Benutzer:Genduerilla/2007-02:Utopie emotionaler Beziehungen

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Utopie emotionaler Beziehungen

Thesen, Erläuterungen und Anmerkungen.[1]

Genduerilla Dieser Text ist über einen längeren Zeitraum gewachsen und manche Vermutungen oder Fragen beantworte oder widerlege ich später selbst. Er ist zwar mehrfach überarbeitet, aber noch immer nicht ganz "rund". Viele Textstellen sind bereits mit Fußnoten oder Anmerkungen bzw. Verweisen auf Hintergrundinformationen versehen, weitere Erklärungen wären an manchen Punkten aber sicherlich angebracht.

Der Text ist aus meiner Sicht mit meinem Erfahrungshintergrund geschrieben. Ich nehme aber an, dass es eine nicht unbedeutende Anzahl von Leuten gibt, die diese Überlegungen interessieren. Über Reaktionen, Ergänzungen, Kritik freue ich mich. Nutzt dazu die Diskussionsseite zu diesem Artikel im grünes blatt-Wiki[2].

Motivation für diesen Text

Ausgangspunkt für diesen Text war ein Gespräch mit einer mir nahestehenden Person, das mich sehr befremdet hatte. In diesem erklärte sie total überzeugt, dass nur ausschließende Beziehungen eine bestimmte Tiefe und Intensität im Verhältnis miteinander ermöglichen würden. Mir schien, dass sie damit vor allem ihre eigene Beziehungspraxis rechtfertigen wollte, die zwar scheinbar "offen" sein sollte, das aber nach meinem Eindruck nur bedingt war. Ihre Worte lösten in mir den Drang nach Widerspruch aus. Ich war mir aber selbst nicht ganz klar war, ob sie nicht doch Recht hätte. So habe ich mich an diesen Text gesetzt und Wünsche und Vorstellungen von offenen Beziehungen formuliert.

Diese Thesen habe ich dann in einer zweiten Phase, gewissermaßen zur Aufarbeitung einer gescheiterten "offenen" Beziehung begonnen auszuformulieren und mit meiner Realität abzugleichen. Das Schreiben hat mir dabei geholfen, mehr Klarheit über (vor allem meine) Gefühle, Erwartungen und Bedürfnisse zu finden. Er hat auch dazu beigetragen mehr Klarheit darüber zu bekommen, wie ich mir den Umgang mit emotionalen Beziehungen wünsche. Der Text hat also nicht nur theoretischen, abstrakten Charakter, sondern zumindest für mich auch etwas mit meiner Lebensrealität zu tun.

Erst in einer dritten Phase, die im Zusammenhang mit dem Kennenlernen eines Menschen und dem Bedürfnis meine Gedanken und Wünsche zu ordnen stand, ist dieser Text in seine Endfassung gekommen und wird nun hoffentlich auch soweit sein, dass ich ihn den ersten mir nahestenden Menschen geben kann. Denn ich möchte gern, dass du ein bisschen weißt und verstehst, was ich denke und mir wünsche. Und damit in manchen Situationen nachvollziehen kannst, warum ich mich so verhalte, wie ich es dann tue. Ich wünsche mir auch Feedback auf meine Überlegungen: zum Überarbeiten des Textes, um meine Gedankengänge zu verfeinern und auch mit der Hoffnung auf gemeinsame Prozesse, die in Richtung meiner hier dargelegten Vorstellungen gehen.

Zunächst waren die Überlegungen sehr stark auf emotionale "Liebes"[3]-Beziehungen reduziert. Dies wurde von verschiedenen Leuten kritisiert. Einerseits, weil emotionale Beziehungen mehr sind als das, zum anderen aufgrund der These, dass gerade die Bedeutungs-Überladung von Liebesbeziehungen ein Problem selbiger darstellt bzw. einen freien Umgang erschwert. Daher füge ich dieser Fassung des Artikels einen weiteren Abschnitt hinzu, der auf diesen Aspekt eingehen wird.

Ich möchte nicht, dass meine Liebe und emotionalen Beziehungen sich auf einige wenige Personen beschränken.

Diesem Anspruch gerecht zu werden, erlebe ich immer wieder als schwierig. Erfahrungsgemäß konzentriere ich meine Aufmerksamkeit sehr stark auf einzelne Menschen, wenn ich diese faszinierend finde. Ich vermute, dass dies u.a. der Seltenheit zu schulden ist, in der ich Menschen treffe, die mich so sehr beeindrucken und bei denen ich den Eindruck habe, dass ich mich auf den Kontakt einlassen möchte. Ich habe auch Angst vor enstehender Beliebigkeit, wenn ich mich auf viele Menschen nur oberflächlich einlasse.

Wahrscheinlich liegt die Fixierung der meisten Menschen auf einE PartnerIn oder zwei oder drei Menschen (in einigen "offenen" Beziehungen) in der Sozialisation durch die uns umgebende Gesellschaft begründet. Fast alle Menschen um uns herum leben Zweier-Beziehungen, meist heterosexueller Art. Kaum ein Märchen kommt ohne solche Rollenbilder aus. Medien, Familie, Schule und viele andere Institutionen berichten ständig von anstrebenswertenn, glücklichen Liebesbeziehungen zu zweit. Ein komplexes gesellschaftliches Gefüge von Institutionen, Moralvorstellungen und anderen Diskursen, Geschichten, individuellen Menschen ist an der regelrechten Zurichtung von zunächst noch ungeprägten Lebewesen beteiligt. Mehr oder weniger offen formuliertes Ziel: Anpassung und Reproduktion der herrschenden Verhaltensweisen und Normen.

Der Ausbruch aus diesen Zurichtungen und Normierungen ist wahrscheinlich "naturbedingt"[4] schwierig. Wer sich nicht normgerecht verhält, ist häufig außen vor, wird an vielen Stellen komisch angeschaut, merkt ständig, dass sie "anders" ist als die Anderen[5]. Im Prinzip schwimmt mensch "gegen den Strom" der Normalität, wenn mensch nicht die üblichen Beziehungsweisen praktiziert. Viele Erfahrungen fehlen noch, wurden noch nie probiert oder sind zumindest nicht so bekannt, dass viele spezielle Fragen erst in vielen kleinen Schritten beantwortet werden können. Es gibt kein übereinstimmendes, vom Mainstream getragenes Bild davon, wie offene, freie Beziehungen allumfassend funktionieren können[6]. Vielleicht wird es solche pauschale Antworten dazu auch nie geben.

Da sind einerseits die eigenen Unsicherheiten im Umgang mit einer Situation, mit der es auch im Allgemeinen kaum wahrnehmbare Erfahrungen gibt. Wie gehe ich mit den Bedürfnissen, Erwartungen, Sicherheitswünschen um, die ich verspüre, von denen ich zum Teil denke, dass sie mir eingetrichtert wurden, dass sie nicht da sein müssten? Diese Gefühle zu unterdrücken, zu verdrängen, ist nur bedingt gesund[7]. Die Gefahr ist groß, dass die Bedürfnisse weiter wirken, ich sie nur sehr lange nicht mehr bemerke, bis sie sich unangenehm Geltung verschaffen[8].

