2013-02:rez umwelt

Aus grünes blatt
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Bücher zu Umwelt

Ernst Ulrich v. Weizsäcker u.a.
Faktor Fünf
(2010, Droemer in München, 432 S., 22,99 €)
Um eins erhöht hat Weizsäcker seinen Faktor - „Faktor Vier„ hieß sein Buch, dass 1997 erschien. Ansonsten hat sich wenig geändert: Die AutorInnen beschreiben die Problemlage und setzen dann unverdrossen auf einen vom Staat regulierten Kapitalismus. Sie appellieren deshalb dafür, vorhandene Ressentiments gegen staatliches Macht zurückzustellen, um diesem die ökologische Zukunft anzuvertrauen. Auf die Idee, die Nutzung von Flächen und Umweltgütern den Menschen zu überlassen und ihre Selbstbestimmung zu stärken bzw. mindestens eine Demokratisierung anzustreben, kommen die im Denken von oben geübten AutorInnen gar nicht erst. Im Westen also nichts Neues.

Roland Kalb
Bär, Luchs, Wolf
(2007, Leopold Stocker in Graz, 376 S., 29,90 €)
160 Seiten Luchs (zwei Arten) sowie jeweils 90 Seiten zum Braunbär und zum Wolf machen das Buch zu einen Lesebuch über Biologie, Verhalten und Werdegang der drei Beutegreifer. Reich bebildert schildert der naturschutzerfahrene Autor die Geschichte der Bejagung, Verdrängung und schließlich der Rückkehr. Kritische Fragen und mögliche Probleme werden erörtert.

Hermann Fischer
Stoffwechsel
(2012, Antje Kunstmann in München, 301 S., 18,95 €)
Peak Oil, Klimawandel ... es gibt eine große Liste von Schreckensmeldungen über das Erdölzeitalter und sein mögliches Ende (mit Schrecken?). Hermann Fischer zeigt Alternativen, die auf biologischen Stoffen beruhen und nachwachsen. Von Ackerpflanzen als chemische Fabriken bis zu Produkten aus Milch oder die Umwandlung von Holz reicht die Liste der Möglichkeiten. Etwas überraschend sind die Leerstellen des Buches. Zur Konkurrenz zwischen Industriestoffen und Nahrung auf dem Acker oder zur Debatte um die grüne Gentechnik in diesem Bereich fehlen Hinweise im Buch.

Ralf Fücks
Intelligent wachsen. Die grüne Revolution
(2013, Carl Hanser in München, 362 S., 22,90 €)
Damit Ralf Fücks, bekannt als Vordenker grüner Regierungsfähigkeit bis hin zu Kriegsteilnahmen, das Wort Revolution auf einen Buchtitel hieven würde, bedurfte es sicherlich eines gesellschaftlichen Wandels, in dessen Rahmen viele Begriffe entwertet und zu Marketingzwecken deformiert wurden. So liegt es auch hier vor: Bezüglich der Ausführungen über den Umfang von Umweltzerstörungen ist es eine ordentliche Fleißarbeit - aber wiederholt damit auch nur, was längst tausendfach geschrieben wurde und bekannt ist. Hinsichtlich der nötigen Konsequenzen ist Fücks radikaler Befürworter von Wirtschaftswachstum. Dessen Kraft will er nutzen und träumt offen vom „Ökokapitalismus“ - bei den modernsten Grünen längst kein Schimpfwort mehr. Empfehlen: Lesen, damit niemand hinterher sagen kann, das sei nicht bekannt gewesen.

Wilfried Huismann
Schwarzbuch WWF
(2012, Gütersloher Verlagshaus, 256 S., 19,99 €)
Das Buch hat schnell Berühmtheit erlangt, und dazu hat die im Buch kritisierte Organisation ihren Anteil geleistet: Mit Versuchen, das Buch zu verbieten, mit teils entlarvenden Gegendarstellungen und Werbung durch Antiwerbung. Dabei enthüllt das Buch nichts Neues. Der WWF wurde von Industriellen, Großjägern und Adligen gegründet, er hat das nie verheimlicht. Das Nützliche am Buch ist, dass in vielen Details und seinen praktischen Wirkungen aufzulisten. Dass jetzt so viele erschrecken, zeigt die Naivität politischer Bewegungen und KommentatorInnen. Sie würden sich bei anderen Umweltverbänden, sollte da jemand genauer hinschauen, ähnlich die Augen reiben ...

Hanno Charisius, Richard Friebe, Sascha Karberg
Biohacking
(2013, Carl Hanser in München, 288 S., 19,90 €)
Es ist eine Mischung aus Abenteuerroman und Sachbuch - aber gelungen. Die Autoren führen in ihrer Nacherzählung eigene Erlebnisse an: Den Besuch von kleinen, selbstorganisierten Genlaboren in Garagen, Kellern und Küchen, aber schließlich auch den Aufbau eigener Möglichkeiten des Extrahierens, Kopieren und Manipulierens der DNA-Stränge. Das Buch zeigt eine bereits entstandene Szenerie von BiohackerInnen, die jedoch damit kämpfen, dass die Informationen und Mechanismen des Lebens unendlich komplexer sind als die Bausteine von Computern und Software, aus deren Welt der Begriff des Hackers entnommen wurde. Spannend zu lesen, dass diese Technik nicht nur den große Konzernen vorbehalten scheint.