beschädigt. Daran hing unser Leben in 20 Meter Höhe und drunter war Schiene und Asphalt, kein Waldboden! Auf dem Bild ist die Farbe der Brücke, die durch die Reibung ohne Schutz auf die Seile übergegangen ist. Wir haben lautstark Kantenschutz eingefordert. Irgendwann haben sie immerhin aufgehört uns hoch und runter zu ziehen. Die haben beschlossen uns mit einer Seilverlängerung nach unten abzuseilen.
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Die Drehleiter wurde dann bewegt und gedreht obwohl eine Aktivistin sich auf dem Arm der Leiter befand. Das ist mindesten vorschriftswidrig. Unsere Seile wurden von oben gelockert, verfingen und verkeilten sich
  
 
<small><small>{{Fußnoten}}</small></small>
 
<small><small>{{Fußnoten}}</small></small>

Version vom 21:38, 11. Okt 2018

Hambacher Forst - Gedanken zur Situation

Eichhörnchen Eichhörnchen vom 21. September 2018 Ich spiegele heute die Mitteilteilung der Menschen im Hambacher Forst zu den Ereignissen der vergangenen Tage mit dem Tod eines Journalisten (siehe voriger Beitrag). Das Geschehen wühlt mich auf, ich habe das Bedürfnis Dinge zu äußern, das ist heute ein Versuch. Die Mitteilung aus dem Forst drückt an einigen Punkten genau das was ich denke. Damit meine ich die äußerem Umstände.  Um Räumungen selbst erlebt zu haben, weiß ich was der psychische Druck wochenlanger Polizeibelagerung mit Lärm, Flutlicht und gefährlichen Räumungen bewirkt. Das tut man sich nicht freiwillig an, sondern nur weil es ums Ganze geht. Um einen über Tausende von Jahren gewachsenen Mischwald, um den Kampf gegen die Braunkohle, gegen den Klimawandel. Aber ja, es gibt Umstände die Unfälle (auch ohne direkte Fremdeinwirkung) wahrscheinlicher machen. Und wenn Menschen ständig das Klettermaterial abgenommen wird, trägt dies auch zu Gefahren bei. Ein Unfall kann auch unter normalen Umstände passieren. Klettern ist nicht ohne Risiko. Aber Autofahren auch nicht... Klettern sollte nur wer eine vollständige Ausbildung erhalten hat. Ist wie der Führerschein beim Autofahren. Mir sind schon Menschen begegnet, die ohne ausgebildet zu sein, klettern (Sowohl beim Felsklettern als auch beim Baumklettern) und Unfälle sind mir in diesem Zusammenhang auch bekannt, leider. Aber darum geht es heute gar nicht. Berichte zu Folge war der abgestützte Journalist erfahrener Kletterer. Was zu bedenken ist, ist dass es Umstände gibt, die das Risiko eines Unfalls erhöhen. Ablenkung und  Dauerstress zählen dazu. Darum versuchen wir uns bei Kletteraktionen daran zu halten, mit der Polizei unten (oder oben wenn man sich von einer Brücke abgeseilt hat) nicht zu kommunizieren und auf Klettern zu konzentrieren. Die Kletter*innen kommunizieren nur mit ihren Vertrauenspersonen, die sicherheitstechnisch den richtigen Zeitpunkt zu wählen wissen um Informationen zu kommunizieren.  