Diskussion:2011-02:und nächstes Mal... Die Konsumfrage

Aus grünes blatt
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Alle Achtung hier wird wahrhaft in der Klamottenkiste der "Konsumkritik" gekramt. Aber, lieber Verfasser, bevor die fleissigen Finger tanzen stellen sich ein paar grundsätzliche Fragen:

1. Wie kommst du auf die Idee es wäre "allerdings wenig Sinnvolles" zum Thema Konsum geschrieben und publiziert worden? Eine kleine Recherche im Netz bringt viele durchaus sinnvolle Ergebnisse zum Vorschein. Ein rhetorischer Trick von Dir - oder ernstgemeint?

2. Deine Themenfrage: "Die Frage danach wie was und ob mensch im Kapitalismus konsumieren soll oder kann." löst bei mir Stirnrunzeln hervor. Davon abgesehen, dass es an der Orthographie mangelt - ein wenig Sorgfalt sollte schon walten vor dem posten eines Beitrages (aber wer ist schon frei von solcher Sorglosigkeit?!) - ist diese Frage entweder eine des vorpolitischen Raumes (ein Frage des persönlichen Geschmacks, der persönlichen Wertung), oder der schlechtgemeinten Politisierung von Weltanschauungsfragen - sprich Ideologie. Denn wenn du von "Kapitalismus" sprichst, erübrigt sich die generelle Entscheidung des "ob", da eine positive Aufhebung des Kapitalverhältnisses für alle - was ja die Wette der politischen Forderung ist - schon allein wegen des objektiven Klassenantagonismus nicht möglich ist. Es bleiben stets Menschen die gezwungen sind zu konsumieren, ausser sie sollen verschwinden, sprich verhungern. Das eingeschobene "kann" - macht es auch nicht besser.

3. Du führst eine "Bürgerliche Umweltbewegung" ein - was meinst du damit? Hier solltest du dich klarer ausdrücken: Was konstituiert eine solche, wer gehört dazu, wer gehört nicht dazu, welche Ziele verfolgt eine solche?

4. Ist eine Einteilung in ein duales Schema "konventionell" und "ökologisch" - "böse" und "gut" tatsächlich nicht sehr abgeschmackt?

5. Wenn du behauptest: "konventionelle, industrielle Landwirtschaft ist ein riesiges Problem, dessen sich besser heute als morgen entledigt wird" willst du was genau fordern? Alle beackern wieder die eigene/gemeinsame Scholle in Subsistenz? Wenn ich mich recht entsinne, stammt der Hauptteil aller "bio"-Produkte aus verteufeltem "konventionellen" Anbau (Spanien, Holland) - der durch allerlei Zertifizierungszauber umgedeutet wird, und mit einem doppelten Surplus auf dem Markt erscheint. Nichts gegen Utopie - aber wie wäre es zur Abwechslung mit einer Kritik der tatsächlichen Gegebenheiten auf dem Feld der Nahrungsmittelerzeugung? Und zwar auch auf dem Teil, der vermeintlich schon das "gute und wahre" darstellen soll.

6. Könnten wir uns einigen das Ausfälle wie: "Ablasshandel" und "Schuld" wenig hilfreiche Phrasen sind bei einem so alltäglichen Thema wie Konsum? Keiner der etwas kauft belädt sich mit "Schuld", er befriedigt lediglich seine Grundbedürfnisse, oder sein Bedürfnis nach Angenehmen, oder auch Luxus vermittels der Medien Markt und Geld.

7. Könntest du erklären was "gesunde Ernährung" meint?

8. "Eine ökonomische Analyse darüber, ob mit der Konsumentscheidung die zerstörerische Potenz des Kapitalismus relevant abgeschwächt werden kann, bleibt aus." kannst du das beweisen - wenn ja bitte mit Quellen, damit deine Behauptung kritikabel wird - so ist sie eine haltlose Formel.

9. Welche Ideologie steckt hinter der Idee einer "wirklichen Ökologie" und eines daran sich anlehnenden Konsumverhaltens? Wäre schön, wenn du uns wissen lässt was deine Vorstellungen sind - ich finde das Meinungswirrwarr in den verschiedensten Diskursecken nicht stichhaltig genug um darüber schon diskutieren zu können.

10. "Echte Entscheidungsmacht müsste aber die Entscheidung darüber ermöglichen was, wo, wie, wann, warum produziert wird." und was hat das mit Konsum zu tun - gehe ich recht in der Annahme, dass der Begriff "Verbrauch" meint? Und zwar von Waren die auf dem Markt angeboten werden. Kritik bitte nicht mit Utopie vermischen. Erst die Analyse, dann die Kritik - und wenn wir dann noch lustig sind, denken wir uns eine schöne andere Welt aus.

11. "Anstatt die falsche, bürgerliche Konsumkritik zu entlarven und sie um die Erkenntnis zu ergänzen dass es innerhalb kapitalistischer Logik keine korrekte Produktion geben kann und deshalb Konsum auf dem kapitalistischen Markt so weit wie möglich durch selbstorganisierte Lösungen zu ersetzen ist, wird der kritiklose Konsum kapitalistisch produzierter Güter zur unverkürzten Praxis verklärt." Ups, da sind wir wieder im Normativen. Vielleicht gibt es gar nichts mehr zu entlarven? Wer ein wenig aufmerksam wertkritische Texte "konsumiert" hat, weiss deinen Rat schon längst. Die Masken sind seit 150 Jahren gefallen! Es gibt genug ideologiekritische Schriften übrigens, die sich mit der "falschen, bürgerlichen Konsumkritik" befassen. Was du einforderst ist jedoch selbst nichts weiteres als ein ideologisches Supplement, denn die Behauptung, dass es durch deinen Vorschlag "besser" für alle auf dieser Welt würde, fusst im Reich der Ideen, und nicht in dem der Empirie. Werfe deinen Blick auf die Elendsquartiere, der sogenannten Dritten Welt, oder auf die failed states in denen das Prinzip der Selbstorganisation durchgesetzt ist, da diese von den üppigen Märkten weitestgehend abgehängt sind. Zu sagen diese Form der Elendsverwaltung wäre das anzustrebende Ziel, ist schlicht zynisch den refugees gegenüber, die sich nichts sehnlicher wünschen, als diese Höllen zu verlassen und lebensgefährliche Reisen nach Europa, USA oder auch Russland auf sich nehmen, um am Markt auch endlich teilhaben zu können.

12. Und zuletzt: Was für eine "binäre Logik" siehst du denn am Start? "Pest" und "Cholera" sind ja nette Bilder - aber du musst dein Modell schon ein wenig ausführen - ansonsten schreibe ich irgendwas und dann kann man gar nicht debattieren...

--MSe 12:47, 2. Aug 2011 (CEST)