Rezensionen

Aus grünes blatt
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Regis Debray:

Lob der Grenzen

jb „Dumme Idee“, „Albernheit“, „Augenwischerei“ und „Illusion“ – schon auf der ersten Seite des Buches macht der Autor mit seiner Beschimpfung des Rufes „No border“ deutlich, dass er an sachlicher Auseinandersetzung kein Interesse hat. Auf den folgenden Seiten stellt er historische Regimes wie die Sklavenhaltergesellschaft des Römischen Reiches als Vorbilder für den Wert fester Grenzen dar und mäßigt sich auch nicht, biologische Konzepte der Revierbildung oder geschlossener Systeme als vermeintlichen Beleg heranzuführen. Das Denkmuster ähnelt in bedrückender Weise Vordenkern der neuen Rechten wie Alain de Benoiste – nur dass wir hier in einem Verlag sind, der von Ex-RAFlern geführt, von der Jungen Welt gefeiert und also als linksradikal eingestuft wird.

2016, Laika in Hamburg, 58 S., 9,80 €


Slavoj Zizek:

Der neue Klassenkampf

jb Groß steht der Autorenname auf dem Buch, klein und kaum lesbar der Titel. So kommt es, wenn ein Mensch berühmt wird und dann zum Fließbandautor wird, dessen Bücher über den Namen und nicht wegen des Inhalts beworben werden. Dabei stellt Zizek eine wichtige Frage, was eigentlich zu den aktuellen Flüchtlingsströmen geführt hat und weiter führen wird. Aus seiner Sicht sind es die starken ökonomischen Unterschiede, das Reichtumsgefälle und noch mehr die strukturellen Ungleichheiten im Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten. Zizek sieht das Wiederaufleben der Klassengegensätze – eine zwar etwas veraltet eingeschränkte Interpretation, aber ein wichtiger Beitrag zur Debatte. Schade, dass dem Buch anzusehen, dass hier ein Starautor schnell etwas heruntergeschrieben hat. Denn Präzision hat seine Analyse nur an wenigen Stellen.

2015, Ullstein in Berlin, 96 S., 8 €


Markus Hengstschläger:

Die Macht der Gene

jb Was prägt den Menschen? Die Gene oder die Umwelt? Bzw. besser gefragt: Wer hat welchen Anteil? Der Autor stellt in vielen Kapiteln dar, wie und wo Gene wirken. Sein Ergebnis zeigt vor allem, dass nicht nur das Entweder-Oder unsinnig ist, sondern dass es bei der Analyse der genetischen Ausstattung in der Regel darum geht, bestimmte Anfälligkeiten und Tendenzen festzustellen, die dann im tatsächlichen Leben Wirkung entfalten können oder nicht. Wer um Risiken weiß, kann gegensteuern, aber nie mit Garantie. Es hilft ja nichts: Die Gene sind eine Ausgangsposition. Das Beste aus dem Leben zu machen, ist immer sinnvoll. Welche Gen-Konstellation könnte ein Argument sein, das zu lassen?

4. Auflage 2012, Piper in München, 171 S., 9,99 €