2008-01:Anti-Nuclear-Festival in Finnland

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Karte der finnischen Atomstandorte
Infozentrum des AKW Olkiluoto
Atomanlagen von Olkiluoto
EPR-Baustelle auf Olkiluoto
Olkiluoto: Siedewasser-Reaktor

International anti-nuclear festival: 23.-28. june 2008, Eurajoki, Finland. Gathering for positive energy alternatives. Workshops, seminars, fun and games. A radiant midnight sun party. In close vicinity of Olkiluoto, nuke plant and building site of the world's biggest nuclear reactor, a fault ridden prototype.

come expose nuclear madness – come create better alternatives- come party

Spread the word in your networks. Bring your skills and resources to make the camp happen.

We are looking for help with logistics, funding, communications, feeding, workshops and other programs...


Anti-Nuclear Festival in Finnland

fb Vor etwas mehr als einem Jahr fuhr eine Projektgruppe aus Deutschland nach Finnland, um sich mit den dortigen Atomanlagen, vor allem der Endlagerpolitik, auseinanderzusetzen. Wir trafen in Helsinki auf Aktive aus der finnischen Jugendorganisation Luonto-Liito des dortigen Naturschutzverbandes und erfuhren viel Interessantes über die gesellschaftliche Stimmung gegenüber der Atomkraft in Finnland und über die Strategien der Atomkonzerne. Spannend war dies insbesondere im Kontext des Diskurses um eine "Renaissance der Atomkraft", die sich ja besonders in Skandinavien anhand des Neubau eines Reaktors, des EPR - European Pressurized Water Reactor, zeigen solle. Wir erfuhren dort, dass die Menschen in Finnland keineswegs so positiv gegenüber der Atomenergienutzung eingestellt seien, wie uns das in Deutschland erzählt wird. Vielmehr hörten wir von bunten Aktionen, die sich gegen die alten und neuen Atomanlagen richteten und dass vor allem die Sturheit der verantwortlichen Politiker und LobbyistInnen zu diesem atomkraftfreundlichen Image geführt haben.[1]

Im kommenden Sommer soll sogar einiges geschehen, um internationale Aufmerksamkeit auf die Pläne der finnischen Atomkonzerne und LobbyistInnen zu lenken: ein internationales Camp ist geplant. Dazu rödeln schon seit Monaten Aktive in Skandinavien, aber auch mit Unterstützung aus anderen europäischen Ländern, stellen Vernetzungen her, organisieren Finanzmittel und laden zur Teilnahme an dem geplanten "Anti-Nuclear Festival" ein. Dieses soll nicht weit vom Atomstandort "Olkiluoto" (Gemeinde Eurajoki)stattfinden; der genaue Ort wird aber erst kurzfristig bekanntgegeben, um das Risiko, dass Druck auf den Eigentümer der Fläche ausgeübt werden kann, zu verringern. Wer es sich einrichten möchte, im Sommer mal nach Finnland zu kommen, die dortige Anti-Atom-Bewegung kennen zu lernen, kann dies vom 23. bis 28. Juni tun. Es werden auch viele Menschen aus anderen europäischen Ländern dazu kommen. Internationaler Widerstand gegen Atomkraft (und andere Herrschaftstechnologien) wird dort (hoffentlich) erlebbar sein.

Auf Olkiluoto befinden sich bisher zwei Siedewasserreaktoren, ein Zwischenlager für niedrig- und mittelradioaktiven Atommüll und die Baustelle des EPR, des ersten Reaktorneubaus in der EU seit den 1980er Jahren [2][3]. Bei letzterem handelt es sich längst wieder um veraltete Technologie der 3. Reaktorgeneration, die in der Öffentlichkeit aber als "neuester Stand von Wissenschaft und Technik verkauft wird. Inzwischen gibt es aber eine vierte Generation[4] (eine fünfte ist auch schon in Ansätzen umrissen[5]), die sich jeweils durch überarbeitete Sicherkonzepte und erhöhte Anforderungen an den Betrieb auszeichnen. Keine Rede davon, dass die neueste Technik auch nur ansatzweise "sicher" und vertretbar wäre; das kann niemand bei einer solchen Risikotechnologie leisten. Aber es ist klar, dass die älteren Konzepte Sicherheitsansprüchen noch weniger gerecht werden.

Der EPR ist das aktuelle Produkt des Atomkonzerns Framatome-ANP, einem Kind des deutschen Konzerns Siemens und des französischen Partners Areva[6][2]. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes ist äußerst fragwürdig, aber der Konzern Framatome-ANP brauchte nach mehr als einem Jahrzehnt der EPR-Entwicklung dringend eine Bauentscheidung. Nur durch Abnahmegarantien für den im Reaktor erzeugten Strom zu vergleichsweise hohen Preisen seitens der Teilhaber war die Finanzierung überhaupt möglich. Zusätzlich wurde das Projekt immer größer dimensioniert, um Wirtschaftlichkeit zu erreichen, und ein kühner Bauplan wurde erstellt. Ob sich die Vorgaben einhalten lassen, ist noch vollkommen unklar. Probleme mit mangelnder Qualität des Betons sind bereits aufgetreten.[7][2] Es gibt auch schon Verzögerungen im Bau, so dass nicht vor 2011 (statt 2009) mit der Inbetriebnahme zu rechnen ist. Die Anlage wird für einen Festpreis vom Baukonsortium "schlüsselfertig" erstellt.[8]

Sowohl auf Olkiluoto, übrigens einer von ihrer Natur her sehr schöne Halbinsel, als auch am zweiten finnischen Atomstandort Loviisa befinden sich bereits seit den 1990er Jahren Endlager für niedrig- und mittelradioaktive Abfälle der dortigen Atomkraftwerke (AKW). Auf Olkiluoto soll außerdem das finnische Endlager für die hochradioaktiven Abfälle beider Atomstandorte entstehen.[3] Vom Parlament wurden Planungen verabschiedet, dort zunächst ein Forschungsbergwerk zu errichten, das später den Eingang zum Endlager bilden soll. Ab 2020 soll die Einlagerung beginnen, an den Bergwerks-Stollen wird bereits jetzt gearbeitet. Das Wirtsgestein ist Granit.[8] Das finnische Endlagerkonzept sieht mehrere tiefe Tunnels vor. Erkundungen werden auch in Loviisa durchgeführt. Die Diffusion der hochgiftigen Strahlungsquellen etwa über das Grundwasser gilt auf lange Sicht als wahrscheinlich.. Nach der Endlagerung sollen die Stollen mit Bentonit, einer Art Ton, verschlossen werden; der Müll soll damit rückholbar sein. Nach dem Verschluss wird das Endlager aber sich selbst überlassen; es sind keine Messinstrumente oder eine weitere Überwachung geplant. Die Finanzierung des Endlagers erfolgt über einen nationalen Fonds, in den die Betreiber einzahlen. Ausgelegt ist es für die vier bestehenden Reaktoren und den sich im Bau befindlichen EPR.[8]

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