2007-01:Idee der "Widerstands-NomadInnen"

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Idee der "Widerstands-NomadInnen"

fb Noch bevor das entstand, was jetzt als "NomadInnen-Netzwerk" diskutiert wird, gab es eine Debatte über eine zum Teil ähnliche, in weiten Bereichen aber ganz anders gedachte Idee. Eine Person brachte dafür den begriff "Widerstands-NomadInnen" in die Debatte; die gleiche Person ist auch am "NomadInnen-Netzwerk" beteiligt - die namentliche Ähnlichkeit ist möglicherweise kein Zufall.

Der Begriff "NomadInnen" deutet darauf hin, dass es um Leute geht, die sich nicht in einem einzigen Projekt "verorten" wollen, sondern von Projekt zu Projekt ziehen, dort aktiv sind, sich aber nirgends "verwurzeln". "Widerstand" gibt einen Hinweis auf den politischen Ansatz. Es geht um politische Aktionen, die Organisierung von Widerstand gegen herausgehobene Herrschaftsverhältnisse (z.B. beim Castor, wo sehr offensichtliche Machtstrukturen auftreten) und um Widerstand im Alltag gegen die "ganz normale" Unterdrückung von Menschen und Anderen (z.B. sexistische, rassistische, erzieherische Übergriffe, denen mensch ständig begegnet).

Ausgangspunkt der "Widerstands-NomadInnen" ist ein Netzwerk "Offener Räume", die keine jeweils eigenen "BetreuerInnen" haben, sondern tatsächlich von verschiedenen, wechselnden Menschen "betrieben" werden. Diese Projekte sind schon von ihrem Ansatz her offen zugänglich und die Interessierten können hier ihre Ideen umsetzen und gleichberechtigt ("horizontal") miteinander in Kontakt kommen, sich austauschen. Es gibt da keine Leute, die verantwortlich für die Versorgung mit Essen oder Materialnachschub sind. Vielmehr wird transparent gemacht, welcher Bedarf besteht und wie dieser gedeckt werden kann. Und der Offene Raum funktioniert dadurch, dass seine NutzerInnen aufmerksam sind und sich um solche Notwendigkeiten kümmern.

Aber vielfach gibt es spezielle Bereiche, die nicht so einfach von allen gemacht werden können. Z.B. wo ein komplexes Heizungssystem besonderes Know-How erfordert wenn Probleme auftreten. Dieses Wissen wird auch weitergegeben, aber es bedarf schon einer gezielten Aneignung und möglicherweise auch Übung, um handeln zu können. Der Anspruch, dass möglichst viele NutzerInnen möglichst viele Bereiche des Offenen Raumes verstehen und handhaben können, bleibt bestehen. Aber der offene Charakter führt auch dazu, dass (im Idealfall) ständig neue Leute auftauchen, die dieses Wissen noch nicht haben. Und es soll auch keine Verpflichtung geben, sich um alles zu kümmern.

In einem Netzwerk von "Widerstands-NomadInnen" besteht hohe Transparenz darüber, wer welches spezielle, an einzelnen Orten benötigte Know-How hat und wie diese Menschen erreichbar sind. Es gibt einen ständigen Prozess von Kommunikation über Probleme und Erweiterungsideen für die Offenen Räume und auch der Wissenstransfer - z.B. durch Einführungsworkshops, technische Anleitungen und Vereinfachungen allzu komplizierter Strukturen - läuft permanent weiter. Idealerweise wächst die Zahl der "kompetenten" (auf die Spezialbereiche bezogen) Leute ständig und auch die Handhabbarkeit für "Neue" wird immer weiter verbessert.

Natürlich kann sich keine Person in allen Projekten des Netzwerkes auskennen. Deshalb haben einzelne Leute Schwerpunkte, für die sie sich kompetent halten und die sie anderen transparent machen. Z.B. auf einer Wiki-Seite, wo auch die Termine zu finden sind, wann wer in welchem Projekt sein will. Es jedoch nicht um ein System "fliegender HausmeisterInnen", sondern darum etwas Koordination in einen an sich vielfältigen, komplexen und kaum steuerbaren (gewollten) Wirrwarr von Projekten, Aktionen, Räumen, Kampagnen und den damit beschäftigten Menschen zu ermöglichen.

Ein wesentlicher Unterschied zum "NomadInnen-Netzwerk" besteht also darin, dass hier nicht getrennt wird zwischen Menschen, die sich um den Bestand eines Raumes kümmern und denen, die nur alle Gestaltungsmöglichkeiten haben wollen. Es gibt in dieser Idee keine "HausmeisterInnen" und es gibt keine NomadInnen, die den Anspruch erheben, nicht als Gäste gesehen zu werden, aber auch nicht zuständig für den Bestand des Projektes zu sein. Dagegen scheinen im "NomadInnen-Netzwerk" aktuell Leute - nicht nur, aber auch - auf der Suche nach Gastgeber-Projekten zu sein, die ihnen ein dieser Hinsicht privilegiertes, weil alle Möglichkeiten habend und trotzdem nicht zuständig sein müssend, Reisen von Ort zu Ort ermöglichen. So wie sich einige Prozesse gerade andeuten, besteht die Gefahr, dass nicht ein Mehr an Horizontalität, sondern an Dienstleistungen entsteht.

Im emanzipatorischen Sinne könnte es eine sinnvoll Idee sein, von vornherein mehr aufbauende Aktivitäten in die Projekte zu stecken, die Knotenpunkte eines NomadInnen-Netzwerkes sein sollen. Idealerweise werden die NomadInnen-Räume vollständig von NomadInnen organisiert und betrieben.