In der Regel  übernehmen Menschen, die die Ankerpunkte bewachen (Seilwache) oder am Boden unterstützen den Kontakt. Oft will die Polizei nicht verstehen, dass indem sie diese Vertrauenspersonen festnimmt, Menschen gefährdet. Sie macht auch so tolle Kampagnen gegen Handy am Steuer, will aber nicht einsehen, dass Ablenkung beim Klettern genauso gefährlich ist. Hinzu kommen dann die abenteuerlichen gefährlichen Räumungen an sich - Wie heute in Lorien in Hambach. Denn die Polizei lässt entgegen ihrer öffentlichen Ankündigungen nach dem Tod des Journalisten die Menschen leider nicht zur Ruhe kommen. Gestern wurde eine Kletterin festgesetzt, als sie sich von ihrem Baumhaus abseilte um an der Gedenkstätte für den Verstorbenen trauern zu können. Parlamentarische Beobachter konnten ihre Ingewahrsamnahme verhindern, sie erhielt aber einen Platzverweis und ihr Klettergurt wurde beschlagnahmt. Heute werden in Lorien Mono- und Tripods geräumt, in gewaltsamer und gefährlicher Art und Weise. (inzwischen wurde der Versuch abgebrochen, die Menschen haben sich erfolgreich dagegen gewehrt) Angeblich geht es um Rettungswege. Aber das ist wie schon vor dem offiziellen Beginn der Räumung, es geht in Wirklichkeit um Zermürbungstaktik und Vorbereitung der Räumung der Baumhäuser, die Konstruktionen stehen diesem Vorhaben in dem Weg.Die Feuerwehr an inzwischen erklärt, das die Räumungen der Konstruktionen zu dem von der Polizei angegebenen Zweck nicht notwendig ist. Die Räumung wegen angeblichem Brandschutz war behördenintern schon Ende August beschlossene Sache. Aber anstatt zu diesem Zeitpunkt Auflagen zu erteilen, wurde den Menschen dann vergangene Woche 30 Minuten Zeit gelassen ihre Baumhäuser zu verlassen. Was sie natürlich nicht taten. Einige zeigten stattdessen ihre Feuerlöscher! Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, hätte die Polizei zahlreiche Feuerlöscher die Woche davor nicht als "Waffe" beschlagnahmt. Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, hätte die Polizei nicht ständig Kletterausrüstungen "zur Gefahrenabwehr" beschlagnahmt (Beispiel eines Fotografen). Diese werden eben im Notfall selbst in einem sicheren Baumhaus benötigt, um sich abzuseilen. Die Menschen in den Bäumen haben mehrere Rettungsseile. Aber diese können nur mit entsprechender Ausrüstung genutzt werden. Wenn der Brandschutz ernst gemeint gewesen wäre, wäre die Gefahr für jede Konstruktion Einzel begutachtet worden und Auflagen zur Erfüllung von Sicherheitsstandards erteilt worden. Räumung nur wenn dies nicht geschieht. Landwirtschaftministerin Klöckner hat am ersten offiziellen Tag der Räumung zynischerweise die Waldtage 2018 eröffnet und einer Schülerin für ihren Beitrag bei einem Waldfotowettbewerb ein Wochenende in einem Baumhaus geschenkt!? Also geht ein Baumhaus nach Vorschrift wohl! Ich hätte gern die Baugenehmigung gesehen, was es da für Vorschrift gibt und so. Im hambacher Forst ging es aber um  vorgeschobene Begründung für eine Räumung. Damit der Steuerzahler und nicht RWE für die Kosten aufkommt. Wenn Gefahr im Verzug besteht und es offiziell nicht mit den Rodungen zu tun hat, muss RWE ja nicht zahlen. Einige Menschen haben nach dem tödlichen Sturz des Journalisten gesagt, die Räumung erfolge zurecht, es zeige doch dass Gefahr drohe. Interessant, dass plötzlich nach sechs Jahren und einem extrem trockenen Sommer "Gefahr im Verzug" herrscht, ausgerechnet wenn der Regen wieder kommt. Ich kann nicht sagen, dass der Hambacher Wald nicht abbrennen kann. Ein alter Mischwald ist allerdings viel besser geschützt als ein aus Monokultur bestehender Forst, wie der Wald, der in Brandenburg diesen Sommer lange gebrannt