Andererseits denke ich, dass mensch sich auch in Hinsicht auf Offenheit gegenüber mehreren Menschen trainieren kann. Das kann ein bewusster Prozess sein, bei dem ich mein Verhalten kritisch reflektiere und mit meinen Vorstellungen abgleiche. Dass ich meine Ideale nicht so schnell erfüllen kann, ist naheliegend. Solche Widersprüche muss ich auch akzeptieren können, um Schritt für Schritt meine Realität verändern zu können. Vielleicht ist aber gerade das in der Subkultur, die "freie Beziehungen" idealisiert, schwierig. Zumindest ist meine Erfahrung, dass es unangenehm ist, Diskrepanzen zuzugeben. Es fehlt an einer toleranten, fragenden, veränderungsbereiten Atmosphäre[9].


Exkurs: Verliebtheitsgefühle - eine Konstruktion?!

Ich empfinde intensive Gefühle - Euphorie, Faszination, intensive Wahrnehmung, Glück, Vertrauen, Freude - gar nicht so selten, wenn ich entspannt bin. Dann kann ich völlig unverhofft auf Menschen (meist in meiner Wahrnehmung von mir als "weiblich" konstruiert) stoßen und völlig eingenommen von ihnen sein. Ich schaue sie an und fühle mich dabei aufblühen, erwachen, glücklich und zufrieden seiend. Häufig bin ich dann viel mehr von diesen Emotionen erfüllt als diese Menschen. Das ist auch nicht weiter schlimm, da ich auch ganz gut darüber glücklich sein kann, diese Gefühle zu haben, mich selbst so intensiv zu fühlen.
Aber aus mir nicht ganz klaren Gründen schwindet dieses Gefühl nach einer unbestimmten Zeit (meist nach spätestens drei Monaten) wieder und bisher kam es danach in dieser Intensität nicht mehr oder höchstens für Augenblicke wieder auf. Dies könnte in psychischen Abwehrmechanismen begründet sein, dass ich meine Psyche aus der Erfahrung der Nichterwiderung (oder erst der eigenen Negativ-Empfindungen bei Wegfall der eigenen Gefühle?) vor dem Neuaufbau dieser Empfindungen abschirme, dass damit diese Offenheit und intensive Wahrnehmung der anderen Person(en) nicht hergestellt wird.
Ich weiß nicht, ob diese Abfolge von Offenheit - mich einlassen, intensive Gefühle haben und dann wieder (fast endgültig) erkalten - so ganz logisch erfolgen muss, oder ob es an weiteren konditionierten Verhaltensmustern meinerseits liegt. Ist es logisch gefolgert, dass meine Empfindungen - wenn sie so intensiv sind, ich so verletzlich[10] bin - irgendwann (endgültig) abstumpfen müssen, damit meine Psyche daran nicht kaputt geht?[11]
Es könnte aber auch daran liegen, dass ich mir im ersten Moment der Faszination ein makelloses Bild dieser Person(en) gebaut habe, das gar nicht mit der Realität übereinstimmt. Manchmal geschieht dies bewusst, manchmal weil ich nicht reflektiert genug mit meiner Wahrnehmung umgehe. Seit einiger Zeit scheint mir, dass ich viel bewusster mit meiner Gefühlswelt umgehe, dass ich für mich erfrage, ob meine Empfindungen gerade auf sexuellen oder anderen Bedürfnissen aufbauen könnten (meist ist das ja nicht so klar) oder ob ich diese - aktuell - gar nicht empfinde. Dabei versuche ich diese Bedürfnisse, wenn sie da sind, auch zu akzeptieren, aber auch bewusster mit meinem Verhalten umzugehen.
Wenn ich dann feststelle, dass die bewunderte Person Verhaltensweisen an den Tag legt, die ich eigentlich ätzend finde, ich eigentlich nicht viel mit ihr "anfangen"[12] kann oder ihre "Selbstorganisation" meinen Ansprüchen nicht genügt, ist es wenig verwunderlich, wenn meine Faszination sinkt. Oder eigentlich doch verwunderlich, denn das Gefühl hat sich ja nicht aufgebaut, weil ich mit diesem Menschen gerade ein politisches Projekt machen wollte, sondern weil mich ihre Art, ihr Verhalten, ihr Äußeres oder wie ich sie wahrgenommen habe, beeindruckt hat. Eigentlich scheint mein "Abgetörnt"[13]-Sein darauf hinzuweisen, dass ich also im Hintergrund doch Ansprüche oder Vorstellungen habe, die sich dann als nicht realisierbar zeigen:
  • mit ihr politisch aktiv[14] werden zu können,
  • mit ihr leben zu wollen (da ist mir Selbstorganisation wichtig),
  • spannende Unterhaltungen zu führen, visionäre Gedanken entwickeln
Anderes habe ich dann vielleicht nicht wahrgenommen, weil solches Verhalten nicht unbedingt sofort geschieht: Ein unfreundliches oder anders unangenehmes Verhalten mir gegenüber zum Beispiel, das es zuerst vielleicht nicht gab, weil meine ausgestrahlten Empfindungen als angenehm empfunden wurden und deswegen auch das Verhalten der Anderen nicht so war.[15]

Konstrukt "Verliebtheit"

Diese Gefühle (Euphorie, ...) umschreibe ich häufig mit "verliebt sein". Offensichtlich spielen auch da schon Konstruktionen und Projektionen mit, obwohl mir zuerst schien, dass diese Faszination reine Gefühlssache sei. Projektionen, weil ich meine Erfahrungen in emotionalen Beziehungen und genereller Art auf sie übertrage anhand zunächst natürlich geringen Wissens über diesen konkreten Menschen und ihr Verhalten. Und auch Projektionen meines eigenen Verhaltens, oft von Verhaltensweisen, die ich an mir selbst nicht mag und auch bei anderen nicht haben möchte. Da ich diese von mir kenne, glaube ich deren Muster dann auch bei Anderen zu erkennen. Dadurch kann es zu vorschnellen Schlüssen kommen. Mit diesen Projektionen steht häufig auch der Wunsch nach "mehr"[16] in Zusammenhang, woraus sich dann gegebenenfalls (meistens) die Enttäuschung und das "Abflachen der Gefühle"[17] ergibt.
Meine Wahrnehmung des "Verliebtseins" nährt das Konstrukt, wenn ich an mich selbst den Anspruch stelle, dieses Gefühl müsse da sein. Es ist dann nicht mehr nur das Gefühl von Euphorie, Zuneigung etc., sondern aus der Projektion meiner (teils unbewussten) Erwartungen und Ansprüche wächst etwas anderes, um das es zunächst gar nicht ging.

