2010-01:Erfahrungsbericht Massentierhaltung

Aus grünes blatt
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Mein Erlebnis mit Massentierhaltung

anonyme Zusendung

"Ehtik gegenüber dem Menschen und Roheit gegenüber den Tieren sind zwei Verhaltensweisen, die sich nicht vereinbaren lassen, denn Grausamkeiten gegen Tiere geht nahtlos in Grausamkeit gegen Menschen über." (Robert Jungk)

Ich weiß es noch, als ob es gestern wäre und doch hoffe ich, dass es nur ein schlechter Traum war. Eine Erinnerung an einen Film, an einen schlechten Film aus dem Fernsehn. Aber dann, Nein. Ich kann die Erinnerungen nicht verdrängen und ich weiß, dass es wahr ist.

Ich war vielleicht 6 Jahre alt als ich zum ersten Mal sah, was mich nie mehr los lies. Was mich prägte bis heute. Und nie mehr los lassen wird.

Das was ich berichten will, passierte an einen ganz normalen Tag, als ich mit meinen Eltern am Frühstückstisch saß. Ich war immer morgens noch gar nicht richtig hungrig, sollte aber trotzdem etwas essen. Das zog sich etwas in die Länge. Mein Onkel versprach mir zur Belohnung, wenn ich aufessen würde, dass ich dann unsere Hühner sehen könne. Meine Eltern waren nicht begeistert von der Idee. In dem Moment aber konnte ich mir nicht vorstellen warum. Ich war schon immer so fasziniert von Tieren. Genoss ihre Gegenwart. Und konnte nicht verstehen, wenn sie ungerecht behandelt wurden.

Ich hatte immerzu im Frühjahr und Sommer Schnecken als „Haustiere“ im Garten, in einem Pappkarton ohne Deckel. Ich durfte sie aus den Nachbargärten heraussuchen. Sonst wären sie mit Gift getötet worden.Eigentlich hatte ich zu erst nur nach ihnen gesucht, weil ich ihre Häuschen so schön fand. Aber als ich dann hörte, das sie sterben sollten, lies es mich nicht los und ich versuchte so viele retten wie ich konnte.

Also schlang ich so schnell wie ich konnte mein Frühstück herunter. Ich wollte ja die Hühner sehen. Und dann nervte ich meinen Onkel so lange und so gut ich konnte, damit ich die Hühner sehen durfte. Und ich konnte ihn überzeugen. Die Vorfreude war sehr GROß. Aufgeregt war ich. Ich konnte es kaum glauben, das wir Tiere hatten, ohne das ich SIE gesehen hatte. Vielleicht könnte ich sie füttern oder ihnen zuschauen, bei dem was sie so machen oder oder oder..... Vielleicht sang ich auch auf dem Weg dahin „Wir haben Hühner, wir haben Hühner.......“, bis die Türe aufging und mir verschiedene Wolken entgegen schlugen, mich fast erschlugen. Zum einem die Dunkelheit, die in dem Raum herrschte, der Staub und dann die Lautstärke von Hunderten von Hühnern, die dem Licht entgegegen schrien oder waren es Hilferufe. Es waren Laute wie ich sie noch nie zuvor vernahm in einer Ohrenbetäubenden Lautstärke. Mein Onkel schaltete das Licht an und ich bekam zu sehen, was ich nie für möglich gehalten hätte. Hühner, viele Hühner, so wie es mein Onkel angekündigt hatte. Aber dass sie in kleinen Käfigen zu viert oder mehr hocken würde, das hätte ich NIE gedacht. Ich weinte danach noch lange. Niemand verstand, warum ich wegen der Hühner weinte. Niemand konnte meine Fragen nach dem „Warum“ richtig beantworten. „Das Geld für die Eier“ war eher eine unbefriedigende Antwort, die ich bekam. Und darauf die Gegenfrage an mich, ob ich kein Geld haben wolle. Nein, konnte ich da nur sagen. So wollte ich kein Geld haben. Eine andere Person meinte, dass so halt das Leben wäre und dass ich eh nichts dagegen machen könnte. Konnte ich wirklich nichts dagegen tuen? Oft ging ich zu ihnen, „meinen Hühnern“! Ich durfte oder sollte nicht alleine zu ihnen gehen. Tat es aber trotzdem. Zuerst sprach ich ihnen nur Trost zu. Aber das veränderte nichts an der Situation und machte mich noch trauriger. Oft half ich meinem Onkel beim Füttern und Misten. Wir fuhren den Mist mit einen Trecker weg. Auf dem Anhänger lagen oft die toten von ihnen in ihrem Mist. Was für ein Leben? Und wenn, war es überhaupt eins?

