2011-02:InnoPlanta-Forum 2011

Aus grünes blatt
Zur Navigation springenZur Suche springen

Aufruf zum Aktionstag am 5. und 6. September 2011 in Üplingen (Börde):

Organisierte Unverantwortlichkeit beenden!

Stoppt das InnoPlanta-Forum, das wichtigste Treffen der deutschen Agrogentechnik-Seilschaften!

(jb) Es ist seit Jahren das größte und auffälligste Treffen zwischen Konzernen, Behörden, Lobbyverbänden und sogenannten ForscherInnen in der Agrogentechnik Deutschlands. KWS-Chef von der Bussche war da, ebenso führende MitarbeiterInnen von Bayer, BASF, Pioneer, Monsanto und anderen. Matin Qaim, Stefan Rauschen und andere WissenschaftlerInnen, die sich aus den Millionentöpfen der Gentechnikförderung bedienen. Betagte und aktuelle JournalistInnen aus ZDF, MDR und anderen puschten das Treffen. PolitikerInnen und BehördenvertreterInnen aus zuständigen Ministerien in Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern bis zu Thomas Leimbach, Chef des Landesverwaltungsamtes, waren zugegen - letzterer hielt eine flammende Rede für die Versuchsfelder, die seine Behörde eigentlich überwachen soll. Rundherum gruppierten sich Geldgeber, LobbyistInnen und VertreterInnen derer, die mit Grund und Boden die ganze Sache unterstützten - vom Bürgermeister bis zur Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz (SBK). Anfang September 2011 soll es wieder soweit sein: Am 5. (Montag abend) und 6. (Dienstag tagsüber) lädt der Lobbyverband InnoPlanta unter seinem Vorsitzenden Uwe Schrader (FDP) zum Stell-Dich-Ein ins kleine Dorf Üplingen ein, wo mit Fördermitteln der EU und der SBK ein Hofgut als Treffpunkt der Seilschaften saniert wurde und wird. Hier wirbt zudem ein absurder Schaugarten für die Agrogentechnik. Mehr Felder mit gentechnisch veränderten Pflanzen als irgendwo anders in Deutschland bringen hier - inmitten der Börde als „Wiege der Saatzucht“ - ein permanentes und hohes Auskreuzungsrisiko in die Landschaft.

Stoppen wir die Propagandashow!

Gegen eine Technik, die Umwelt und Gesundheit gefährdet - und die BäuerInnen und VerbraucherInnen unterwerfen soll!
Für eine Welt, in der die Menschen bestimmen statt Profit- & Machtinteressen!

Seit Jahren füllen Konzerne, Lobbyverbände und fördermittelabhängige WissenschaftlerInnen die öffentliche Debatte mit Märchenerzählungen über Wundertaten gegen den Hunger, für eine giftfreie Umwelt oder für die Wirtschaftsbedingungen der LandwirtInnen. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Lobbyverbände und Konzerne, die hinter der Agrogentechnik stehen, betreiben andernorts das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft. In internen Schriften begründen sie die Gentechnik mit der „Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen“ (Zitat von Uwe Schrader, InnoPlanta-Chef und Mitbegründer des Schaugartens Üplingen - s. www.projektwerkstatt. de/gen/vorteile.htm). Gleichzeitig verweigern vor allem die Bundesbehörden die gesetzlich vorgeschriebene Akteneinsicht. Schluss mit der Verdummung. Wir fordern: Fakten und Offenheit statt Ideologie! Aufklärung statt Angst schüren!

Von Juni bis September ist der Schaugarten geöffnet, wirbt für eine industrielle Landwirtschaft mit Gentechnik und Energiepflanzenanbau. Gleichzeitig werden die umgebenden Flächen und Saatzuchtbetriebe einem erheblichen Verunreinigungsrisiko ausgesetzt, denn in Üplingen steht die Hälfte aller Felder mit gv-Pflanzen in Deutschland, flächenmäßig ist der Anteil noch höher. Schaugarten und Hofgut sind die wichtigsten Propagandaeinrichtungen der Agrogentechnik in Deutschland. Rundherum finden sich wichtige Einrichtungen, z.B. IPK und Bioparks in Gatersleben, das in allen Gentechnik-Seilschaften präsente bundeseigene Julius-Kühn-Institut (Quedlinburg), ein Firmensitz der KWS (Dreileben) und viele kleine Unternehmen. Am 5. und 6. September 2011 werden dann Schaugarten und Hofgut zum Treffpunkt des größten Seilschaftentreffens, dem InnoPlanta-Forum 2011. Grund genug also, Üplingen zu einem Aktionsschwerpunkt zu machen.