Konstrukt "Liebe"

Noch deutlichere Merkmale eines "Konstrukts" nehme ich bei den Empfindungen und Bedürfnissen wahr, die ich mit einem anderen Containerbegriff als "Liebe" zusammenfassen würde. Eigentlich ist es nicht notwendig, gerade diese Wörter zu wählen, zumal sie für gewöhnlich einen ganzen "Rucksack von Assoziationen, Projektionen etc."[18] mit sich bringen.[19]
Ich stelle fest, dass ich in manchen emotionalen Beziehungen nicht nur die spontane Euphorie, das Glücklichsein, die Faszination etc. fühle, sondern dass ich einen ganz starken Wunsch danach verspüre, mit diesen Menschen auch auf längere Sicht in Kontakt zu sein, mit ihnen Zeit zu verbringen, die Beziehung und mich selbst zusammen mit ihnen weiterentwickeln möchte, dass ich mir Perspektiven für "uns" wünsche. Wenn ich dann sage "ich liebe dich", dann ist damit nicht nur das Glücksempfinden durch die reine Existenz einer liebenswerten Person gemeint, sondern auch die Vorstellung, mich mit dieser Person weiterentwickeln zu wollen.
"Liebe" ist meiner Meinung nach sehr deutliche eine Konstruktion. Mit diesem Wort verbinde ich mehr als die primär wahrgenommenen Emotionen, sondern darüberhinaus gehende Wünsche und Gefühle. Die Euphorie, das Glücksempfinden, die Faszination können durch das gegenseitige Spiegeln dieser positiven Empfindungen extrem gesteigert werden. Dass ich wahrnehme, dass eine Person mir nicht nur spontane Gefühle entgegenbringt, sondern dass diese auch über den Augenblick hinweg vorhanden sind, schafft Vertrauen und damit ein Gefühl von Sicherheit. Diese "Sicherheit" ist nicht gleichbedeutend mit der Illusion von Sicherheit, die viele Menschen in sogenannten "festen" Zweierbeziehungen suchen, die es aber nicht gibt, weil kein Mensch Garantien für die Dauerhaftigkeit der eigenen Gefühle und Bedürfnisse geben kann. Aber wenn etwas wegfällt oder geringer wird - das Spiegeln der eigenen Gefühle durch die andere Person oder als gemeinsam geglaubte Vorstellungen von der zukünftigen Weiterentwicklung des Zusammenlebens - bricht das Konstrukt in sich zusammen und plötzlich steht viel mehr in Frage als diese manchmal nur winzigen Details. Darin sehe ich eine Gefahr des unkritischen Konsums des Konstruktes "Liebe", wenn auch eine Menge superschöner Empfindungen durch dieses zustande kommen können.
Über die Wünsche und Erwartungen aneinander kann mensch sich austauschen und klären, was gemeinsam möglich ist. Nicht möglich ist, daraus die Sicherheit abzuleiten, dass es so kommen wird. Aber dieser Gedankenaustausch hilft häufig schon, vorhandene Ängste abzubauen.
Sehr viel von dem von mir als "übergreifender" wahrgenommenen, nicht nur auf Momente begrenzten, Gefühl hängt damit zusammen, dass ich mit der Beziehung zu diesen geliebten Person(en) auch Hoffnungen auf die Realisierbarkeit eines nach meiner Vorstellung angenehmen Lebens verbinde.[20]


Exkurs: Emotionale Abhängigkeit

"Emotionale Abhängigkeit" sehe ich als gegeben, wenn mir eine Welt zusammenbrechen würde, falls die emotionale Beziehung zu einer Person sich auflösen würde, und diese Angst dazu führt, dass ich andere Beziehungen oder mir eigentlich sehr wichtige Projekte dafür opfere. Auf diesen Aspekt bezogen gibt es eigentlich keinen Unterschied mehr zur Wirkung bürgerlicher Zweierbeziehungen – alle anderen Beziehungen sollen der einen Beziehung untergeordnet werden. So kann auch das notwendige Vertrauen nicht entstehen, das ich für intensive Beziehungen und auch - in anderer Ausprägung - für die politische Arbeit notwendig finde.
Dieses Abhängigkeitsverhältnis ist auch eine Gefahr für andere emotionale Beziehungen. Mit dem Wissen, dass es jederzeit passieren kann, dass die Beziehung in Frage gestellt wird, ohne dass zwischen uns ein Problem besteht, ist es schwer, Vertrauen aufzubauen. Eigentlich empfinde ich es gerade als vertrauensförderndes Element "offener" Beziehungen[21], dass kein Zwang besteht, zu entscheiden, ob mensch mit der einen oder anderen Person ein nahes Verhältnis eingeht. Dass also die Gefahr, dass eine geliebte Person sich in jemanden anders verliebt und sich damit automatisch gegen mich entscheidet, wegfällt.
Andererseits ist es auch nicht verwunderlich, dass sich solche Abhängigkeit aufbaut, wenn ich scheinbar nur wenige Menschen finde, mit denen ich mir überhaupt Perspektiven vorstellen kann und sich dann viele Hoffnungen und Zukunftswünsche an diese Personen knüpfen. Wenn ich daran denke, wie elementar wichtig mir im Moment der Aufbau von Perspektiven ist und dass sich die Hoffnung an eine Umsetzbarkeit noch an wenigen Personen fest macht, habe ich Angst, dass eine vergleichbare Abhängigkeit entstehen könnte bzw. dass eine gewisse "Abhängigkeit" bereits da ist - wenn auch nicht in Hinsicht darauf, dass ich bereit wäre alle anderen Beziehungen und Kooperationen dafür hinzuschmeißen, sondern vielmehr bezogen auf meinen Lebenswillen ohne Perspektiven.
Trotzdem glaube ich, dass auch diese Abhängigkeit so sehr im Widerspruch zu "freien Beziehungen" und auch zu einer vertrauensvollen Kooperation steht, dass ihr Abbau angestrebt werden muss.
Bei den Überlegungen zur Entwicklung gemeinsamer Perspektiven finde ich es wichtig, die Gefahr zu berücksichtigen, dass sich neue Abhängigkeitsverhältnisse dieser Art aufbauen könnten. Es sollte analysiert werden, welche Bedingungen diese Form von Fremdbestimmung fördern und wie es möglich ist, Nähe und Vertrauen herzustellen, ohne dass dies Einzelnen gegenüber zu Abhängigkeiten führt.


Exkurs: Eine andere Welt...

