2017-01:SoLaWi und Macht

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Solidarische Landwirtschaft und die Frage des Hofeigentums

SoLaWi und Macht

jb Laut der Internetseite www.solidarische-landwirtschaft.org gibt es „aktuell (mindestens) 123 bestehende Solawi-Betriebe“. Die Tendenz dürfte steigend sein. Zwischen diesen gibt es einige Unterschiede, z.B. in der Ausgestaltung des Solidarprinzips (jede_r zahlt nach eigenen Möglichkeiten) oder im Produktespektrum (nur Gemüse oder Vollprogramm, vegan oder nicht usw.).

Die spannendste Frage wird seltener erörtert. Sie dreht sich um die Machtverhältnisse innerhalb einer Solawi. Viele Gruppen haben das gar nicht auf dem Schirm oder es ist nur Randthema. Bei einigen ist das Thema aber eine Reizfrage: Wem gehören die Produktionsmittel? Ist es befriedigend, wenn zwar der ruinöse Markt ausgeschaltet wird, aber ansonsten das Projekt ganz normal im Bezahlkapitalismus organisiert ist? Welches Gefälle entsteht, wenn einige verzichtbar sind, andere nicht? Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie sich ein Betrieb konstituieren kann. Das Heft „Rechtsformen landwirtschaftlicher Unternehmen“ (2014, aid in Bonn, 60 S., 4 €) klärt darüber auf. Schon die Übersicht auf S. 7 zeigt, dass sehr viele Varianten bestehen, von der GbR über Vereine, Stiftungen, gar eine Aktiengesellschaft oder etlichen Mischformen. Die dann folgenden Kapitel vermitteln Vor- und Nachteile der einzelnen Rechtsformen, wobei wirtschaftliche, Haftungs- und Eigentumssicherungsfragen dominieren. Für alle, die aus dem ewigen Kreislauf Privatbesitz, persönliches Risiko und Höfesterben ausbrechen wollen, ist das zu wenig. Hier wären bei einer Neuauflage Ergänzungen wünschenswert – oder es braucht noch ein gutes Buch darüber, wie der Boden dem Privatbesitz und damit der kapitalistischen Verwertungslogik entzogen werden kann, ohne dass neue Player entstehen, die die Anfangsidee verraten.