Ich nutze jede Gelegenheit, um ihrer Nähe zu sein. Ich versuchte, sie da raus zu holen. Dies wurde bemerkt und ich bekam richtig Ärger. Ich sollte nie wieder alleine zu ihnen gehen. Tat es aber trotzdem so oft ich konnte und immer, wenn niemand da war und/oder ich mich unbeobachtet fühlte. Dann schlich ich mich wieder zu ihnen. Es waren doch auch meine Hühner. Nur ein Mitspracherecht hatte ich nicht. So oft wie ich bei ihnen war, so sah ich auch ihre Entwicklung. Am Anfang, wenn sie noch nicht so lange in der Legebatterie sitzen, sehen sie noch „normal“ aus. Normal heißt, sie haben noch überall Federn. Aber nach und nach picken sie sich die Federn selber aus. Einige Hühner hab ich sogar bluten gesehen und andere lagen irgendwann Tod im Käfig. Und niemand konnte verstehen, dass ich nicht damit einverstanden war. Aber das war noch nicht mal das Schlimmste. Ich musste mich auch noch mitschuldig an ihrem Unglück machen. Samstags fuhren immer zwei Menschen, mit denen ich zusammen wohnte in den Nachbarort und verkauften dort die Eier. Manchmal oder besser gesagt zu oft musste ich auch mithelfen. Ich war ja jung und konnte mir dadurch ein bisschen Geld verdienen, dachten die Menschen, die mich dazu überredeten. 5 DM bekam ich dafür. Obwohl ich gar nicht wollte. Anderen Menschen wurde da noch erzählt, das ich gerne half. In was für einer Welt lebten die? Und in was für einer Welt lebte ich?

Es war eine Scheiß-Sache und ich tat es nicht gern.Schlecht fühlte ich mich. SEHR Schlecht! Aber getan habe ich es trotzdem. Vom dem Geld habe ich mir meistens ein Video ausgeliehen, das ich mir nach dem Eierverkaufen ansah, um den vorangegangen Tag zu vergessen. Nicht mehr dran denken zu müssen, was eigentlich passierte. Der Fernseher wurde ein fester Bestandteil in meinem Leben. So wie ich nichts zu tun hatte nach der Schule und sich niemand dagegen stellte, war der Fernseher reserviert von mir. Ich konnte ihnen nicht weiter helfen und mir auch nicht. Nichts und wieder nichts konnte es ändern, dass ich mich schlecht fühlte. Außer beim Fernsehschauen. Beim Fernseher ganz einfach den Rest zu vergessen. In eine andere Welt einzutauchen und den Rest um einen herum zu vergessen. Einfach davor setzen und zudröhnen lassen. Im Fernseher gab es nichts Reales und nichts was mich verletzte. Schule? Freunde? Nach draußen gehen? Alles spielte kaum noch eine Rolle. Bis ein neuer in meine Klasse kam. Er hieß Timo und war anders als alle Menschen die ich je kennen gelernt hatte. Er wohnte in meiner Straße und stand irgendwann nachmittags einfach so vor meiner Haustüre. Er fragte mich ob wir spielen und ich wollte. Bei ihm zu Hause war alles anders als bei mir und ich fand es wunderschön bei ihm. Es war vielleicht kalt, aber dafür bunt und voller Leben. Wir trafen uns oft und ich begann ihm zu vertrauen. Irgendwann konnte ich mich ihm auch anvertrauen. Ich erzählte ihm also von meinen Hühnern und dass mich ihr Eingesperrtsein, so traurig machte. Ich erzählte ihm auch, dass ich schon oft versucht hatte sie zu befreien, aber dass es leider nicht geklappt hatte. Ihn machte es auch traurig und er wollte mit bekannten Menschen reden. Vielleicht konnte er mir weiterhelfen? Tage später berichtete er mir, dass er Menschen kennen würde, die meine Hühner da rausholen würden, damit sie nicht mehr eingesperrt wären. Ich sollte dabei nur den Hund einsperren. Mehr müsste ich nicht machen und mehr müsste ich auch nicht wissen. Nur leider ging an dem Abend alles schief. Ich konnte machen was ich wollte, aber meine Eltern ließen mich nicht nach draußen. Ich hab es mehrere Male versucht mich rauszuschleichen, aber irgendwie erwischten sie mich immer. Ich konnte also Rex nicht in seine Hütte einsperren. Als sie auf den Hof fuhren, schlug er sofort an und mein Onkel wurde geweckt. Der kam gleich auf den Hof und unser Plan die Hühner zu befreien scheiterte. Die Befreier wurden erkannt und mit Anzeigen bedroht. Daraufhin zogen sie weg. Und ich sah meinen Freund Timo nie wieder. Danach war auch mein letztes Hoffnungslicht erloschen und ich ergab mich in die Lethargiephase. Aber eines konnte ich noch ändern. Ich weigerte mich von nun ab die Eier zu verkaufen. Die anderen konnten das nicht verstehen, waren sauer auf mich. Ein Satz von einer nahestehenden Person war, dass ich irgendwann doch Geld verdienen müsste oder ob ich aus dem Müll leben wolle?

