2007-02:Schwimmen am Samstag

Aus grünes blatt
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Schwimmen am Samstag

Dieser Beitrag stammt aus dem Begleitschreiben des Castorgegners Henning zu seinem bevorstehenden Knastaufenthalt.

Hallo!

Eigentlich wollte ich Samstag schwimmen gehen, im Weissen See. Der Plan hat sich gestern geändert. Jetzt fahre ich schon Freitag mittag, allerdings nicht nach Weissensee sondern nach Plötzensee. Und auch nicht zum Schwimmen, sondern zum Sitzen, in der JVA Plötzensee.

Warum? Weil ich mich wie viele andere auch im Jahre 2004 im Wendland auf die Strasse gesetzt habe um den Castortransport zu blockieren. Klar, der Müll muss irgentwo hin. Aber in der Wellblechscheune in Gorleben steht er auch nicht besser als dort, wo er herkommt. Und dort muss er weg um Platz zu machen für neue. Obwohl es nach 50 Jahren Atomenergie weltweit noch immer kein Endlager gibt, geschweigedenn ein sicheres, wird noch weiter Müll produziert. Und das obwohl es Alternativen gibt. Im Angebot wären da nicht nur effiziente Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung -- auch Biogas! -- sondern auch ein Stromnetzverbund von Nordafrika und Europa. In einem solchen Netz könnten regenerative Energiequellen wie Wind, Wasser und Sonne räumlich so verteilt werden, dass sie möglichst effizient sind.

Die Politik tut sich schwer mit dem Ausstieg. Die vier grossen Stromerzeuger spekulieren auf Laufzeitverlängerung, zunächst um die ältesten Meiler in die neue Legislaturperiode rüberzuretten. Später dann, mit einer anderen Regierung könnten mensch den "Ausstieg" ja Rückgängig machen. Angesichts solcher Katastrophen wie die in Tschernobyl und beinahe Katastrophen wie in Forsmark wirkt das ein bißchen zynisch. Wusstet ihr das das Atomkraftwerk Lingen im Emsland beinahe in die Luft flog als es 1968 ans Netz ging. Einer der Ingenieure ist jetzt pensioniert und damit vor kurzem an die Öffentlichkeit gegangen.

Warum gehen dann nicht die Massen auf die Strasse und sagen ihre Meinung? Das tun viele. Leider ist Demonstrieren entlang der Castorstrecke verboten. Erlaubt ist es abseits der Strecke, im Wald oder gleich zu Hause wo es keiner sieht. Eine Demokratie sollte sich meiner Meinung nach den kritischen Stimmen stellen und sie nicht unterdrücken.

Jedes Jahr nehmen sich viele Menschen das Recht ihre Meinung dort Kundzutun wo sie gehört wird; sie sitzen auf der Castorstrecke. Jedes Jahr erklärt die Polizei die Versammlung als Verboten und verhängt Bußgelder. Einige Leute bezahlen, andere tragen den Protest in die Gerichtssääle und weigern sich das Bußgeld zu bezahlen. Eine hartnäckige Weigerung führt dann zur Androhung von Erzwingungshaft, das letzte Mittel des Staates den Sünder zum büßen zu überreden.

Ich bin nicht der Meinung für die Teilnahem an der Sitzblockade büßen zu müssen und weigere mich weiterhin das Bußgeld zu bezaheln. Das heißt nun eben sitzen und nicht schwimmen, jedenfalls nicht am Samstag. Dafür am Sonntag! Ich würde mich freuen, wenn der eine oder die andere am Sonntag Mittag um 13.00Uhr vor der JVA Plötzensee steht, Friedrich-Olbricht-Damm 16, 13627 Berlin, um mit mir schwimmen zu gehen.

Liebe Grüsse,

Henning