Ich wünsche mir eine Welt, in der ich mich möglichst frei entfalten kann. Wo ich die Einschränkungen aushandele, denen ich mich füge. In der ich das Gefühl und Wissen habe, dass ich und andere die bestmöglichen Lösungen für auftretende Probleme suchen und diese nicht nur einfach ausblenden oder als unabänderlich beiseite schieben. Das bedeutet vor allem, dass Andere nicht über mich "bestimmen" können dürfen.
Ich kann mir diese Gesellschaft nur vorstellen, wenn auch alle anderen die gleichen Möglichkeiten haben, dass ich also nicht die gewünschte Freiheit als Privileg erhalte. Denn um dieses müsste ich ständig bangen, da logischerweise andere es auch haben wollen würden. Einen Großteil meiner Freiheit müsste ich verschwenden, um andere abzuwehren und zu bekämpfen - und sie einzuschränken. Und irgendwann mein Privileg doch zu verlieren. Denn ich halte es nicht für realistisch, solche Abwehrkämpfe dauerhaft zu bestehen.
Ich wünsche mir also eine Gesellschaft, in der alle sich frei entfalten können und gleichberechtigt - horizontal - miteinander aushandeln, wenn sie sich Einschränkungen auferlegen. Ich will anderen keine Freiheit oder Ideale aufdrängen, wer das braucht, kann sich auch Zwänge aufbauen, sofern diese nur gegenüber Leuten wirken, die das auch wollen. Das finde ich nur fair, da ich nicht erkennen kann, warum das Bedürfnis nach Einschränkung auch gegen diejenigen, die das garnicht wollen, wirken sollte.
Diese Gesellschaft kann meiner Meinung nach nicht entstehen, indem eine große Revolution einfach nur die bestehenden Herrschaftsstrukturen[22] zerschlägt. Die Funktionsweise von Herrschaft ist komplexer, als dass sie nur durch Polizei, Militär und Regierung wirken würde. Gewiss, diese Institutionen müssen auch weg, aber sie allein auszuschalten, den Rest aber so zu belassen, wie er ist, führt wahrscheinlicher in neue Herrschaftsverhältnisse als in eine herrschaftsfreie Welt.
Die Menschen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft werden in tausender Art und Weise konditioniert, um in diesem System zu funktionieren, was häufig damit gleichbedeutend ist, es nicht grundsätzlich in Frage zu stellen. Medien, Schule, Militär oder Ersatzdienste, Job, Ausbildung, Uni, aber auch die herkömmlichen Familien, Beziehungen und Erziehung überhaupt hämmern uns immer wieder ein, was wir denken und tun sollen. Längst geschieht das überwiegend nicht mehr direkt in Form genauer Vorgaben, sondern subtiler[23] über Diskurse und die Verinnerlichung von Normen und Werten. Befreiung im Sinne einer Emanzipation (damit meine ich den Prozess der Befreiung aus Unterdrückung und Herrschaft) setzt voraus, dass all diese Institutionen in Frage gestellt, viele davon beseitigt werden müssen. Freiheit kann nicht anerzogen werden, sie entsteht erst durch einen Prozess des Hinterfragens, durch die Dekonstruktion von Normen, Rollenbildern und angeblichen Sachzwängen.
Die Utopie, die ich habe und der ich mich annähern will, erfordert also Prozesse von Emanzipation. Es ist unwahrscheinlich, dass alle Menschen oder auch nur ein Großteil der Gesellschaft von einem Moment zum anderen alle Herrschaftsverhältnisse in Frage stellen und von dem Augenblick an anders handeln wird. Vielfach wird das auch einfach nicht funktionieren, da die Gesellschaft als Ganzes zu komplex ist. Es bedarf der Entwicklung von Methoden herrschaftsfreien Umgangs und der Übung mit der Lösung von Problemen, die mit Sicherheit auftreten werden.
Die letzten Jahre - gefüllt mit Aktivismus und persönlicher Weiterentwicklung - haben mir gezeigt, dass es aussichtslos ist, selbst auf mich allein bezogen, dieser Utopie nahe zu kommen, wenn ich Projekte und Aktivitäten weitestgehend allein oder höchstens mal unter eingeschränkter Einbeziehung anderer Menschen organisiere. Dann erfüllen diese zwar meine für viele sehr hohen Ansprüche, aber der "Absturz" ist vorprogrammiert, da ich immer wieder auf viele Leute stoße (ich mache politische Arbeit ja nicht für mich, sondern mit dem Ziel auf andere zu treffen), die aus meiner Sicht ziemlich unreflektiert und unüberlegt handeln und ständig das herrschende System reproduzieren, gegen das ich ankämpfe.
Um zumindest im Kleinen zu probieren, wie Herrschaftsfreiheit entwickelt werden kann und um auch Kraft aus erfüllendem, zumindest partiell beglückendem Leben schöpfen zu können, brauche ich den Austausch und die Kooperation mit anderen Menschen, die ähnliche Utopien haben und bei denen ich den Eindruck habe, dass sie diese ernsthaft umsetzen wollen, dafür auch bereit sind, ganz viel von dem bisher Gewohnten und Angenommenen über den Haufen zu werfen.


Ich möchte emotional sehr nahe Beziehungen.

Dies schließt die Aufmerksamkeit für das Tun und Fühlen der anderen Person(en), die Sensibilität für ihr Befinden, ihre Bedürfnisse und Leiden, mit ein und umfasst auch eine Bereitschaft in einem gewissen Maß "da zu sein".

Was ich mir vorstelle, ist ein vielfältiges Netzwerk von Beziehungen unterschiedlicher Intensität und Ausprägung, die zum Teil auch miteinander in Austausch stehen. Darunter können auch Menschen sein, die nichts oder nicht viel miteinander anfangen können, aber einzelnen Personen nahe stehen. Darin zeigt sich die Autonomie der Individuen, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Empfindungen haben und diese möglichst umfassend ausleben und sich damit entfalten können sollen. Es gibt keinen Zwang zur Einheitlichkeit. Es müssen nicht alle Menschen mit allen Personen, mit denen ihnen nahe Menschen in Beziehung stehen, intensiv zu tun haben.

Wichtig ist jedoch, direkt oder indirekt zu klären, wie die gegenseitigen Befindlichkeiten und Wünsche aussehen, um möglichst optimale Bedingungen zu schaffen, damit alle Beteiligten ihre Vorstellungen möglichst weitgehend erfüllen können. Wenn von Beteiligten nicht die Bereitschaft zur Kommunikation mit anderen Personen besteht, kann es passieren, dass sie weniger optimale Beziehungsverhältnisse erreichen.

Ausgangsbasis für den Umgang der Beteiligten des (offenen) Beziehungsnetzwerkes sollte Horizontalität bzw. das Anstreben dieses Zustandes sein. Erst dann können Beziehungen und entstehende Konflikte "auf gleicher Augenhöhe"[24] ausgehandelt werden.

Ich will keine Selbstverständlichkeit.

Es ist nicht "selbstverständlich", dass ich für einen Menschen, den ich mag, "da bin", bestimmte Gefühle hege oder etwas bestimmtes mache. Auch wenn ich mir viel Geborgenheit, Zuneigung, Vertrauen und gemeinsame Aktivitäten wünsche, will ich nicht, dass es diese aus einem Anspruch heraus gibt bzw. ein solcher Anspruch an mich gestellt wird. Ich finde es sehr wichtig, für Menschen, die mir viel bedeuten, da zu sein, wenn es ihnen nicht gut geht, bzw. sie in ihrem Tun zu unterstützen. Aber das soll freiwillig sein und es muss auch akzeptiert werden, dass ich dazu nicht immer eine gleichhohe Bereitschaft habe. Auch hier kann es keine Sicherheit für einen bestimmten Umgang geben. Durch den Zwang zu einem bestimmten Verhalten wächst vielmehr die Gefahr, dieses Verhältnis prinzipiell in Frage zu stellen und es nicht mehr fortführen zu wollen.

Ich wünsche mir aber einen gemeinsamen Wunsch nach dieser Nähe; auch möchte ich den Anspruch an mich (und wünsche mir, dass die jeweils andere(n) Person(en) dies auch tun) stellen, in einem bestimmten Rahmen möglichst sensibel zu sein. Das umfasst auch die Möglichkeit, dass mal weniger oder keine Nähe, Sensibilität, Hilfe gegeben wird.

Ich will keine Beliebigkeit.

Dass mir ein Mensch besonders wichtig ist, soll nicht nur augenblicksbezogen sein. Allerdings lassen sich daraus auch keine Regeln ableiten. Veränderlichkeit und damit Entwicklungsfähigkeit von Beziehungen ist Voraussetzung für Emanzipation, ebenso wie der freie Charakter der Vereinbarung, also die Möglichkeit von Kooperationen bzw. Vereinbarungen zurückzutreten.

Wichtig ist dafür ein umfassendes Vertrauensverhältnis, um auch mit unbefriedigenden Momenten besser umgehen zu können. Dieses Vertrauen kann aus der Praxis entstehen, sich gegenseitig Freiheit in der Beziehung zuzulassen. Aber auch keine Beliebigkeit zu leben, scheint mir eine wichtige Voraussetzung, um Vertrauen entstehen zu lassen.

