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Politische Bücher

Boris Grundl
Diktatur der Gutmenschen
(2010, Econ/Ullstein in Berlin, 263 S., 19,95 €)
Der Autor ist Trainer von Führungskräften, er selbst bezeichnet sich im Buch als „Menschenentwickler“ – und fordert seine Leser_innen auf, das auch zu werden. Seine Kritik richtet sich gegen alle, die Menschen in Watte packen, betreuen und dabei bevormunden. Das wäre wichtig, schließlich sind es erkennbar die „Gutmenschen“ (wie Grundl sie schimpft), die Frieden predigen und Kriege führen, die Autorität ablehnen, aber Menschen in Abhängigkeit führen. Doch leider ist das Buch eher von Hass geprägt. Beispiele passen nicht zur Kritik, vieles sind eher Parolen als Argumente. Hass verblendet, das zeigt das Buch eindrucksvoll – und ist deshalb wenig gehaltvoll.

Klaus Ernst/Thomas Händel/Katja Zimmermann (Hrsg.)
Was war? Was bleibt? (2012, VSA in Hamburg, 206 S., 12,80 €)
Erst der Blick auf Titelfoto oder den Untertitel offenbart, worum es im Buch geht: „Wege in die WASG, Wege in DIE LINKE“. Es besteht ausschließlich aus Interviews. Die Befragten sind in der doppelten Gründungsphase von zunächst WASG und dann der Fusionspartei DIE LINKE an wichtiger Stelle aktiv gewesen – sei es in Parteifunktion oder als Ideengeber_in. Hinzu kommt ein Gespräch mit dem PDS-Spitzenmann Lothar Bisky. Naturgemäß fällt die Bilanz der eigenen Bemühungen recht positiv aus. Hier sprechen Machtmenschen, von denen nicht Wenige eine Menge anderer aus dem Gründungsprozess gemobbt haben und das immer richtig fanden. Es wäre interessanter gewesen, auch die Nicht-Sieger_innen interner Machtkämpfe oder die Kritiker_innen parlamentarischer Fixierung zu Wort kommen zu lassen. Aber das haben die Herausgeber_innen ja auch schon in der hier behandelten Gründungsphase nur getan, wenn sie mussten.

Reinhart Kößler/Hanns Wienold
Gesellschaft bei Marx
(2001, Westfälisches Dampfboot in Münster, 381 S.)
Die Marx'schen Theorien sind und bleiben ein Dauerbrenner – auch deshalb, weil vieles bis heute aktuell ist an seinen Analysen, wie ökonomische Systeme und Zwänge funktionieren. „Was können wir heute bei Marx lernen?“ fragen die Autoren und bieten eine Menge Stoff für Anregungen, welche Theorien auf welche Art zur Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse angewendet werden können. Besonderen Wert legen sie dabei auf die Offenheit, die Marx hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung formuliert haben soll. Das würde seine Theorien zeitlos machen – wenn es denn so wäre. Denn genau hier kommen doch Zweifel auf angesichts dessen, dass die Idee, der Kapitalismus würde sich selbst überwinden, gerade auf Marx zurückgeführt wird.

Marianne Kneuer
Das Internet: Bereicherung oder Stressfaktor für die Demokratie?
(2013, Nomos in Baden-Baden, 275 S., 44 €)
Mehrere Autor_innen fügen empirische Studien, Beobachtungen, eigene Erfahrungen und Meinungen zu einem umfangreichen Band zusammen. Die Texte, angereichert mit vielen Fußnoten voller Quellenangaben, zeigen ein sehr uneinheitliches Bild, mit dem erkennbar der Auffassung entgegengetreten werden soll, das Internet sei ein Allheilmittel für eine transparentere, demokratischere Entscheidungsfindung. Die bisherigen Versuche belegen das nicht. Ganz im Gegenteil ist das Internet auch eine problematische Beeinflussungsmöglichkeit. Ein eindeutiges Fazit erfolgt nicht – das Buch ist ein guter Beitrag zur Debatte und klärt Fragen auf.

Siegfried Quandt
Volker Bouffier
(2013, Herder in Freiburg, 128 S., 11,99 €)
Als Bouffier nach Roland Kochs Rücktritt Ministerpräsident in Hessen wurde, hatte er sich jahrelang einen Ruf als rücksichtsloser Innenminister erworben, der Ausländer_innen lieber weit weg wähnte, die Polizei aufrüstete und politische Gegner schon mal mit erfundenen Straftaten wegsperren ließ. Da überrascht, wenn eine sogenannte Biografie dem CDU-Politiker die Etiketten „liberal“ und „sozial“ umhängt und als Leitgedanke „ein gelingendes Leben in Freiheit“ für alle postuliert. Was auch immer den Autor, der immerhin Professor in Gießen ist, dazu gebracht hat, ein derart einseitiges, völlig unkritisches und – bemerkenswert für einen sogenannten Wissenschaftler – komplett quellenloses Buch zu veröffentlichen, ist nicht direkt erkennbar. Es wirkt wie ein Freundschaftsdienst. Insofern sagt es mehr über den Autor als über Bouffier aus. Denn zu Bouffier finden sich nur wenige belanglose Daten des Werdeganges sowie eigene, selbstbeweihräuchernde Zitate. Siegfried Quandt, einflussreicher Kommunikator in Bouffiers Heimat betreibt mit dem Buch unwissenschaftliche Lubhudelei eines umstrittenen Ministers. Den Vertreter des Old-School-Konservativismus auf der Buchrückseite als „Hoffnungsträger der CDU“ zu bezeichnen, ist selbst für diese Partei eine Beleidigung.