hat. Kleiner Seitenhieb: Brandgefährlich sind die Übungen der Bundeswehr. Seit Wochen brennt es bei Meppen. Ich bin dafür die Bundeswehr umgehend stillzulegen. Es besteht Gefahr im Verzug wenn die Uni(n)formierten nicht kapieren, dass man in einen trockenen Moor keine Raketen rein ballern darf, insbesondere nicht wenn die Löschanlagen nicht zur Verfügung stehen. Das Interview  hier ist entlarvend. Aber gut der Staat darf mit dem Feuer spielen. Nebenbei ist die Umweltbelastung ganz schön beträchtlich: Der Naturschutzbund (NABU) Emsland rechnet mit 500.000 bis 900.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid, die bislang in die Luft gelangt sind. Diese Menge würden 50.000 Bundesbürger im Schnitt pro Jahr verursachen. Im Fall Hambach ist anzumerken, dass der Unfall erstmals mit Brand nicht zu tun hatte. Brandgefährlich ist viel mehr der Einsatz im Wald. ein Brand kann durch Fahrzeuge ausgelöst werden, die Polizisten und RWE-Mitarbeitern wurden bei den Einsätzen häufig mit Zigarette im Mund beobachtet. Am Dienstag stecke die Polizei eine Wiese selbst in Brand um diese dann mit ihrem Wasserwerfer zu löschen.  Und was "Baumängel" angeht: Selbst in einer bürgerlichen Behausung können Unfälle passieren. Die Dritte Dimension hat ihre eigenen Regel. An der Schwerkraft kommt niemand vorbei. Als Kletteraktivistin gilt für mich: Auf Plattform immer gesichert bleiben, auf Hängebrücken auch. In meiner Hängematte übernachte ich auch gesichert. Ich kenne einen Fall indem passiert ist, dass die Hängematte gerissen ist. War unangenehm mitten in der Nacht plötzlich in der Sicherung zu hängen. Aber eben die Sicherung hat ihre Rolle erfüllt und es wäre Absurd die Hängematte-Firma zu verklagen, weil eins gerissen ist.   Bei einer Hängebrücke weiß ich, dass da ohne Sicherung an den Seilen ein Risiko besteht. Es muss kein Brett brechen, ich kann durch Schaukelbewegungen das Gleichgewicht verlieren. Dieses Risiko reicht für mich aus, dass ich sage: immer schön gesichert bleiben. Ich weiß nicht weshalb es am Mittwoch anders gekommen ist. Ob der Mensch ungesichert war, oder dabei war sich (um) zu sichern, ob Material versagt hat.... das weiß ich nicht. Ich war nicht vor Ort. Und ich weiß, dass ich mich selbst nicht immer 100% an Sicherheitsstandart halte. Sei es weil Material fehlt (zb. durch Polizei beschlagnahmt oder wenn ich dieses Risiko nicht eingehen will, dann nehme ich mal wenige Material mit als eigentlich notwendig wäre), sei es weil es irgendwie bequemer ohne aufwändigem Sicherheitsprotokoll ist. Auch weiß ich von mir, dass es mir mehr als ein mal passiert ist, einfach Fehler zu machen. Falsche Schlaufe beim Umsichern am Gurt erwischen zum Beispiel.Nicht überprüfen ob ein Knoten greift beim Abseilen. Diese Überprüfung ist A und O vom sicheren klettern (BOB: Binden Ordnen Belasten bevor Mensch sich umsichert), aber Unaufmerksamkeit, ja passiert Jedem, würde ich behaupten. Gut ist es nicht, ist aber eine Realität. Oder früher beim Bergsteigen, da gab es häufig Umstände, die eine Sicherung nach Vorschrift (welche auch immer) unmöglich machten. Oder was mache ich wenn im Kletterführer steht, Mensch brauche ein 50 Meter Zwillingsseil, ein Steinschlag mein Seil aber durchtrennt hat? Dann muss ich mich eben