Dazu brauche ich Zeit.

Zeit ist überhaupt ein wichtiger Faktor, wenn mensch herrschaftsfreie Utopien verwirklichen möchte. Da ist viel zu reflektieren, kreative Lösungsansätze für entstehende Probleme sind zu finden und Organisierungsansätze, Beziehungsweisen und Umgangsformen von einer Meta-Ebene aus zu betrachten. Immer wieder werden neue Fähigkeiten anzueignen sein, um unabhängiger und selbstbestimmter agieren zu können. Auch das Durchbrechen von Zurichtungen und Normalität braucht Zeit für Reflektionen und zum Experimentieren.

Es geht aber auch darum zu reflektieren, was wir in unserem Umgang miteinander reproduzieren, welche Bilder, Ansprüche und Erwartungen wir aufeinander projizieren, was wir mit unserem Verhalten bewirken, herauszufinden und zu konkretisieren, was wir wollen und tatsächlich tun. Auch um füreinander sensibel, aufmerksam und im Bedarfsfall "da sein" zu können, braucht es Konzentration und Entspanntheit, die kaum unter Zeitdruck zu finden sind. Das gleiche gilt für gemeinsame Aktivitäten, die nur entwickelt werden können, wenn dafür Zeit zu finden ist. Übliche Zeit- und Kraftfresser wie Schule, Ausbildung, Universität oder Job stehen dem fast immer entgegen und müssten etwas anderem weichen, wenn mensch es mit dem anderen (utopischen) Leben ernst meint.

Ich will nicht nur romantische Beziehungen, sondern Visionen entwickeln und umsetzen und gemeinsam aktiv sein.

Das sollte aber nicht darauf hinauslaufen, dass mensch alles miteinander teilen muss. Im Gegenteil könnte es sinnvoll sein, bewusst mit dem Wunsch nach gemeinsamen Aktivitäten umzugehen und darauf zu achten, dass auch nicht alles zusammen geschehen muss bzw. geschieht.

Ich wünsche mir einerseits romantische, liebevolle Momente zu erleben, andererseits mich davon nicht blenden zu lassen und mein Reflektionsvermögen dabei nicht abzuschalten. Häufig führen romantische Beziehungen dazu, dass die Beteiligten weniger "auf die Reihe kriegen" und die Fehlerrate in der Organisation alltäglicher Arbeiten steigt. Ein anderes häufiges Phänomen romantischer Beziehungen, andere Menschen nicht mehr zu sehen bzw. nur noch wenig auf diese einzugehen, habe ich mehrfach erlebt. Der gemeinsame Moment scheint so schön und erfüllend zu sein, dass nichts anderes mehr wichtig ist. Erst später, wenn die Intensität der Gefühle nicht mehr so hoch ist oder die Beziehungen zu anderen Menschen bzw. weitere Kooperationen deutlich leiden, wird offensichtlich, dass diese Umgangsweise nicht sinnvoll ist. Ich möchte in Beziehungen bewusster mit dieser Problematik umgehen.

Ich will keine Eifersucht und keine Besitzansprüche.

Ich möchte nicht, dass sich aus meinen intensiven Empfindungen für einen Menschen Erwartungen an das Fühlen und Handeln der anderen Person aufbauen. Insbesondere will ich keinen Menschen für mich einnehmen, besetzen oder gar besitzen. Es ist schön, Vertrauen zueinander aufzubauen. Dieses sollte sich aber nicht aus Besitzansprüchen und dem Zwang, die Erwartungen aneinander zu erfüllen, ableiten. Ich glaube, dass sich erst aus diesen Erwartungen Eifersuchtsgefühle entwickeln können. Wenn klar ist, dass mensch frei lebt und liebt, gibt es keine Grundlage für die Erhebung von Ansprüchen und Eifersucht.

Vielmehr möchte ich mich darüber freuen, wenn sich der andere Mensch in jemanden verliebt und nicht Angst um die Gefühle, die ich mir erhoffe, haben. Trotzdem kann es immer sein, dass Erwartungen, Eifersucht etc. auftreten – das muss ich akzeptieren und das sollte auch offen thematisierbar sein.

Ich will einen offenen Umgang miteinander.

Das bedeutet, dass ich am liebsten über alles reden können möchte: Erlebnisse, Probleme, was mich bewegt, Wünsche, Perspektiven, Ängste. Auch möchte ich keine Geheimnisse voreinander haben, insbesondere ehrlich miteinander umgehen. Das betrifft auch Dinge, die nicht gesagt werden in der Hoffnung, unangenehme Situationen zu vermeiden. Häufig erweist es sich als besser, Probleme oder Unangenehmes frühzeitig anzusprechen, um darauf eingehen zu können und noch eine Verhandlungsbasis[25] für Veränderungen zu haben.

Aber es kann auch Momente und Dinge geben, in denen oder über die ich oder die andere(n) Person(en) nicht reden wollen. Das zu akzeptieren gehört zu der Freiheit, die ich geben möchte und zu dem Vertrauensverhältnis, das ich mir wünsche.

Insbesondere sollte der Anspruch nach "Offenheit" nicht zu Ausgrenzung[26] führen. Wenn ich nichts von einer Person oder dem Umgang einer mir nahestenden Person mit dieser hören möchte, weil mir das unangenehm erscheint, finde ich es nicht OK als Konsequenz zu fordern, dass diese ihre Beziehung abbrechen müsste. Dadurch wird nicht nur die mir fremde Person, sondern auch unser Vertrauensverhältnis belastet und Unfreiheit praktiziert. Statt in solchen Situationen auf kompromisslose Offenheit[27] zu bestehen, könnte hier vereinbart werden, weniger von Situationen mit dem entsprechenden Menschen zu reden, oder nach einer anderen kreativeren Lösung gesucht werden, um den Bedürfnissen Aller nahe zu kommen. Eine horizontale Ausgangsbasis ist auch hier entscheidend für einen fairen Umgang miteinander.

Ich möchte, dass alles möglich ist, was wir miteinander tun wollen.

Mit sexueller Nähe[28] möchte ich sehr sensibel umgehen. Das ist wichtig, um mich selbst wohl zu fühlen und kann auch für die andere(n) Person(en) wichtig sein. Vieles an unserem Verhalten und Fühlen ist durch Prägung und Diskurse sexuell aufgeladen[29]. Das zeigt sich sehr deutlich, wenn mensch die Beziehung zu einem nahestehenden Menschen gleichen Geschlechts vergleicht mit den deutlich stärker gesellschaftlich zugerichteten zweigeschlechtlichen Beziehungen. Zu analysieren und reflektieren, dass die verspürten Bedürfnisse mit einiger Wahrscheinlichkeit durch Zurichtung geprägt sind, soll jedoch nicht bedeuten, dass wir nicht ausleben sollten, worauf wir Lust haben. Aber ich finde es auch wichtig die Meta-Ebene für das eigene Verhalten und dessen Ausstrahlung und Wirkung auf Andere[30] nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht lassen sich Bedürfnis und subversive Aktion zur Dekonstruktion[31] von beispielsweise Zweigeschlechtlichkeit oder Ausschlussbeziehungen auch zu verbinden...

