2016-02:Politik mit der Umwelt

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Jan Bredack
Vegan für alle
(2014, Piper in München, 255 S., 19,99 €)
Ein erfolgreicher Mercedes-Manager steigt aus und wird zum Veganer. Das ist die Story des Buches. Sie zeigt das Leben hinein in den Burn-Out – und den Weg heraus in eine neue Laufbahn. Die aber ist, kritisch betrachtet, gar nicht so anders: Wieder geht es um Kaufen und Verkaufen, nur dass die Produktpalette eine gänzlich andere ist. Bredack zieht mit seinen Erfahrungen erfolgreiche Veganläden auf, braucht wieder Investoren und fährt mit dem Auto herum, um Frust abzubauen. Zählt er dabei Insekten auf der Windschutzscheibe oder die Mäuse, die beim Möhrenanbau bekämpft werden?). Das Buch dürfte für politisch engagierte Tierrechtler_innen wichtig sein – als Warnung, dass das Gespenst des Kapitalismus überall lauert und alles schluckt, was mensch nicht aktiv entreißt.

Hans Thie
Rotes Grün
(2013, VSA in Hamburg, 173 S., 16,80 €)
Die immer neoliberaler abgehenden Bündnis90/Grünen mit ihrem grün gefärbten Kapitalismus und neuen Wirtschaftsaufschwüngen aus Öko-Hand rufen Kritiker_innen auf den Plan. Die versuchen, dem Wachstumswahn der ehemaligen Wachstumgegner_innen etwas entgegenzusetzen. Das geschieht aus unterschiedlichen Richtungen Hans Thie versucht sich als sanfter Sozialist und beschreibt, mitunter fast romanhaft, mögliche Auswege aus der zerstörerischen Welt des Kapitalismus. Scharfe Herrschaftsanalytik fehlt dem Buch allerdings – und somit auch eine Antwort auf die Frage, was eigentlich der Antrieb sein soll, die Verhältnisse zu ändern.

Stefan Engel
Katastrophenalarm
(2014, Verlag Neuer Weg in Essen, 332 S., 17,50 €)
Der Autor ist Chef der MLPD, also einer streng marxistisch geprägten Partei mit eher mäßigen Wahlerfolgen. Seiner kommunistisch-rosa Brille bleibt er in vielen Phasen des Buches treu – etwa, wenn er verkündet, dass die Industrialisierung von Produktion, Energiegewinnung und Landwirtschaft in der alten Sowjetunion eine Vorreiterfunktion beim Umweltschutz gebildet hätte, Stalin also so etwas Ähnliches wie ein Ökoheld gewesen sei. Dass die gigantischen Umleitungen von Flüssen riesige Seen austrocknen ließen – kein Wort. Die Desaster der Großindustrialisierung – lässig übergangen. Doch diese realsozialistischen Tomaten auf den Augen machen das Buch nicht sinnlos. Im Gegenteil: Endlich greift ein orthodox-marxistischer Vordenker das Thema Umwelt beherzt auf – und das auch noch mit Bezug auf Marx. Der sei, so Autor Stefan Engel, nämlich gerade der Meinung gewesen, das Mensch UND Natur Objekt kapitalistischer Ausbeutung zwecks Profitmaximierung wären. Es sei gerade ein Fehler breiter Strömungen des Marxismus und der Sozialdemokratie, Marx hier immer falsch verstanden zu haben. Engel belegt seine These mit Zitaten von Marx und Engels, die überzeugen – auch wenn immer der Verdacht besteht, das sich aus einer derartigen Fülle von Texten, wie die beiden produziert haben, immer Argumente für mehrere Sichtweisen finden lassen. Für den Sinn des Buches ist das egal. Es ist zu hoffen, dass sowohl die gründliche Faktendarstellung zur Lage der Umwelt als auch die Kritik an den bürgerlichen Vorstellungen des Umweltschutzes dazu beitragen, dass die Interessen von Menschen an einem insgesamt guten Leben zusammen gedacht werden. Denn bei dieser Perspektiven fallen die Produktionsverhältnisse und Arbeitsbedingungen, der Schutz der Umwelt und die Fragen von Freiheit und Gleichberechtigung ohnehin zusammen.

Thomas Barth
Politik mit der Umwelt
(2014, Westfälisches Dampfboot in Münster, 346 S., 36,90 €)
Ein Buch über den Wandel von Umweltpolitiken bei NGOs (früher noch profan als Verbände bezeichnet) und Regierenden. Im Mittelpunkt steht die Annäherung an marktwirtschaftliche Konzepte im Laufe der 90er Jahre. Der Autor beschreibt den Wandel am Beispiel der Luftreinhaltepolitik und zeigt die Probleme auf, die mit dieser Veränderung verbunden waren und sind. Die Kritik ist notwendig, im Buch aber auf eine marxistische und damit rein ökonomische Machtanalyse beschränkt. Herrschaftsverhältnisse gehen aber weiter und die im Buch benannte Idee der Aneignung statt eines Markt- und Staatsgeschehens ist mehr als Ökonomie. Schade auch, dass Debattenbeiträge und Vorschläge, die aus unabhängigen und Basisinitiativen bereits gekommen sind (aber auf Ablehnung von NGOs und Regierenden stießen), im Buch untergehen. Damit spielt der Autor ein bisschen selbst auf der Klaviatur der Eliten, die er ansonsten in lesenswerter Weise kritisiert.