Benutzer:Graskraft\Bioenergie in China (Mang)

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Als integrierte Fachkraft für Biogas und Biodiesel in China

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unser stellvertretender Vorsitzender Heinz-Peter Mang arbeitet seit 1982 mit China in Sachen Biogas, und seit 2004 als angestellter Bioenergie- und Klimaschutzberater in der Chinesischen Akademie für Landwirtschaftsingenieurwesen, gefördert durch das Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) in Frankfurt, hier sein kurzer Bericht über die Gegensätze in der Entwicklung des chinesischen Biomasse-Energiesektors:

Erfolgreiche private kommerzielle Engagements im chinesischen Biomasseenergiesektor sind noch selten zu finden – sie leiden unter der Monopolisierung des chinesischen Energie Marktes, zögerlich umgesetzten gesetzlichen Regelungen, und dem Fehlen sozialer und ökologischer Standards. Ökonomische Anreize, praktische, wirtschaftliche und moderne Technologien und professionelle Mitarbeiter sind noch selten in diesem noch von staatlichen Unternehmen dominierten Sektor - alles in allem ist die Erzeugung von Energie aus Biomasse in China noch ein riskantes Geschäft, in dem die meisten der beteiligten Firmen mit marginalen Gewinnen operieren. Aber der Biomasse-Energie-Sektor boomt trotzdem.

Die erste nationale Konferenz über die ‚Entwicklung und Verwendung von Energie aus Biomasse’ wurde im August 2006 von der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC), dem Landwirtschaftsministerium (MOA) und der Staatlichen Forstverwaltung (SFA) in Beijing veranstaltet. Über 500 Delegierte aus Ministerien, Umweltbehörden und Umwelt-Abteilungen des Staatsrates, sowie Vertreter der Provinzen, autonomen Gebiete und Stadtverwaltungen, der Nationalen Wirtschafts- und Handelskommission, von Forschungsinstituten, staatlichen Industrieverbänden und die staatlichen Energieversorgungsunternehmen nahmen daran teil. Mit dieser Konferenz wurde das “Erneuerbare Energie Gesetz” vorgestellt und der "11te Fünf-Jahres-Plan" trat in Kraft. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat die Politiker bei der Formulierung des Gesetzes beraten. Das Treffen gilt noch immer als ein Meilenstein in der Entwicklung des Chinesischen Biomasse Energie Sektors, da er alle staatlichen Sektorkräfte zusammenführte.

Das Finanzministerium (MOF) and die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) haben Energieerzeugung aus Biomasse als „Ziel No. 1“ gelistet, das im Jahr 2020 bereits mit 18.5% zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen beitragen soll. Insgesamt sollen die erneuerbaren Energieträger dabei mit 16% am gesamten nationalen Energieverbrauch beteiligt sein. Damit könnte bei dem anhaltenden Ausbau der Wasserkraft im Jahr 2020 mehr als 30 Prozent des Stroms bereits aus erneuerbaren Quellen stammen. Biomasse-Energie – einschließlich feste, flüssige und gasförmige Energieträger – wie zum Beispiel Bioethanol, Biodiesel, aus Biomasse generierte Elektrizität, Biomasse Pellets, und Biogas - ist ein zentrales Thema in der politischen Debatte mit Blick auf zukünftige Versorgungsengpässe und steigende Weltmarktpreise der fossilen Treibstoffe, Auswirkungen auf das Klima, und den zunehmenden Arbeitsplatzverlusten in ländlichen Gebieten. Dennoch ist noch keine umfassende konsequente nationale Biomasse-Energiestrategie erarbeitet und umgesetzt, auch wenn gefördert mit Krediten der Asiatischen Entwicklungsbank an solchen seit langem gearbeitet wird.

Es gibt zurzeit noch keine kohärente Bestandsaufnahme des energetisch nutzbaren chinesischen Biomassepotentials, kein stringentes Datenerfassungssystem wurde bislang eingeführt, sodass das tatsächliche Potential nur aufgrund verschiedener Statistiken auf mindestens 3,55 Bn t/a geschätzt werden kann. Diese Schätzung umfasst land- und forstwirtschaftliche Abfälle, die organische Fraktion von städtischem Müllaufkommen, Restaurant und Großküchenfette, Recycling-Speiseöle und organisch hoch belastete Abwässer. Energiepflanzen, Ölfrüchte (TBO = „tree borne oil“) und Grünschnitte aus der Landschaftspflege sind nur schwer erfassbar. Ähnlich ungenau ist die Datenlage bezüglich der Verfügbarkeit von Landflächen für den Anbau von Energiepflanzen. Brachland, versalzte und versauerte Böden und fortschreitende Wüstenbildungsflächen sind statistisch nicht eindeutig erfasst, und auch eine detaillierte Analyse hinsichtlich standortgerechter Energiepflanzen, Saatgutverfügbarkeit und daraus folgendem Energiepotential wurde bislang nicht erstellt. Aber - wie schon über 30 zumeist private chinesische Firmen, betreibt eine Firma in Xiamen seit 2005 eine Biodiesel-Anlage, die 250 l/Tag Biodiesel von Abfallölen aus Küchen und Pflanzenöl unterschiedlichster Qualitäten verarbeitet. Die wirtschaftlichen Berechnungen orientieren sich am Marktpreis, die Technologie ist ein in China entwickeltes einfaches Batch-Verfahren zur Veresterung.