mit der Situation arrangieren. Wichtig ist es das Risiko zu kennen, einschätzen zu können und wenn es eingegangen wird, dass dies Bewusst geschieht, dass man weiß was Sache ist. Es gibt viele Sportarten oder Aktivitäten, die man als gefährlich ansehen könnte. Muss man sie deshalb untersagen? Ich mag die Herausforderungen des Bergsteigens, des Kletterns. Ich wende gern unkonventionelle Techniken an. Aber ich überlege es mir immer genau. Ein guter Kletterer klettert nicht nach Lehrbuch, sondern weiß seine Sicherheit einzuschätzen und ist flexibel bei unvorhergesehenen Ereignissen. Was nicht geht ist, ist wenn durch Fremdeinwirkungen bewusst Gefahren erhöht werden. Und im Hambi wurden solche Gefahren ausgerechnet unter dem Vorwand der Gefahrenabwehr geschaffen!  Einige Vorfälle wurden dokumentiert. Ich mache mich schon seit Tagen Sorgen und denke, dass es Glücksache ist, dass es bei den Räumungen selbst irgendwie gut gegangen ist. Menschen wurden durch Polizeigewalt verletzt (Armbruch zum Beispiel) und ständig gefährdet. Ihnen wurde durch Flutlicht und wahlweise Kettensäge- oder Affengeräusche aus Lautsprecher von Polizeifahrzeuge der Schlaf geraubt. Wer vom Klettern Ahnung hat, braucht sich nur die Bilder anzugucken, um zu sehen wie fahrlässig - oder gar kriminell? - der Einsatz in manchen Fällen ist. Und dies nicht nur bei den Kletteraktivist*innen. Die  eine Tunnelräumung war auch sehr gefährlich, weil die Polizei zum Beispiel die Stromversorgung der Sauerstoffpumpe kappte, um dann die Feuerwehr zu rufen, die einen lebensgefährlichen CO2-Gehalt feststellte und in aller Not eine Ersatzversorgung errichten musste. Nach dem Motto, wir bringen dein Leben in Gefahr bis du mit uns kooperierst und freiwillig raus kommst. Weiteres aktuelles Beispiel: Unsere Räumung bei der Moseltalbrücke bei der Uranzugblockade am 1. September war auch gefährlich. Die Feuerwehr war zur Amtshilfe nicht verpflichtet, weil es kein Notfall war. Die Freiwillige Feuerwehr hat sich geweigert zu räumen. Die Berufsfeuerwehr hat es übernommen. Sie darf (muss nicht) Amtshilfe leisten, aber sie darf wenn es kein Notfall ist, keine Situation schaffen, die Gefahren bringt. Und genau das hat sie durch ihre unfachgerechte Räumung getan. Sie hat versucht uns von der 140 Meter hohen Brücke hoch zu ziehen, hat uns dann Abgelassen damit wir mit der Drehleiter herunter geholt werden. Sie hat dabei keinen Kantenschutz bei den Sicherungsseilen an der Brückenkante genutzt, obwohl jede-r kletterer-in weiß, dass es das A und O von Sicherheit ist. Wir haben unsere Seile wieder bekommen, sie sind an der stelle wo die Feuerwehr gezogen hat beschädigt. Daran hing unser Leben in 20 Meter Höhe und drunter war Schiene und Asphalt, kein Waldboden! Auf dem Bild ist die Farbe der Brücke, die durch die Reibung ohne Schutz auf die Seile übergegangen ist. Wir haben lautstark Kantenschutz eingefordert. Irgendwann haben sie immerhin aufgehört uns hoch und runter zu ziehen. Die haben beschlossen uns mit einer Seilverlängerung nach unten abzuseilen. Die Drehleiter wurde dann bewegt und gedreht obwohl eine Aktivistin sich auf dem Arm der Leiter befand. Das ist mindesten vorschriftswidrig. Unsere Seile wurden von oben gelockert, verfingen und verkeilten sich