Am 5./6. September besonders: Den Seilschaften ihre Gentechnik-Suppe versalzen!

Für eine selbstbestimmte Landwirtschaft vom Saatgut und Acker bis zum Teller der VerbraucherInnen! Die Agrogentechnik ist nur ein Mittel, die Lebensmittelproduktion von Anfang bis Ende unter Kontrolle von Konzernen, Patenten und profitorientierten Wirtschaftsformen zu bringen. Dieses führt zu industriellen Anbaumethoden und Strukturen im ländlichen Raum. Folgen sind die Ausräumung der Landschaft, Gift- und Nährstoffeintrag in Boden, Luft und Wasser, gesundheitliche Gefahren, Abhängigkeiten, Intransparenz und ein Verlust von Gestaltungsmöglichkeiten der Menschen in ihrem Alltag. Wir wollen eine andere Welt - unter anderem, in der LEBENSmittel nicht nach Profitgesichtspunkten, sondern als selbstbestimmter Prozess von LandwirtInnen und VerbraucherInnen entstehen. Die BioTechFarm und ihr Schaugarten Üplingen sind eine Propagandafläche für eine industrielle Landwirtschaft. Zudem gefährden sie die bestehende gentechnikfreie Landwirtschaft und Saatzucht in der Börde und überall. Der Protest muss von unten kommen, denn Bundesbehörden, Landesregierung und -überwachungsbehörden sowie Teile staatlicher Medien und weiterer FunktionsträgerInnen sind fest integriert in die Seilschaften der Agrogentechnik, die in und um die Börde mit den Standorten Gatersleben, Üplingen, Quedlinburg und einigen anderen Orten ihr deutschlandweites Zentrum hat. Appelle an diese eingespielten Geflechte organisierter Unverantwortlichkeit und mafiöser Fördermittelvergabe werden allein nicht reichen. Darum brauchen wir regionalen und auch praktischen Widerstand - aus Gemeinderäten, von LandwirtInnen, Saatzuchtunternehmen, AnwohnerInnen und überhaupt allen, die nicht mehr länger zusehen wollen, wie die Börde zum Spielplatz der SaatguterobererInnen wird.

Möglich sind:

  • Gentechnikfreie Regionen in Gemeinden, Kreisen, der ganzen Börde und überall
  • Gemeinsame Vermarktung gentechnikfreier, regionaler Produkte
  • Vermehrter Anbau und/oder gemeinsamer Einkauf gentechnikfreier (Eiweiß-) Futtermittel
  • Gründung einer BürgerInneninitiative gentechnikfreie Börde (oder ähnlich)

Wir fordern zudem die Braunschweiger SBK auf, ihre landwirtschaftlichen Flächen und Güter nur noch zu verpachten für

  • umweltgerechte, möglichst zertifiziert-ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft
  • bäuerliche Betriebe unter Bevorzugung von Direktvermarktung und eigener Weiterverarbeitung


Mehr Infos:

  • Informationsdienst Gentechnik: www.keine-gentechnik.de
  • Veranstalter des InnoPlanta-Forums: www.innoplanta.com
  • BioTechFarm selbst: www.schaugarten-ueplingen.de
  • Kritische Seiten: www.biogeldfarm.de.vu und www.biotech-seilschaften.de.vu

Aktionsidee: Vorbild könnte der Castorprotest sein - aber hier als kleinere Ausgabe. Also: Ein bunter Aktionstag, wo viele Menschen mit ihren Ideen kommen und demonstrieren, blockieren, Straßentheater, Musik, Infostände usw.

Technische Hinweise:

  • Üplingen hat knapp 100 EinwohnerInnen und gehört zur Gemeinde Ausleben. Die liegt im Bördekreis ganz im Westen Sachsen-Anhalts, zwischen Oschersleben und Schöningen.
  • Das Hofgut ist das zentrale Gebäude im Ort. Die Einfahrt zur BioTechFarm liegt nördlich des Gebäudekomplexes an der Badelebener Straße.
  • Das InnoPlanta-Forum beginnt am 5. Juni abends mit der Auftaktveranstaltung. Dafür und am folgenden Tagesbeginn reisen die Konzernleute, BehördenvertreterInnen, LobbyistInnen usw. an. Das sollen auch die Aktionsschwerpunkte werden.