Jedoch - seit Juli 2006 beinhaltet der reguläre Strompreis in China €cent 0.01 pro kWh als “Erneuerbare Energie Förderung”. Um den Anteil der erneuerbaren Energien im Energieversorgungsangebot zu erhöhen, hat China zum ersten mal einen international bewährten finanziellen Förder-Mechanismus akzeptiert, wenn auch mit einer nur winzigen Umlage. Verkaufter Stromerzeugung aus Biomasse (und mittels Grubengas) wird zudem seit Januar 2006 mit einem 2,5 €cent Zuschlag pro kWh auf den mit dem Netzbetreiber ausgehandelten Basisstromverkaufspreis staatlich gefördert. Die Netzbetreiber ihrerseits lassen bisher nur Generatoren-Anlagen mit mindestens 0,5 MW zur Einspeisung zu. Entschwefeltes Biogas in selbstbetriebenen Biogasnetzen als Kochgas an Haushalte verkauft, erbringt dagegen schon 15 - 20 €cent/m3.

Das Potenzial für landwirtschaftliches Biogas wird auf 145 Milliarden Kubikmeter pro Jahr geschätzt – genug, um die gesamten ländlichen Familien mit Energie für Kochen zu versorgen. Um diese Potenzial zu nutzen wären 200 Millionen kleine Haushaltsbiogasanlagen nötig. China ist mit derzeit fünfzehn Millionen solcher Anlagen Spitzenreiter vor Indien und Nepal. Das Landwirtschaftsministerium will bis 2010 etwa 50 Millionen Haushalte mit der einfachen Technik ausstatten. Vom Potential an großen Biogasanlagen für die noch immer über 14.000 riesigen Staatsfarmen (Schweine, Milchvieh, Rinder und Hühner) nicht zu reden. Hier fehlt jedoch noch die “richtige“ Technik. Würden in China nur 50 Prozent seiner (Agro-)Industrieabwässer behandelt, entspräche die gewonnene Menge an Biogas der chinesischen Erdgasförderung. Die großen Fabriken der Zuckerindustrie gewinnen bereits jetzt aus ihrer Bagasse Strom für den Eigenbedarf. Über 800 Megawatt stehen allein in den beiden Zuckerprovinzen Guangdong und Guangxi. Bislang speist der expandierende Wirtschaftszweig seine überschüssige Energie aber nicht ins Netz ein - bürokratische Hemmnisse.

Besichtigung einer Jatropha-Anpflanzung in China

Im Falle potentieller landwirtschaftlicher Energiepflanzen wurde die Konkurrenzfrage bezüglich ihrer Verwendung als Nahrungsmittel oder Energieträger bereits im Dezember 2006 und im April 2007 politisch zugunsten der Ernährungssicherung entschieden, eine Ausweitung von Energiepflanzen für die Bio-Ethanol-Herstellung oder eine Ganzpflanzennutzung von Mais für die Biogasproduktion auf optimalen landwirtschaftlichen Flächen ist nicht erlaubt, auf marginalisierten Böden dagegen schon, das bedeutet eine große Chance für Pflanzenöle (vor allem Jatropha) und TBO’s in großen Aufforstungsprogrammen.

Mögliche Umweltrisiken, die mit einer großflächigen Produktion von Energiepflanzen auf stadtnahen optimalen landwirtschaftlichen Flächen verbunden sein könnten – wie Belastungen und Beschädigungen der Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und Grundwasser – werden zur Kenntnis genommen. Einerseits bedingt durch die Größe des Landes, andererseits mit Rücksicht auf die zwingend gebotene Reduzierung der Abhängigkeit von Speiseölimporten sind wirksame Regulatoren und Kontrollmechanismen, die soziale und ökologische Schäden verhindern könnten, jedoch noch ungenügend entwickelt. Auch lässt sich nur schwer nachvollziehen ob durch sinkenden Spirituosengenuss die Kapazitäten der zahlreich bestehenden Trink-Alkoholfabriken nicht doch im Bioethanolsektor als Treibstoffquellen genutzt werden.

Chinesische Wissenschaftler haben durch Kreuzungen Rapssaatgut entwickelt, die mit einem Öl-Gehalt von 55% mehr als 2% über dem weltweiten Öl-Gehalt von Rapssaat liegt. Diese Forschung wurden gezielt für die Versorgung der Biodiesel-Produktion mit ergiebigen Rohstoffen durchgeführt.