Mir war damals noch nicht klar, das es Supermärkte gibt, die fast jeden Tag soviel Lebensmittel wegwerfen, das ich mich davon ernähren konnte. Auch von alternativen Projekten hab ich leider damals nichts gewusst. Seit fast einem Jahr hat sich endlich mein Leben so verändert, wie ich immer wollte. Doch es ist schwer sich dran zu gewöhnen. Die Vergangenheit hinter sich zu lassen und doch weiter zu kämpfen.

Mehr Lebewesen auf diese Folter aufmerksam zu machen, die Lebewesen anderen Lebewesen antuen. Sie einzusperren, sie auszubeuten.

Kurz zum Hund Rex, der sein Leben an der Kette verbrachte! Der Hund hieß Rex und lebte an der Kette, um die Hühner zu beschützen. Rex befreite sich selbst irgendwann und lief vors nächste Auto. Eine seiner Rippe brach dabei und bohrte sich dabei in einen seiner Lungenflügel – er starb darauf hin einen Tod in der Freiheit.


Dieser Text beruht auf waren Ereignissen! Die betroffene Person möchte aus Schutzgründen nicht genannt oder erkannt werden.

Die Quälbatterie gibts seit ungefähr 16 Jahren nicht mehr. Dafür kommen jedes Jahr immer mehr dazu.

Und nun noch zur aktuellen Situation:

"Legehennen": Trotz Batterie-Verbot geht das Leiden weiter

Seit dem 1. Januar sind sämtliche Übergangsfristen für herkömmliche Legebatterien ausgelaufen. Diese Haltungsform ist damit in Deutschland endgültig verboten. Doch diese scheinbar positive Meldung ist kein Grund zur Freude. Denn das Verbot der Käfighaltung, noch unter der rot-grünen Bundesregierung beschlossen, wurde auf Druck der Agrarlobby bereits unter der Großen Koalition aufgeweicht. Ergebnis: Die schwarz-rote Bundesregierung ließ statt den Batteriekäfigen einen neuen Käfig für bis zu 60 "Legehennen" zu. Es werden jetzt also mehr Tiere in größeren Käfigen gehalten. Der beschönigend auch als Kleingruppenhaltung bezeichnete Großkäfig unterscheidet sich nur geringfügig von den konventionellen Batteriekäfigen. Zwar enthält er einen Scharrbereich, Sitzstangen und ein Legenest, bei näherer Betrachtung erweisen sich diese Einrichtungen aber als völlig unzureichend. Sie erfüllen lediglich eine Alibifunktion. Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, veröffentlichte der Bundesverband bereits im Februar letzten Jahres Bildmaterial aus einer Hühnerhaltung im Kreis Düren. Die erschütternden Aufnahmen dokumentierten, dass auch die neuen Käfige tierquälerisch sind. Der Verband erstattete Anzeige. Auch die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hält die Kleingruppenkäfige für unvereinbar mit dem Tierschutzgesetz und hat Normenkontrollklage gegen die Verordnung zur Hennenhaltung beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erhoben.

(von tierrechte.de, Bundesverband der Tierversuchsgegner)