Wir brauchen Unterstützung!

Im Großraum Magdeburg-Börde-Braunschweig sind Übernachtungsplätze vom 5. auf den 6. September notwendig. Wir brauchen wahrscheinlich Fahrzeuge oder ein freundlich gesonnenes Busunternehmen, welches die Menschen von Üplingen zu den Schlafplätzen und wieder zurück bringt. Wo gibt es Platz, um z.B. auf einer Wiese zu zelten? Wer organisiert gemeinsame Anfahrten aus den verschiedenen Ecken des Landes? Wir suchen regionale AnsprechpartnerInnen, die das für ihre Gegend übernehmen.

MitträgerInnen und mehr Aktionsideen
Dieser Text ist nur eine kleine Information über die BioTechFarm, das dort am 5./6. September stattfindende InnoPlanta-Forum und was an Ideen, UnterstützerInnen und MitaufruferInnen gesammelt wurde. Wir freuen uns über bunte Flugblätter, Aktionen, Veranstaltungen - auch am Wochenende vorher z.B. in den Orten der Umgebung. Infoseite zu mehr: www.biotechfarm-schliessen.de.vu. Seid wütend! Werdet aktiv! In Üplingen und überall!


Bücher zur Umwelt

Gerhard Pretting und Werner Boote
Plastic Planet
(2010, Orange Press in Freiburg, 223 S.)
Das Buch zum Film ist ein spannendes Geschichtsbuch des Siegeszuges, den der Kunststoff auf der Welt seit 100 Jahren vollzieht. Bis in alle Winkel des Lebens und der Erde prägt Plastik das Leben wie das Sterben - und zwar mit allen Schattenseiten: Müllberge, die nicht verrotten, und immer neue Giftstoffe. Die Texte sind unterhaltsam geschrieben, bedrückend und informativ. Ein Farbteil zeigt Ausschnitte aus dem Film.

Ökologie und Ökonomie
(Wochenschau Nr. 2/2011, Wochenschau-Verlag in Schwalbach, 82 S., 21,60 €)
Das Themenheft ist für den Unterricht in der Sekundarstufe II konzipiert. Zu verschiedenen Themen im Spannungsfeld Ökologie und Ökonomie werden Textbausteine geliefert, die Ausgangspunkt für Debatten und z.B. Gruppenarbeit im Unterricht oder in anderen Bereichen der Bildungsarbeit sein können. Die Texte sind provokant gewählt, d.h. sie eignen sich überwiegend gut, um kontroverse Auseinandersetzung zu fördern. Jedes Kapitel endet mit einem oder mehreren Arbeitsvorschlägen.

Joachim Tepperwin
Nachweltschutz im Grundgesetz
(2009, Nomos in Baden-Baden, 244 S., 50 €)
Mit der Lupe ins Grundgesetz - so lässt sich dieses Buch etwas salopp beschreiben. Haarklein werden verschiedene Regelungen der Verfassung daraufhin überprüft, wieweit mit ihnen ein Schutz der Nachwelt verbunden ist. Dabei geht es um Wohlstandssicherung, den Schutz Ungeborener, den Schutz der Umwelt und die Frage, wieweit zukunftsorientiertes Handeln des Staates bereits im Grundgesetz angelegt ist. Fazit ist im Wesentlichen, dass die Ziele ausreichend benannt sind, aber es an der Durchsetzbarkeit mangelt. Könnten gerichtliche Verfahren durch „einen Vertreter der Nachwelt eingeleitet werden“, würde das den Rechtschutzinteressen helfen.

Fabian Sösemann
Umweltverträgliche Energienetze
(2009, Nomos in Baden-Baden, 205 S., 44 €)
In der Dissertation werden die Leitungsnetze verschiedener Energieformen untersucht: Gas und Strom werden darauf untersucht, welche Umweltbelastungen durch Bau und Betrieb der Leitungen entstehen und welche Formen der Energieerzeugung und des Verbrauchs einen umweltfreundlichen Betrieb, vor allem durch die Reduzierung von Leitungskapazitäten, nützlich sind. Das Ganze wird vor allem an den gesetzlichen Vorgaben des EnWG und der Umweltverträglichkeitsprüfung ausgerichtet. Ein detailliertes Buch für eine Spezialfrage der Energieversorgung, die in der politischen Debatte regelmäßig vergessen wird.