2015-01:Rezensionen45

Aus grünes blatt
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Derzeit im Kino:
Der Bauer und sein Prinz
(2014, Denkmal-Film in München, 80min)
Der Prince of Wales, auch als Prinz Charles und Thronfolger des britischen Königreichs bekannt, besitzt seit seiner Kindheit ein Interesse für Natur und naturnahe Kulturformen. Was lag daher näher als seinen Grundbesitz für solche Bewirtschaftsformen zu nutzen. Hauptperson ist der Landwirt, der für den Prinzen da Land bebauen und bewahren soll. Die Kamera folgt ihm durch die Landschaft, seinen Alltag und zu den weiteren Personen, die beteiligt sind. Es geht mehr um die Philosophie als um die Details der Bewirtschaftung.

Gérard Choplin/Alexandra Strickner/ Aurélie Trouvé (Hrsg.)
Ernährungssouveränität
(2011, Mandelbaum in Wien, 127 S., 9,90 €)
Das Lesen dieses Buches lohnt, soweit es den Überblick über die verheerenden Folgen der Agrarpolitik in €pa verschafft - also bis Seite 91. In diesen zwei Dritteln erfahren Leser_innen viel über rechtliche Rahmenbedingungen, Förderpolitiken usw., die Menschen in en Ruin oder Hunger treiben, die Umwelt ausbeuten und wenigen Kapitalbesitzer_innen gute Bedingungen verschaffen. Ab Seite 92 wird es dann dünn: Die Vorschläge für eine bessere Politik beschränken sich auf regulierende Maßnahmen des Staates und der EU. Das Gute soll von oben kommen, beraten durch die meist am Geldtropf des Staates hängenden NGOs als Hoffnungsträger. Würde ein solches Buch in Mexiko erscheinen und den Zapatistas dort nur empfehlen, die Regierung über Hauptamtlichenapparate zu beraten - es käme einem_r sehr komisch vor. In Deutschland aber sind solche Gedanken er Normalfall.

Körnerleguminosen anbauen und verwerten
(2013, KTBL 100, 58 S., 9 €)
Es wirkt eher wie eine Broschüre, aber hat einen bemerkenswerten intensiven Inhalt. Durch stringende Gliederungen, teilweise nur im Telegrammstil, sind die Informationen zum Anbau, zur Sortenwahl, zur Verwendung als Futter- oder Lebensmittel und wirtschaftliche Fragen auf engstem Raum von verschiedenen Autor_innen zusammengefügt. So bietet das Heft trotz der nur 58 Seiten eine umfassende, wenn auch kompakte Einführung in die wichtigsten Frage des Landbaus mit den zukunftsträchtigen Eiweißpflanzen. Möge es helfen, den weltweiten Soja-Imperialismus zu beenden.

Udo Pollmer
Esst endlich normal!
4. Auflage 2011, Piper in München, 293 S., 9,95 €)
Mensch kann dem Autoren viel vorwerfen - von populistischen Vereinfachungen bis zu fehlendem Hintergrundwissen bei vielem, was er veröffentlicht. Aber nicht mangelnden Mut, die - vielfach richtigen und wichtigen - Fragen zu stellen, auch wenn sie unangenehm sind. Er macht das mit Eifer, so dass sich inzwischen Zeitschriftenartikel und Bücher türmen, in denen er mit scheinbaren Binsenweisheiten aufräumt. „Das Anti-Diät-Buch“, wie dieses Werk im Untertitel heißt, zählt etliche Vorschläge zum Schlankessen auf und wider-, nein: zerlegt sie im polemischen Stil. Der liest sich locker und wirft Fragen auf, um deren Beantwortung die Leser_innen sich aber lieber selbst bemühen sollten als sie einem Polemiker wie Pollmer zu überlassen. Immerhin: Etliche Quellenangaben untermauern die Kritik und reizen zur weiteren Recherche.

Claudia Weiß u.a.
Lebensmittel-Lügen
(2. Auflage 2014, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, 235 S., 12,90 €)
„Wie die Food-Branche trickst und tarnt“ - so lautet der Untertitel. Und tatsächlich erwartet die Leser_innen eine erschreckende Sammlung vieler Beispiele übelster Propaganda und Etikettierung mit vertuschenden Begriffen oder schlichten Lügen über Herkunft, Inhaltsstoffe oder Wirkungen von Lebensmitteln. Kein Bereich ist ausgelassen - auch nicht Öko- und das in Mode kommende vegane Essen. Das Buch schult den kritischen Blick auf Produkte und Produktionsbedingungen einer profitgetriebenen Wirtschaft.