Die offene Kommunikation auch über sexuelle Bedürfnisse und Probleme halte ich für sehr wichtig, da hier schnell Missverständnisse entstehen, die krasse Auswirkungen[32] haben können. Gerade bezogen auf körperliche Nähe erlebe ich häufig (auch bei mir selbst) eine größere Hemmschwelle zur Thematisierung, vor allem wenn es um eigene Bedürfnisse oder die Unsicherheit über die Wahrnehmung der anderen Person(en) geht.

Ich möchte Beziehungsgeflechte unterschiedlicher Art und Ausprägung.

Der Anspruch nach einer irgendwie – auch individuell – genormten Beziehungsweise steht der Kreativität und dem Entfalten der verschiedenen Persönlichkeiten, Befindlichkeiten und Wünsche im Weg und schafft mit der Vereinheitlichung etwas Ärmeres in Bezug auf die vorstellbaren Empfindungen, Konstellationen und Umgangsweisen. Die Art, wie mensch individuell die Beziehungen zu einzelnen Personen führt, sollte frei verhandelbar sein. Damit es viele Beziehungen unterschiedlicher Nähe, Dauerhaftigkeit und bezogen auf ganz verschiedene gemeinsame Bezugspunkte[33] innerhalb eines Beziehungsnetzwerkes geben kann, ist auch hier Horizontalität bedeutend.

Intensive – egal ob Liebes- oder andere – Beziehungen bedeuten auch immer Probleme, deren Lösung miteinander anzustreben ist. Das ergibt sich bereits aus der Häufigkeit und Bedeutung von Begegnungen und Aktivitäten, in denen mensch miteinander zu tun hat, und auch aus dem Vertrauen[34], das dabei aufgebracht wird. Dadurch wird mensch verletzlicher und es wird häufiger Situationen geben, in denen mensch den Umgang oder die Vorgehensweise der anderen Person(en) nicht gut finden wird. Komplexere Beziehungen bedeuten dabei vermutlich auch komplexere Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt.

Wichtigste Mittel zur Problemlösung und -prävention sind meiner Meinung nach Kommunikation und Transparenz über Ansprüche, Bedürfnisse und die Spielräume innerhalb derer Beziehungen verhandelt werden können.

Die Netzwerke, die ich mir hier vorstelle, bestehen aus Menschen, die sich mögen und einander nahe sein können, aber auch aus Konstellationen von Personen, die emotional und/oder körperlich nicht so viel miteinander anfangen können. Also keine Festlegung auf einen bestimmten Grad an Nähe oder Ähnliches.

Diese Netzwerke bzw. die einzelnen Menschen darin miteinander werden vermutlich einen steigenden Anspruch an Kommunikation und Transparenz bewältigen müssen, um die komplexeren Schwierigkeiten befriedigend zu lösen. Da kann es Probleme zwischen und Befindlichkeiten bezogen auf einzelne Personen geben, denen gegenüber steht, dass es gemeinsame Bezugspersonen[35] gibt, die sich nicht einfach für den einen oder anderen Menschen positionieren wollen. Vor allem bei sexueller Nähe zwischen mehreren Menschen in einem offenen Netzwerk[36] wird es immer wichtiger, die Übertragungsgefahr von - auch ungefährlichen - Krankheiten zu berücksichtigen, da sich diese sehr schnell verbreiten könnten. Bedürfnisse an Nähe, Häufigkeit gemeinsamen Zusammenseins und gewiss einiges mehr können noch schneller kollidieren, da da noch andere Menschen sind, die gleichwertig neben mir stehen. Es wird also nötig sein, sich intensiv mit den Bedürfnissen, Befindlichkeiten, Wünschen und Problemen anderer Menschen und auch mit der Form und Struktur der Kommunikation auseinanderzusetzen.

Ich möchte mit einigen Menschen zusammen "leben".

Es wäre schön, wenn es zu diesen Menschen auch eine nahe emotionale Beziehung gibt; auf jeden Fall muss aber das politische und organisatorische Verhalten "passen". Das umfasst den Alltag zu organisieren (Selbstorganisation) und politische Aktivitäten zu führen (aber nicht unbedingt alles mit allen). Dabei habe ich nicht den Anspruch oder Wunsch, dass jede konkrete damit in Zusammenhang stehende Aktivität mit jeder Person stattfinden muss. Schön wäre ein Zusammenspiel verschiedener Aktivitäten, auf die die Leute, die sie machen, mehr Lust haben, die insgesamt aber zu einer funktionierenden und effektiven Organisierung des Lebens und politischen Agierens führt.

Vorstellbar und reizvoll finde ich auch die Idee, an verschiedenen Orten[37] des "Lebens" mit wechselnden Menschen so zu leben. Allerdings werden dabei vermutlich die Herausforderungen vor allem an die Fähigkeiten zur Selbstorganisation größer, da es schwieriger ist, sich an verschiedenen Orten gut auszukennen und einen Durchblick über Möglichkeiten und Notwendigkeiten (was gibt's wo? was fehlt gerade?) zu behalten.

Ich möchte gemeinsame Perspektiven haben.

Dazu gehört für mich über das "Zusammensein" zu reflektieren, Utopien dazu zu entwickeln und umzusetzen. Ich wünsche mir kein starres Beziehungsbild, sondern eine ständige Weiterentwicklung[38], die ruhig auch und besonders mit neuen Menschen stattfinden soll. D.h. ich möchte eine Offenheit für neue Menschen und andere Ideen. Was wie verwirklicht wird, soll zwischen den Menschen, die es betrifft, gleichberechtigt ausgehandelt werden.

"Perspektiven haben" bedeutet für mich einerseits nicht nur in dem Moment zu leben (aber auch!) und andererseits auch nicht die Zukunft schon festzumachen. Das ist sehr vage formuliert, aber hoffentlich in der Tendenz verständlich.

Ich möchte keine Beschränkung auf heterosexuelle Beziehungen.

Ich gehe davon aus, dass die gesellschaftlich erlebbare Fixierung[39] auf das jeweils "andere Geschlecht" oder auch die Zuordnung der eigenen Sexualität auf eine bestimmte Kategorie[40] sehr stark von Zurichtung und Sozialisation geprägt sind. Es gibt gewiss immer auch persönliche Vorlieben[41], die aber nicht bedeuten müssen, dass anderes dadurch ausgeschlossen ist.

Die von mir erlebten Schwierigkeiten beim offenen Umgang mit meinen Gefühlen und Nähebedürfnissen leite ich von meiner Konditionierung darauf, körperliche Bedürfnisse gegenüber gleichgeschlechtlichen Menschen nicht zu haben, ab. Ich denke, dass ich daher mehr Offenheit und Reflektion brauche, um meine Faszination oder Bedürfnisse gegenüber solchen Personen zu entdecken, als ich dies bezogen auf Menschen anderen Geschlechts erlebe. Diese Sozialisation scheint sehr stark verankert zu sein und es fällt mir nicht leicht, sie abzubauen.

"Emotionale" Beziehungen jenseits von "Liebe" & co.

