2009-03:Rezensionen Seite 7

Aus grünes blatt
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Rezensionen Seite 7

jb


Friedrich Fischer/Achim Lack
Biokraftstoffe
(2007, Vogel Buchverlag in Würzburg, 204 S., 24,80 €)
Ein Buch für alle, die die technischen Möglichkeiten des Einsatzes pflanzlicher Kraftstoffe in LKW und PKW sowie die Potentiale des Anbaus kennen wollen. Bis hin zum Umbau von Motoren ist alles präzise beschrieben - verbunden dennoch mit der Warnung davor, einfach selbst Fahrzeuge zu manipulieren. Die verschiedenen Pflanzenarten und die Herstellungsprozesse sind beschrieben. Die Gefahren z.B. durch den Anbau in Monokulturen werden zwar erwähnt, aber etwas leichtfertig abgetan. Dass ausgerechnet Afrika als Rechenbeispiel für den großflächigen Anbau von Palmölplantagen herhalten muss, zeigt verstecktes kolonialistisches Denken: Dort, wo Menschen hungern, weil die Flächen für Exportwaren erobert wurden, soll nun die nächste Anbauwelle folgen?

Martin Khor u.a.
Klima der Gerechtigkeit
(2007, VSA-Verlag in Hamburg, 191 S. plus DVD, 12,80 €)
Alte Männer (und wenige Frauen) halten der Reden, (meist junge) Namenlose tanzen auf der Straße. Transparente zeigen Verbandsnamen. So präsentiert sich der von großen NGOs, staatlichen Instituten und Parteistiftungen organisierte größte deutsche Umweltkongress McPlanet auf der Höhe der Zeit. Starredner: Klaus Töpfer - vor nicht allzu langer Zeit noch wohlbegründet Zielscheibe etlicher Kritik, als er als Umweltminister eine klimafeindliche Politik mittrug. Heute wird er hofiert und vom Publikum auf Umweltkongressen frenetisch gefeiert. The times they're changing ... So kann dieses Buch plus DVD, mit dem der McPlanet 2007 dokumentiert wird, wärmstens empfohlen werden - als Beweis, wie leer alles geworfen ist. Wegweisend die Antwort Sven Giegolds auf die Frage, ob seine unklaren Vorschläge vom Erfolg gekrönt sein werden: „Ich weiß es nicht“ (S. 170). Es könnte auch die Antwort auf seine Kapitelüberschrift sein: „Brauchen wir eine Revolution?“

Marc Engelhardt/Markus Steigenberger
Klima-Countdown
(2008, Schmetterling Verlag in Stuttgart, 123 S.)
Kein Fachbuch, sondern eine Sammlung von Reportagen - daher leicht zu lesen, mitreißend und beklemmend. Schlaglichtartig werden die Folgen des Klimawandels beschrieben, von der boomenden Malaria bis zur ausgedorrten Erde. Wem noch Sensibilität für Klimafragen fehlt, dem sei das Buch empfohlen. Perspektiven sind hingegen eher nur am Rande zu finden. Und sie bleiben im üblichen Rahmen. Emanzipatorische Perspektiven enthält das Buch nicht, stattdessen die übliche öko-autoritäre Propaganda, die in den NGOs vorherrscht. Danach „ist das Ordnungsrecht nicht der schlechteste Teil der Umweltgesetzgebung“ (S. 122)

Martin Oldiges (Hrsg.)
Immissionsschutz durch Emissionshandel - eine Zwischenbilanz
(2007, Nomos in Baden-Baden, 281 S., 49 €)
Anfangs war es noch der Streit um den Emissionshandel: Darf Luft handelbar werden? Inzwischen ist die Debatte zu einem ExpertInnenstreit um die besten Modelle des Handels geworden. Kritik wird vor allem dann laut, wenn der Handel nicht richtig zu funktionieren scheint, wenn Konzerne zu stark be- oder entlastet werden. Die Überschrift „Von der Notlösung zum Hoffnungsträger“ (S. 19) deutet diesen Wandel auch an, der im vorliegenden Band nachvollzogen wird. Dokumentiert ist eine Tagung im Jahr 2006, auf der verschiedene ReferentInnen die bisherigen Erfahrungen auswerten. Das Prägende ist die Einigkeit: Selbst in der abgedruckten Stellungnahme des BUND finden sich nur Kleinklein-Verbesserungsvorschläge innerhalb des offenbar allgemein akzeptierten Systems einer marktwirtschaftlichen Lösung von Klimaproblemen. Das Buch dokumentiert diese Lage der Dinge gut und ist daher wertvoll - auch später einmal bei der Suche nach den Gründen, warum das mit dem Klimaschutz nicht geklappt hat.

Bernhard Mühlbauer
Emissionshandel - System und öffentlich-rechtlicher Rechtsschutz
(2008, Nomos in Baden-Baden, 287 S., 63 €)
Eine wissenschaftliche Arbeit über die Tiefen und Untiefen des Rechtssystems hinter dem Zertifikatehandel, der angeblich dem Klimaschutz dienen soll. Immerhin wird sofort erkennbar, was oft verkannt wird: Neoliberalismus, also die totale Verwertung aller Lebensgüter, ist eine rechtsstaatliche Angelegenheit - und nicht etwa ein Marktmechanismus, der Regulierung beendet. Tatsächlich sind es neue und viele Regeln, nur andere. Wer die durchschauen will, ist mit dem Buch gut bedient. Es ist eine Fleißarbeit - aber ohne politische Analyse. Am Ende steht ein kleiner Ausblick, wie es weitergehen könnte mit dem Recht.