2005-03:JUKSS-Finanzverwaltungsmodell

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JUKSS-Finanzverwaltungsmodell

fb Der folgende Text beschreibt das Modell zur Finanzverwaltung beim Jugendumweltkongress (JUKSS), das zum Jahreswechsel 2005/2006 in Bielefeld zur Anwendung kam. Da zum Zeitpunkt der Endredaktion der Kongress noch nicht vorbei ist, kann hier noch keine Auswertung, sondern nur die Vorstellung der Idee erfolgen. Ausgangspunkt ist jedenfalls der Wunsch nach einer selbstorganisierten Veranstaltung eigenständiger und verantwortungsbewusster Menschen.

Auch über den Umgang mit dem Geld des JUKSS haben wir uns einige Gedanken gemacht. Bisher war die Finanzierung des Kongresses eines der Felder, wo der Anspruch von Hierarchiefreiheit nicht erfüllt wurde. Es gab immer nur wenige Leute, die finanziell einen Durchblick hatten - was nicht automatisch von denen so gewollt war - und dadurch auch mehr Entscheidungsmacht hatten als alle anderen. Leider war es meist auch so, dass kaum jemand Lust hatte, sich mit dieser häufig öden Betätigung auseinanderzusetzen.

Transparenz

Eine andere Schwierigkeit ist die Offenlegung der konkreten Finanzierung. Eigentlich sollte es größtmögliche Transparenz geben. Wer schon mal mit Fördergeldern gearbeitet hat weiß, dass das manchmal nicht gut wäre. Trotzdem sollten die JUKSS-TeilnehmerInnen größtmögliche Transparenz über vorhandene Gelder, eventuelle Zweckbestimmungen (manche Einnahmen dürfen nur für bestimmte Ausgaben verwendet werden) und bisherige Ausgaben haben.

Wir wollen versuchen, zum diesjährigen JUKSS möglichst viel transparent zu machen. Einmal kann dies mittels einer ausführlichen Ausgabenplanung im Internet geschehen, zum zweiten sollte es ein Finanzbarometer geben, das den jeweils aktuellen Stand von Einnahmen und Ausgaben anzeigt. Und auch die bisherigen Kosten sollten zu sehen sein. Das klingt vielleicht erstmal einfach, macht aber bei der Umsetzung einigen Aufwand. Es müssen Leute da sein, die einen Überblick über alle Finanzen haben und die immer wieder errechnen, wie der aktuelle Stand ist und diesen für alle sichtbar aufschreiben. Vielleicht bildet sich dafür beim JUKSS eine Aufgabengruppe heraus?

Der JUKSS soll eine selbstverwaltete Veranstaltung sein. Auch im finanziellen Bereich wollen wir versuchen, diesen Anspruch zumindest ansatzweise zu verwirklichen. Ein Großteil der Einnahmen ist von Anfang an verplant: Raummiete, Versicherung, Rampenplan-Verpflegung und Vorbereitungskosten für Porto, Material, Telefonkosten etc. um nur einige Ausgaben zu nennen. Manches ist noch beim Kongress variabel, z.B. welches Material nachbesorgt werden muss oder welche Lebensmittel (in Absprache mit Rampenplan) gekauft werden.

Offene Kasse

Haupteinnahmequelle beim JUKSS sind dieses Jahr die TeilnehmerInnen-Beiträge. Diese werden an der Infothek nach Selbsteinschätzung und eigenverantwortlich (es gibt keine Kontrolle, wer alles schon bezahlt hat) gezahlt. Richtwert sind dieses Jahr etwa 7 bis 9 EUR pro Tag. Von diesem eingehenden Geld werden zunächst die Beträge zurückgelegt, die für feste Ausgaben (Essen, Unterkunft etc.) verwendet werden. Von dem übrigen Geld wird ein bestimmter Teil in eine "Offene Kasse" gelegt, die an der Infothek steht. Dort können sich die JUKSS-TeilnehmerInnen selbstverantwortlich Geld für Ausgaben, die sie beim JUKSS vornehmen wollen, herausnehmen. Es soll niemanden geben, die erst genehmigen muss, ob das Geld verwendet werden darf. Durch die Lage an der Infothek soll aber auch vermieden werden, dass Leute die JUKSS-Finanzen klauen und nicht reflektieren, dass dieses Geld allen zur Verfügung stehen soll.

Die Begrenzung des Betrages, der in der Offenen Kasse liegt, soll die Gefahr, dass durch Geldklau große Verluste entstehen, reduzieren. Dass es überhaupt passieren kann, dass Leute sich einfach Geld nehmen und für sich behalten oder für Dinge ausgeben, die andere nicht gut finden, wird dadurch nicht ausgeschlossen. Der Selbstbestimmungs- und Selbstverwaltungsanspruch des JUKSS soll aber nicht dem Sicherheitsdenken geopfert und damit Hierarchien Vorschub geleistet werden. Die Herausforderung wird es sein, sich ein JUKSS-Finanzverwaltungs-System auszudenken, das so robust ist, dass es durch kleine Diebstähle nicht übermäßig schlimme Folgen gibt.

Verantwortungsbewusster Umgang mit dem JUKSS-Geld

Dazu gehört neben den Rahmenbedingungen (Betragsbegrenzung, Nähe zur Infothek) auch die Bewusstseinsschaffung bei den TeilnehmerInnen. Ihnen sollte klar sein, dass dieses Geld für die Gestaltung und Durchführung des JUKSS gedacht ist und dass es die Beträge sind, die von den TeilnehmerInnen dafür gezahlt wurden. Es wird immer unterschiedliche Vorstellungen darüber geben, was von dem JUKSS-Geld bezahlt werden soll. Um dieses Bewusstsein aufzubauen, sollte es Hinweisschilder geben und auch ein Einführungs-AK in die JUKSS-Finanzen wäre angesagt.

Wer etwas aus der Kasse nimmt, sollte sich überlegen, ob sie die Ausgabe wirklich richtig findet und sich auch darauf einstellen, sich mit anderen TeilnehmerInnen darüber auseinanderzusetzen, ob diese das auch OK finden. Auch Aufmerksamkeit ist gefragt: wie ist der Einnahmenstand, welche Ausgaben stehen noch an und wofür wurde bisher Geld ausgegeben. Und wenn mensch sieht, das größere Mengen aus der Offenen Kasse genommen werden, sollte ruhig mal nachgefragt werden, wofür das gebraucht wird.

Quittungen bitte!

Nach dem JUKSS stehen verschiedene Abrechnungen kleinerer Förderanträge und die Steuererklärung an. Damit diejenigen, die diese nicht sonderlich attraktive Arbeit machen (dazu werden auch noch Leute gesucht!) nicht wochenlang beschäftigt sind, sind Belege wichtig! Also: legt nach Möglichkeit für alle Ausgaben Quittungen in die Kasse.

Damit nicht unnötige Ausgaben produziert werden, sollte mensch sich erst umschauen und mit anderen (z.B. Infothek) reden, um zu klären, ob das Einzukaufende nicht noch irgendwo vorrätig ist. Auch hier bedarf es großer Transparenz im Materiallager und an anderen Orten, wo Vorräte liegen. Vermutlich ist auch für die Vorrats"verwaltung" eine Aufgabengruppe sinnvoll.