Auch die Beziehung zwischen Menschen, die intensiv an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, ist häufig emotional geprägt. Wenn ich jahrelang mit einer Person zusammen in einem Projekt lebe, den Alltag teile, mich viel miteinander austausche, mich sehr viel aufeinander beziehe, ist deutlich, dass da auch eine emotionale Beziehung entsteht, die nicht automatisch eine "Liebes"-Beziehung[3] ist. Dass solche emotionalen Beziehungen in der Regel nicht als solche wahrgenommen werden, ist schon problematisch, da hiermit auch die Bewertung von "Liebes"-Beziehungen unverhältnismäßig ausfällt.

Leider ist auch dieser Text ein Beispiel dafür, dass emotionale Beziehungen sehr stark als "Liebes"-Beziehungen gedacht werden. Vielleicht gelingt es einer überarbeiteten Fassung oder einem neuen Artikel dieses Manko zu beseitigen.


Exkurs: Bedeutungsüberladene "Liebes"-Beziehungen

"Liebes"-Beziehungen sind häufig mit Bedeutung überladen. Im Vergleich zu anderen emotionalen Beziehungen werden sie meistens wichtiger genommen und erhalten höhere Priorität. In der Praxis führt dies auch dazu, dass Vereinbarungen mit anderen Menschen unreflektiert übergangen werden, wenn wieder mal eine "Beziehungskrise" ansteht. Dabei wird außen vor gelassen, dass auch zu diesem Menschen eine Beziehung und Verabredungen bestehen.

Die Überbewertung von emotionalen "Liebes"-Beziehungen hat wahrscheinlich auch einen erheblichen Anteil daran, dass wahrgenommene Unstimmigkeiten weniger unverkrampft akzeptiert werden können, dass das "Selbst"-Bewusstsein sehr stark von der Spiegelung durch Personen abhängig gemacht wird, mit denen mensch in einer "nahen" Beziehung steht.

Bei aller Schönheit der Gefühle, die mensch in solchen Beziehungen erleben kann, habe ich den Eindruck, dass etwas mehr Abstand sinnvoll ist. Wie soll ich Toleranz für abweichende Bedürfnisse und Erwartungen aufbauen, wenn ich mich ständig in meiner Wahrnehmung unterstütze, dass dieser konkrete Mensch, diese spezielle Beziehung für mein Leben von extremer Bedeutung sei? Häufig ist dies eine Selbsttäuschung, denn auch wenn die Beziehung von hoher Qualität und großer Tiefe ist, so ist sie in der Regel zeitlich begrenzt und verändert sich dann wieder. Etwas anderes zu beanspruchen erscheint mir auch schwer möglich, wenn ich meine Freiheit und die der anderen Person erhalten will.


