2005-03:Atomkippe Morsleben: Stillegungsverfahren läuft an

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fb Am 13. September 2005 hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nach jahrelanger Verzögerung einen Großteil der für die Stilllegung des maroden Atommüll-Endlagers Morsleben notwendigen Unterlagen beim Umweltministerium Sachsen-Anhalt eingereicht. „Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag für die endgültige Abwicklung dieser atomaren Altlast“, sagte der Präsident des BfS, Wolfram König, dazu in einer Presseinformation. Die Bezeichnung Morslebens als "Altlast" täuscht allerdings darüber hinweg, dass der größte Teil des Inventars der Atomanlage von der Bundesregierung zu verantworten ist. In den 1990ern tat diese ihr bestes, um noch möglichst viele radioaktive Abfälle loszuwerden. Sicherheitsbedenken wurden negiert, "der Betrieb des ERAM ist sicher", behauptete Bundesumweltminister Klaus Töpfer 1993. Und Angela Merkel, damalige Nachfolgerin Töpfers, attestierte dem Endlager gar eine 10.000jährige Sicherheit. Ein zweiter Satz der erwähnten Presseinformation wirkt noch bedenklicher: "Morsleben wäre das erste Endlager in tiefen geologischen Schichten weltweit, das nach den Anforderungen des Atomgesetzes stillgelegt wird". Obwohl nach eigenen Aussagen des BfS das ERAM nicht genehmigungsfähig nach Atomrecht wäre, soll es den Anforderungen des Atomgesetzes gerecht werden. Was anderes bedeutet das, als weitere Abstriche bei den geltenden Sicherheitsvorstellungen? Der Fall Morsleben bedeutet die Gefahr, dass zukünftig auch bei anderen Endlagerprojekten (Schacht Konrad, Gorleben) über eklatante Sicherheitsmängel - beispielhaft sind die Wasserzuflüsse aus dem Deckgebirge - hinweggegangen wird. In Morsleben war das ja auch möglich! Es ist nun also notwendig, in das Genehmigungsverfahren zur Stilllegung des ERAM einzugreifen und auf die vielfältigen Probleme hinzuweisen. "Wir werden euch auf die Finger schauen!" war eine Aussage des Gründungstreffens des Morsleben-Netzwerks 2004. Keine faulen Kompromisse zugunsten irgendeiner "Wirtschaftlichkeit"! Natürlich gibt es auch in Morsleben keine Sicherheit. Indem wir darauf hinweisen und die Lösung der zahlreichen Einzelprobleme fordern, können wir deutlich machen, dass die Entsorgung des Atommülls weiterhin ungelöst ist - die Kosten für die Stilllegung des ERAM steigen in unendliche Höhen, die politische Tragbarkeit solcher Projekte kommt ins Wanken. Morsleben beweist, ebenso wie ASSE II, wie sehr die jahrzehntealte Aussage "Es gibt keine sichere Atommülllagerung!" zutrifft. Beim Widerstand gegen neue Atomprojekte wie Schacht Konrad und Gorleben, aber auch andere Standorte weltweit, sollten die realexistierenden und sicherheitstechnisch gescheiterten Atommüllkippen nicht vergessen werden. Zu fordern ist auch eine Untersuchung aller denkbaren Stilllegungsformen, auch so unpopulärer wie der Rückholung des Atommülls einschließlich ihrer Folgen. Ein anderer unzureichend vom BfS in Betracht gezogener Punkt ist die dauerhafte Offenhaltung der Anlage, um die weiteren Geschehnisse überwachen und bei Bedarf frühzeitig eingreifen zu können. Auch das hätte Nachteile: Die Kosten steigen allein für die Betriebsmannschaften ins Unermess-liche und es besteht das Risiko der missbräuchlichen Nutzung der eingelagerten Stoffe. Trotzdem sollten solche Varianten mit der aktuell geplanten Abschaffung des Messnetzes abgewogen werden. Frühestens im Spätsommer wird die Auslegung der Planungsunterlagen des BfS erfolgen. Dann - der Bund weigert sich ja ohne weitere Begründung, mit Zwischenstandsberichten zu informieren - bekommen wir Gelegenheit das Stilllegungskonzept genauer zu betrachten. Allerdings ist es so gut wie unmöglich, innerhalb der kurzen Zeit von vielleicht zwei Monaten eine tiefgehende fachliche Analyse möglicher Schwachstellen auf die Beine zu stellen. Hier zeigt sich einmal mehr die Pseudo-Beteiligung, die dieses Verfahren darstellt. Trotzdem wollen wir versuchen, eine Schwachstellen Analyse in Auftrag zu geben. Doch dazu brauchen wir sehr viel Geld. Und aktive Mitarbeit. An beidem mangelt es derzeit akut. Auf der Internetseite www.greenkids.de/morsleben findet sich eine Aufgabenliste mit Tätigkeiten, die andere zur Unterstützung beisteuern könnten. Auch jegliche Form von Öffentlichkeitsarbeit, die zu einer Sensibilisierung für dieses Verfahren führt, ist willkommen. Spenden gerne und in großen Summen mit dem Verwendungszweck "Morsleben-Kampagne" an Greenkids e.V., Konto 30 120 859, BLZ 810 532 72 bei der Stadtsparkasse Magdeburg. Wir können auf Wunsch auch Spendenbescheinigungen ausstellen.