Fußnoten

  1. Sprachregelung
    Im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen werden hier nicht durchgehend "männliche" Formulierungen benutzt und behauptet, damit sei keine Diskriminierung verbunden, da alle Geschlechter gemeint seien. Sprache ist auch Ausdruck gesellschaftlicher Realitäten. Auch wenn "Emanzipation" und "Gleichberechtigung" obligatorische Schlagwörter geworden sind, ist unsere Gesellschaft noch weit entfernt von ihrer tatsächlichen Umsetzung. In diesem Text wird folgende Sprachkonvention verwendet: Den meist "männlichen" Ausgangswörtern wird an Stelle der maskulinen eine feminine Endung angehängt, deren Austauschbarkeit durch einen großen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet wird. An Stellen, an denen mehrere Worte nötig wären, um geschlechterneutrale Formulierungen zu finden, wird nur die "weibliche" Form verwendet. Nur da, wo die geschlechterspezifische Formulierung auf die Wirkung sozialer Rollen hinweisen soll, wird eine "männliche" Endung verwendet. Juristische Personen bzw. Konstrukte (z.B. "Arbeitgeber") bleiben in der üblichen Form.
  2. http://www.gruenes-blatt.de/wiki/index.php?title=Benutzer:Genduerilla/2007-02:Utopie_emotionaler_Beziehungen
  3. 3,0 3,1 Ich bezeichne diese Spielart von Beziehungen hier als "Liebes"-Beziehungen, weil mir ein treffender anderer Begriff fehlt. Damit will ich aber nicht schon festlegen, dass diese notwendig mit dem Begriff von Liebe übereinstimmen müssen, den ich hier später entwickle-.
  4. Ich verwende dieses Wort (naturbedingt), obwohl mir bewusst ist, dass seine Anwendung problematisch ist, da es häufig mit biologistischen Betrachtungen assoziiert wird. Das meine ich aber nicht, sondern dass es in der "Natur der Sache" liegt bzw. von den wirkenden Mechanismen bedingt ist, dass eine andere Verhaltensweise nicht einfach ist.
  5. Es gibt natürlich auch die Subkulturen, in denen mensch sich dann wiederum "heimisch" fühlt und nicht alleine ist. Da gibt es dann viele andere, ähnlich denkende Menschen. Problematisch an solchen "Heimatorten" ist die Gefahr einer kollektiven Identitätsbildung über solche Betrachtungsweisen, die dann schnell in Abgrenzung und Reduzierung der Kommunikation mit Anderen gipfelt.
  6. Aber es gibt eine Vielzahl von Experimenten und Einzelerfahrungen. Inwiefern die Resultate daraus für freie Beziehungsweisen verallgemeinert werden können, ist fraglich.
  7. Natürlich ist auch der Begriff der Gesundheit sehr strittig, da es schwierig ist, wer festlegen sollte, was gesund und was ungesund ist. Diese Einschätzung leitet sich von meiner Wahrnehmung ab, dass diese psychischen Verdrängungsmechanismen sich nachteilig auf mich auswirken können, wenn sie nur noch aus dem Unterbewusstsein heraus wirken und neue Unsicherheiten schaffen. Sie lösen dann weitere Unsicherheit über mich selbst und wie sehr ich mir "trauen" kann, aus.
  8. Eine solche - so deutliche - Erfahrung hatte ich selbst schon: Ich hatte meine Bedürfnisse offenbar so effektiv unterdrückt, dass ich mir ihrer nicht bewusst war, glaubte, sie seien nicht vorhanden. Erst als ich mich unerwartet frustriert und enttäuscht gefühlt habe, ohne einen erkennbaren Grund zu haben, wurde mir bewusst, dass ich Erwartungen hatte, die ich mir nicht erlauben wollte.
  9. Ich glaube dieser Dogmatismus geht so weit, dass zwischenmenschlich immer wieder unangenehme Dinge geschehen, über die nicht geredet wird. Dadurch fehlt der Austausch und die gegenseitig kritische Begleitung des Verhaltens. Plakativ kann hier wieder der Slogan "Das Private ist politisch!" herangezogen werden. Wie Menschen miteinander umgehen, geht nicht nur diese an, sondern sollte auch thematisierbar sein und hinterfragt werden.
  10. Die Verletzlichkeit in einer emotionalen Beziehung ergibt sich fast zwangsläufig aus der Sensitivität und Bereitschaft, sich für den bzw. die Menschen zu öffnen.
  11. Mir scheint, dass es möglich ist, bewusst mit diesem Phänomen umzugehen und zu versuchen, diese Gefühlspanzerung nicht immer wieder aufzubauen, wenn meine Faszination geringer wird.
  12. Wenn ich sage, dass ich mit einer Person nichts "anfangen" kann, meine ich, dass es also keine Punkte gibt, an denen wir etwas zusammen machen können, was mir inhaltlich auch etwas gibt.
  13. "abtörnen" bedeutet laut Duden "aus der Stimmung bringen". Hier ist damit gemeint, dass die Euphorie bzw. die Begeisterung über eine Person nachlässt.
  14. Mit politischen Aktivitäten meine ich gemeinsame organisatorische Aktivitäten vorzunehmen, Aktionen zu machen, Widerstand im Alltag zu leben, politische Strategien zu entwickeln und zu diskutieren, Alltagsreflektionen und vieles mehr.
  15. Vielleicht kann ich auch diese Erwartungen und Ansprüche noch bewusster behandeln, vielleicht ist auch schon das Aufschreiben ein Bewusstseinsprozess, der dazu beiträgt, dass ich mir darüber klarer bin, was ich von anderen Menschen will. Dann ist es wahrscheinlich auch einfacher damit umzugehen, wenn solche Wünsche sich als nicht erfüllbar herausstellen.
  16. interessante Gespräche, angenehmer Umgang, manchmal auch langfristigerer Kontakt oder sexuelle Bedürfnisse
  17. Abflachen der Gefühle: die Intensität sinkt, ich empfinde weniger für diesen Menschen
  18. Dieser "Rucksack" ist eine Metapher für die Aufladung des Begriffes mit Vorstellungen, die gesellschaftlich vermittelt werden. Wenn ich das Wort "Liebe" verwende, sind automatisch die Assoziationen dabei, die Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen damit verbinden. Derart bedeutungsgeladene Begriffe transportieren häufig Bilder dessen, womit sie verbunden werden.
  19. Dann sollte ich das vielleicht auch gar nicht erst so bezeichnen...?
  20. Ich möchte alles: das Gefühl haben, inhaltlich weiterführende Aktivitäten zu entfalten, mich zu entwickeln, Entspannung und Freude finden, liebevolle Momente erleben. Und von all dem möglichst viel möglichst häufig.
    Ich glaube, dass das nicht möglich ist, ohne dass ich mich so weit auf (zumindest einige) andere Personen einlasse, dass ich mit ihnen zusammen lebe oder wir zumindest einen sehr intensiven Austausch miteinander haben (also aneinander teilhaben, gemeinsame Aktivitäten entfalten, sich nahe fühlen, Vertrauen geben und empfinden). Es ist problematisch, wenn sich meine Hoffnungen nun an einzelne Personen knüpfen, weil damit auch die Gefahr verbunden ist, dass kleine Enttäuschungen zu massivem [[Begriff:Absturz|]] führen, dass daran die emotionale Beziehung scheitern kann, wenn meine Psyche in Folge der hohen Ansprüche, die aus einem Konstrukt abgeleitet wurden, eine [[Begriff:Gefühlspanzerung|]] aufbaut. Das Problem sinkt vermutlich aber auch mit der steigenden Zahl der Personen, gegenüber denen ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht, da damit auch die emotionale Abhängigkeit von Einzelnen sinkt.
  21. Merkmal "offener" Beziehung ist ihr Nicht-Ausschließlichkeit. Es soll möglich sein, dass zu mehr als einer Person eine intensive emotionale Beziehung geführt werden kann.
  22. Herrschaftsstrukturen: z.B: Regierung, Verwaltungsapparate, Militär, Gerichte, Erziehungsanstalten etc.
  23. subtil: unterschwellig, versteckt
  24. gleichberechtigt, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Voraussetzungen wie Erfahrungen, Handlungsmöglichkeiten, Kompetenzen
  25. Rechtzeitig thematisierte Probleme können möglicherweise noch gelöst werden; haben sich Konflikte erst einmal verfestigt, ohne kommuniziert worden zu sein, ist es oft viel schwerer diese gemeinsam noch zu klären.
  26. Es gab bereits einen solchen Fall, in denen eine PartnerIn darauf bestanden hatte, über alles zu reden, was die partnerschaftlich verbundene Person betraf. Da erstere mit einer anderer Person nichts anfangen konnte und es ihr unangenehm war zu wissen, dass ihre PartnerIn mit dieser in engem Kontakt steht, verlangte sie, die Bindung von dieser zu lösen.
  27. Gemeint ist die oben beschriebene Offenheits-Logik, die auch dazu führt andere auszuschließen.
  28. Sexualität beginnt nicht erst beim Geschlechtsverkehr - viele Berührungen, erotisch aufgeladene Andeutungen und Verhaltensweisen stehen im Zusammenhang damit und werden möglicherweise empfindlich wahrgenommen.
  29. sexuell aufgeladen: mit erotischen bzw. sexuellen Assoziationen verknüpft, Beispiel: Erotik, die mit der Abbildung des nackten Beines einer weiblich wahrgenommenen Person verbunden wird.
  30. Wenn zwei verschiedengeschlechtliche Menschen Hand in Hand durch die Stadt laufen, wird dies beispielsweise schnell als Reproduktion "normaler" Geschlechterverhältnisse wahrgenommen.
  31. Dekonstruktion: Aufhebung oder Umkehrung der Wirkung von (beispielsweise sozialen) Konstrukten
  32. Unsicherheiten und negative Erfahrungen auf sexueller Ebene können dazu beitragen, dass scheinbar belanglose Handlungen zum Beispiel zu einer Verstärkung von Unsicherheiten und daraus resultierendem Vermeidungsverhalten führen
  33. Solche gemeinsamen Bezugspunkte können gemeinsame Interessen auf politischer oder kultureller Ebene, Übereinstimmungen im Bedürfnis nach Nähe oder gemeinsamer Orientierungen etc. sein.
  34. Vertrauen, dass mensch sich öffnen und sehr persönliche Dinge erzählen kann, ohne Angst haben zu müssen, dass dieses Wissen gegen mich genutzt wird; Vertrauen auf die Verlässlichkeit von Absprachen; Vertrauen in den Umgang miteinander etc.
  35. Mit gemeinsamen Bezugspersonen sind Menschen innerhalb eines Beziehungsnetzwerkes gemeint, die in einem näheren Verhältnis zu mehreren Personen stehen, die sich selbst nicht so nahe sind.
  36. Ein "offenes Netzwerk" emotionaler Beziehungen kennzeichnet sich dadurch, dass es nicht abgeschlossen ist. Es können also ständig neue Menschen hinzukommen.
  37. Hier kommt die Idee der "Widerstands-NomadInnen" ins Spiel, die im grünen blatt "Frühjahr 2007" vorgestellt wurde.
  38. Die ständige Weiterentwicklung von Beziehungen kann sowohl bedeuten, dass die Intensität, die Qualität oder der Umfang der gemeinsamen Aktivitäten wächst, als auch eine Verschiebung von Prioritäten oder Bedürfnissen, die zu weniger Nähe oder anderem Umgang miteinander führen.
  39. Fixierung bedeutet, dass mensch ihre Aufmerksamkeit oder Wahrnehmung sehr stark auf eine Person, Gegenstand oder Handlung beschränkt, anderes kaum oder zumindest in viel geringerem Umfang wahr- oder wichtignimmt.
  40. z.B. Hetero- oder Homosexualität
  41. Die Dekonstruktion der Zurichtung auf eine bestimmte Sexualität (z.B. Heterosexualität) muss nicht bedeuten, dass es keine Vorlieben z.B. für Menschen des anderen Geschlechts geben könnte. Entscheidender ist, ob prinzipiell gleichgeschlechtliche Nähe ausgeschlossen wird.